Ramipril-Tabletten
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Ramipril: Nebenwirkungen und Wirkung des Blutdrucksenkers

Von: Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.12.2024

Ramipril zählt zur Gruppe der sogenannten ACE-Hemmer und wird vorwiegend zur Senkung des Blutdrucks bei arterieller Hypertonie (Bluthochdruck) eingesetzt. Darüber hinaus findet der Wirkstoff auch Anwendung zur Vorbeugung von Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie etwa bei einer bestehenden Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche genannt). Zwar kann mit dem Wirkstoff Bluthochdruck erfolgreich behandelt werden, doch ist er nicht für alle Betroffenen das geeignete Medikament. Im folgenden Artikel informieren wir über die Wirkung und häufige Nebenwirkungen von Ramipril sowie über die richtige Dosierung, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen.

Ramipril: Wirkung und Anwendungsgebiete

Der Blutdruck wird ständig den Bedürfnissen des Körpers angepasst. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Hormon Angiotensin-II, das die Blutgefäße verengt und so den Blutdruck erhöht. Es regt auch die Produktion des Hormons Aldosteron an, welches den Salz- und Wasserhaushalt steuert und dadurch das Blutvolumen und den Blutdruck steigern kann.

Der Wirkstoff Ramipril hemmt das Angiotensin-Converting-Enzym (ACE, daher auch der Name ACE-Hemmer für Ramipril und andere Arzneimittel dieser Wirkstoffklasse), das für die Bildung von Angiotensin-II benötigt wird. Dadurch wird weniger Angiotensin-II gebildet, die Blutgefäße entspannen sich und der Blutdruck sinkt. Auch die Aldosteronproduktion wird verringert, wodurch der Körper mehr Wasser und Salz ausscheidet und in dessen Folge auch das Blutvolumen abnimmt. So hilft Ramipril, den Blutdruck zu senken und das Herz zu entlasten. 

Da Bluthochdruck ein wichtiger Risikofaktor für Krankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, kann die Therapie einer Hypertonie mit Ramipril auch vor diesen Folgeerkrankungen schützen.

Aus der Wirkweise von Ramipril ergeben sich folgende Anwendungsgebiete: 

  • Senkung des Blutdrucks bei Bluthochdruck
  • Herzinsuffizienz (meist in Kombination mit anderen Medikamenten, zum Beispiel mit Diuretika)
  • Vorbeugung eines erneuten Herzinfarkts
  • bei erhöhtem Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und weiterer potenziell tödlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Verlangsamung des Fortschreitens von Nierenerkrankungen mit und ohne Diabetes mellitus

Bei Bluthochdruck kann Ramipril alleine, als sogenannte Monotherapie, oder zusammen mit anderen Antihypertensiva (blutdrucksenkenden Mitteln) angewendet werden. Eine häufige Kombination ist zum Beispiel Ramipril und Amlodipin, ein Calciumkanalblocker. Diese beiden Wirkstoffe sind auch kombiniert in einer Tablette erhältlich.

Ramipril: Nebenwirkungen

Ramipril kann unterschiedliche Nebenwirkungen auslösen, die von der Dosierung, der Anwendungsdauer, der Häufigkeit der Einnahme und der Darreichungsform abhängen.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Ramipril zählen:

Zu den gelegentlich auftretenden Nebenwirkungen von Ramipril zählen unter anderem Juckreiz und ungewöhnliche Hautempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit, Atembeschwerden und Asthmaanfälle (bei vorliegendem Asthma bronchiale), eine erhöhte Harnausscheidung oder verschwommenes Sehen. Ebenso tritt gelegentlich ein sogenanntes intestinales angioneurotisches Ödem – eine Schwellung im Darm – auf.

Gelegentlich hat Ramipril zudem Auswirkungen auf die Sexualität. So kann es bei Männern und Frauen zu einem verringerten sexuellen Verlangen kommen und bei Männern zu Erektionsstörungen.

Husten durch Ramipril

ACE-Hemmer wie Ramipril können Reizhusten verursachen, weil sie in den Stoffwechsel von Bradykinin eingreifen. Bradykinin ist ein Botenstoff, der an der Regulation von Entzündungen und der Erweiterung von Blutgefäßen beteiligt ist. Normalerweise wird Bradykinin durch das Enzym ACE abgebaut. Weil ACE-Hemmer dieses Enzym blockieren, reichert sich vermehrt Bradykinin im Körper an.

