Frau nimmt Vitamin-D-Tablette gegen Vitamin-D-Mangel
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Vitamin-D-Mangel und -Überdosierung: Ursachen und Symptome

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.10.2024

Ein Vitamin-D-Mangel kann unterschiedliche Folgen haben. Da Vitamin D wesentlich an der Regulierung des Calciumhaushaltes beteiligt ist, kann es durch einen Mangel zu einer Instabilität der Knochen kommen. Allerdings kann nicht nur ein Vitamin-D-Mangel, sondern auch eine Überdosierung gefährlich sein und Symptome wie Durchfall und Bauchschmerzen, aber auch Nebenwirkungen wie schwere Organschäden auslösen. Wie erkennt man einen Mangel oder eine Überdosierung von Vitamin D, welche Ursachen gibt es und wie kann man vorbeugen? Was tun, wenn bereits ein Vitamin-D-Mangel besteht? Das lesen Sie hier!

Vitamin-D-Mangel – wann besteht er?

Nach Studien des Robert Koch-Instituts ist bei knapp der Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland der Vitamin-D-Spiegel zu niedrig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. geht hingegen davon aus, dass bei einem Großteil der gesunden Bevölkerung kein Vitamin-D-Mangel vorliegt, wenngleich sie auch nicht optimal versorgt ist.

Auch wie ein Mangel definiert ist, wird kontrovers diskutiert. Der Vitamin-D-Wert kann in Nanogramm (ng) pro Milliliter Blut oder Nanomol (nmol) pro Liter angegeben werden. Meist gelten Werte von mindestens 20 bis 30 Nanogramm Vitamin D (genauer gesagt 25-Hydroxyvitamin-D, kurz 25(OH)D) pro Milliliter Blut beziehungsweise 50 bis 75 nmol/l als normal, bei dauerhaft darunter liegenden Werten, spätestens aber ab Werten unter 12 ng/ml (entspricht 30 nmol/l) wird von einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung ausgegangen. Andere setzen den optimalen Wert sogar höher an und sprechen erst ab 30 bis 40 Nanogramm pro Milliliter Blut (75 bis 100 nmol/l) von einer ausreichenden Versorgung.

Vitamin-D-Mangel: Symptome und Folgen

Liegt langfristig ein Vitamin-D-Mangel vor, kann nicht mehr genügend Calcium aus dem Darm aufgenommen und in die Knochen eingelagert werden. Dadurch werden diese weich und biegsam. Bei Erwachsenen wird dieses Krankheitsbild der Knochenerweichung als Osteomalazie bezeichnet. Mögliche Symptome sind Deformationen in den Knochen des Beckens und des Brustkorbs, plötzliche Knochenbrüche und Knochenschmerzen, Muskelschwäche und eine Kraftminderung.

Bei Babys und Kindern können auch Verformungen am Schädel, an der Wirbelsäule und an den Beinen (O-Beine) auftreten. Dies wird Rachitis genannt.

Neben der Kindheit ist vor allem im Alter eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D von Bedeutung, um Osteoporose vorzubeugen. Typisches Anzeichen für diesen sogenannten Knochenschwund sind häufige Knochenbrüche aufgrund von porösen Knochen. Bei älteren Menschen können auch Mischformen zwischen Osteomalazie und Osteoporose auftreten.

Daneben wird der Körper durch einen Vitamin-D-Mangel aber auch anfälliger für Infekte. Ebenso wird vermutet, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D das Risiko für die Entstehung bestimmter Erkrankungen erhöhen könnte: Dazu gehören beispielsweise Krebs, Autoimmunerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden.

Eine Unterversorgung mit Vitamin D kann darüber hinaus Störungen der Herz- oder Muskelfunktion sowie trockene Augen zur Folge haben. Haarausfall ist dagegen kein typisches Symptom bei Vitamin-D-Mangel. Hier können beispielsweise ein Vitamin-B12-, Biotin- oder Vitamin-A-Mangel dahinterstecken.

Dicker Bauch und Magen-Darm-Probleme durch Vitamin-D-Mangel

Ein Vitamin-D-Mangel könnte auch indirekt die Ursache für einen dicken Bauch und Übergewicht sein: Liegt das Vitamin nicht ausreichend vor, wirkt sich das auf den Hormonhaushalt (zum Beispiel auf das Sättigungshormon Leptin) und den Energiestoffwechsel aus. Dadurch kann es zu Heißhunger sowie zur übermäßigen Einlagerung von Fett kommen, was wiederum eine Gewichtszunahme begünstigt. Einige Studien bringen die Einnahme von Vitamin D sogar in Zusammenhang mit besseren Diät-Erfolgen.

Darüber hinaus wird ein Vitamin-D-Mangel mit Störungen der Darmflora in Verbindung gebracht. Neben Übergewicht könnte das bakterielle Ungleichgewicht auch Nebenwirkungen wie einen aufgeblähten Bauch, Blähungen und Durchfall mit sich bringen.

Ursachen eines Vitamin-D-Mangels

Die wohl häufigste Ursache für einen Vitamin-D-Mangel stellt zu wenig Sonnenlicht dar – vor allem, weil sich viele Menschen wenig im Freien aufhalten. Besonders anfällig für einen Mangel sind ältere Menschen, die nur selten an die frische Luft gehen und so weniger Vitamin D mithilfe von Sonneneinstrahlung bilden können. Denn bei ihnen kommt hinzu, dass die Vitaminbildung in der Haut schlechter funktioniert als bei jüngeren Menschen.