Die Ansammlung von Bradykinin reizt bei manchen Menschen die Atemwege, was zu einem trockenen, unangenehmen Husten führt. Dieser Husten ist eine bekannte, aber harmlose Nebenwirkung, die bei etwa fünf bis 20 Prozent der Anwender*innen vorübergehend oder dauerhaft auftreten kann. Tatsächlich handelt es sich dabei um die häufigste Nebenwirkung von Ramipril. Sie stellt auch den häufigsten Grund für einen Therapieabbruch dar, weil der Husten zwar nicht gefährlich ist, von Betroffenen jedoch als quälend empfohlen wird. Falls Sie davon betroffen sind, besprechen Sie mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, welche Gegenmaßnahmen möglich sind oder ob ein alternatives Medikament für Sie infrage kommt.

Gewichtszunahme durch Ramipril?

Ramipril führt gelegentlich zu Ödemen (Wassereinlagerungen) in den Armen und Beinen, was sich durch Schwellungen der betroffenen Gliedmaßen zeigt. Das vermehrte eingelagerte Wasser kann dann zu einem erhöhten Körpergewicht führen. Ramipril selbst führt jedoch nicht zu einer Gewichtszunahme. Häufiger kommt es hingegen zu Appetitlosigkeit, was sogar eine Gewichtsabnahme zur Folge haben kann.

Ramipril: Nebenwirkungen auf die Psyche

Als gelegentliche Nebenwirkung kann Ramipril depressive Verstimmungen, Nervosität, Unruhe, Angst oder Schlafstörungen auslösen und somit Auswirkungen auf die Psyche haben.

Schwere Nebenwirkungen und Langzeitschäden möglich?

Schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit sind selten. Dazu zählen Überempfindlichkeitsreaktionen, die sich unter anderem durch starke Hautreaktionen sowie Schwellungen im Gesicht oder im Rachen zeigen können (Angioödem). Da diese die Atmung beeinträchtigen können, müssen Sie das Medikament in diesem Fall umgehend absetzen und sich in ärztliche Behandlung begeben oder im Zweifelsfall einen Rettungswagen verständigen. Todesfälle durch Ramipril sind jedoch sehr selten beziehungsweise Einzelfälle.

Gegenstand der Forschung ist noch, welche Langzeitschäden die längerfristige Anwendung von Ramipril haben könnte. So kam die Auswertung mehrerer Studien zu dem Ergebnis, dass die Langzeiteinnahme (über fünf Jahre) von ACE-Hemmern das Lungenkrebsrisiko um 19 Prozent erhöht. Jedoch konnte ein genauer Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und diesen Mitteln bislang nicht belegt werden. Außerdem wurde bei den Vergleichsgruppen nicht ausreichend zwischen Alter, Geschlecht, Gewicht sowie Rauch- und Trinkverhalten unterschieden. Nach jetzigem Stand der Forschung überwiegt daher der Nutzen von Ramipril gegenüber den möglichen Risiken.

Dosierung von Ramipril

Ramipril wird oral in Form von Tabletten, Kapseln oder Retardkapseln (Kapseln, die ihren Wirkstoff nicht auf einmal, sondern zeitverzögert nach und nach freigeben) eingenommen. Es gibt Ramipril in den Dosierungen 2,5 mg, 5 mg und 10 mg. Erhältliche Produkte sind zum Beispiel RamiLich© 5 mg (Zentiva) oder Ramipril HEXAL© 2,5 mg. Alle Arzneimittel mit Ramipril sind verschreibungspflichtig.

Die genaue Dosierung von Ramipril ist sehr individuell und muss immer ärztlich begleitet werden, bis der*die Patient*in richtig eingestellt ist. Wie viel Ramipril am Tag man nehmen muss, hängt von der zu behandelnden Erkrankung und bei Hypertonie auch davon ab, wie hoch der Blutdruck ist. 

Grundsätzlich wird mit einer niedrigen Dosis von 2,5 mg täglich (manchmal auch 1,25 mg) begonnen und diese dann bei Bedarf langsam gesteigert. Die Höchstdosis liegt bei 10 mg Ramipril pro Tag. Meistens wird diese einmal täglich zur gleichen Zeit eingenommen, in selteneren Fällen ist eine Aufteilung auf zwei Dosen empfohlen.

Bei der richtigen Dosierung von Ramipril sollte auch beachtet werden, dass der Wirkstoff bei älteren Personen stärker wirkt. Deshalb wird mit einer niedrigeren Anfangsdosis begonnen und diese langsamer gesteigert.

Wenn Sie Ramipril absetzen möchten, ist dies in der Regel ohne langsames Ausschleichen möglich. Dennoch sollten Sie dies nicht eigenmächtig tun, sondern nur nach ärztlicher Rücksprache.

Welche Wechselwirkungen gibt es?

Zwischen Ramipril und anderen Arzneistoffen kann es zu Wechselwirkungen kommen. Die Dosis gleichzeitig eingenommener Diuretika muss reduziert werden, sofern die Diuretika nicht ganz abgesetzt werden können.

Weiterhin kommt es zu Wechselwirkungen mit bestimmten Diabetes-Medikamenten, einigen Schmerzmitteln, Kortison und Lithium. Auch bei einigen Medikamenten gegen Gicht und Herzrhythmusstörungen sind Wechselwirkungen möglich. Eine vollständige Liste entnehmen Sie bitte der Packungsbeilage. Besprechen Sie mögliche Wechselwirkungen außerdem mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin.

Alkohol und blutdrucksenkende Mittel verstärken sich in ihrer Wirkung gegenseitig, was bei gleichzeitiger Einnahme zu Schwindel und Benommenheit führen kann. Halten Sie ärztliche Rücksprache dazu, ob und wie viel Alkohol Sie trinken dürfen. Mit anderen Nahrungsmitteln, wie Kaffee oder Milchprodukten, gibt es keine Wechselwirkungen. Auch kann die Einnahme mit oder unabhängig von Mahlzeiten erfolgen.

Gegenanzeigen: Wer darf Ramipril nicht einnehmen?

Bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff darf Ramipril nicht eingenommen werden. Dies ist auch der Fall, wenn in der Vergangenheit bereits eine allergische Reaktion auf einen anderen ACE-Hemmer aufgetreten ist. Ramipril ist außerdem nicht geeignet für Personen mit Verengungen der Nierenarterien sowie bei schweren Beeinträchtigungen der Nierenfunktion oder der Leber. Darüber hinaus sollte der Wirkstoff nicht bei Hyperaldosteronismus, einer übermäßigen Produktion des Hormons Aldosteron, eingesetzt werden.

Ramipril sollte nicht von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren genommen werden, da die Sicherheit bei jüngeren Menschen noch nicht ausreichend untersucht ist.

Auch während der Schwangerschaft darf Ramipril nicht eingenommen werden, insbesondere nicht nach der 12. Schwangerschaftswoche, da die Gefahr von schweren Missbildungen und Totgeburten besteht. Wenn Sie während der Einnahme von Ramipril schwanger werden, sollten Sie sich umgehend auf ein anderes Medikament umstellen lassen. Auch während der Stillzeit sollte Ramipril wenn möglich nicht eingenommen werden.

Alternativen zu Ramipril-Tabletten

Zur medikamentösen Therapie von Hypertonie gibt es mehrere Wirkstoffklassen. Welche davon geeignet ist, ist von Person zu Person unterschiedlich. Nicht selten müssen mehrere Mittel ausprobiert oder miteinander kombiniert werden, um den Blutdruck ideal einzustellen. Dazu werden Sie in Ihrer behandelnden Arztpraxis beraten. Als weitere ACE-Hemmer gibt es beispielsweise noch Captopril und Perindopril.

Als Alternative gelten die sogenannten AT1-Antagonisten, wie beispielsweise Candesartan oder Valsartan. Diese Wirkstoffe blockieren einen bestimmten Rezeptor (eine "Andockstelle") für Angiotensin-II, über den das Hormon seine gefäßverengende Wirkung entfaltet. Angiotensin-II wird dabei weiterhin produziert, jedoch bleibt der blutdrucksteigernde Effekt aus. Dadurch treten unangenehme Nebenwirkungen wie Reizhusten seltener auf.

Weitere Wirkstoffklassen sind Betablocker (zum Beispiel Metoprolol und Bisoprolol) sowie Calciumkanalblocker, darunter Amlodipin.

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