Doch auch, wer aus anderen Gründen kaum Zeit im Freien verbringt oder wessen Haut stets bedeckt ist (etwa vollverschleierte Frauen), gehört zur Risikogruppe. Da Säuglinge im ersten Lebensjahr keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein sollen, sind sie zur Rachitisprophylaxe ebenfalls auf eine Supplementierung des Sonnenvitamins angewiesen. Dies geschieht in der Regel in Form von Tropfen.

Zudem werden zum Schutz vor Hautkrebs bei Sonnenschein oft Sonnencremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor verwendet. Diese Vorsicht ist grundsätzlich richtig, hat jedoch auch Nebeneffekte: Bereits bei einer Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 8 geht die Vitamin-D-Herstellung um etwa 95 Prozent zurück. Deshalb sollte man sich vor dem Eincremen der Haut möglichst einige Minuten ohne Sonnenschutz im Freien aufhalten. Bei sehr starker Sonneneinstrahlung sollte man allerdings stets ein Sonnenschutzmittel verwenden.

Weitere mögliche Ursachen für einen Vitamin-D-Mangel sind bestimmte Erkrankungen wie chronische Nieren- oder Lebererkrankungen sowie einige Medikamente, die den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinträchtigen können (zum Beispiel Antiepileptika). Ein Vitamin-D-Mangel steht zudem häufig in Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Darms, etwa Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Dadurch kann beispielsweise die Aufnahme von Vitamin D aus der Nahrung beeinträchtigt sein.

Vitamin-D-Mangel beheben: So geht's!

Ein Vitamin-D-Mangel kann entweder durch die künstliche Zufuhr von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel (beispielsweise in Form von Tabletten oder Tropfen) oder durch mehr verbrachte Zeit in der Sonne behoben werden. Denn 80 bis 90 Prozent unseres Vitamin-D-Bedarfs bildet der Körper unter Einfluss von Sonnenlicht selbst. Lebensmittel mit Vitamin D tragen hingegen nur etwa zu 10 bis 20 Prozent zu unserer Vitamin-D-Versorgung bei. Vitamin D ist unter anderem in Hering oder Champignons enthalten.

Gerade im Winter, wenn die Sonne in Ländern wie Deutschland oder Österreich nur selten und wenig intensiv scheint, ist es meist nicht möglich, einen Vitamin-D-Mangel auf natürlichem Wege auszugleichen, wenn die Speicher nicht schon vor der Winterzeit ausreichend aufgefüllt wurden. Ein ausgedehnter Winterspaziergang ab und an genügt also nicht, um einen Vitamin-D-Mangel zu beheben.

Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D

Wird der Vitamin-D-Mangel durch die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten bekämpft, sollte zuvor ein*e Arzt*Ärztin den Vitamin-D-Gehalt im Blut bestimmen. Anschließend kann die benötigte Dosis genau festgelegt werden. Dieses Vorgehen ist besonders wichtig, da es durch Vitamin-D-Präparate – im Gegensatz zur Vitamin-D-Produktion durch Sonnenlicht – zu einer Überdosierung von Vitamin D kommen kann.

Deswegen raten Fachleute dringend davon ab, Vitamin-D-Präparate auf eigene Faust einzunehmen. Besondere Vorsicht ist diesbezüglich bei Menschen geboten, die Herzglykoside einnehmen, da es hier zu Wechselwirkungen und einer gefährlichen Veränderung des Calciumspiegels kommen kann.

Solarium gegen Vitamin-D-Mangel?

Einige Menschen glauben, einen Vitamin-D-Mangel durch einen Besuch im Solarium beheben zu können. Doch ob dies hilft, ist in der Wissenschaft stark umstritten. Denn viele Solarien verwenden für die Bestrahlung nur noch UV-A-Licht, während für die Bildung von Vitamin D UV-B-Licht benötigt wird. Zudem steigt durch den regelmäßigen Besuch im Solarium das Risiko für Hautkrebs.

Sonnenbaden beugt Vitamin-D-Mangel vor

Im Winter bedient sich der Körper vor allem von den im Muskel- und Fettgewebe angelegten Vitamin-D-Vorräten. Zwischen Oktober und März nehmen diese Vorräte nahezu um die Hälfte ab. Besonders bei Personen, die bereits vor Beginn der Wintermonate einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut hatten, kann es dann während der dunklen Jahreszeit zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. Deshalb ist es wichtig, während der Sommermonate möglichst viel Zeit im Freien zu verbringen, um einen ausreichenden Vitamin-D-Vorrat anzulegen.

Empfohlen wird, sich zwei- bis dreimal wöchentlich für etwa fünf bis 25 Minuten bei Sonnenschein zur Mittagszeit im Freien aufzuhalten. Dabei sollten die Hände, das Gesicht und Teile der Arme und Beine unbedeckt und nicht durch Sonnencreme geschützt sein.

Überdosierung von Vitamin D

Bei Werten von mehr als 50 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut (125 nmol/l) ist laut Informationen des Robert Koch-Instituts von einer Überversorgung mit Vitamin D auszugehen. Je nach Quelle kann dieser Wert aber auch abweichen und höher ausfallen. Das Risiko für eine Überdosierung von Vitamin D auf natürlichem Weg ist relativ gering. In der Regel ist das Erreichen einer solchen Dosis nur über den unsachgemäßen Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln zu erreichen.

Was passiert, wenn man Vitamin D überdosiert?

Überschüssiges Vitamin D wird vom Körper nicht ausgeschieden, sondern in Muskeln und im Fettgewebe eingespeichert. Eine dauerhaft überhöhte Vitamin-D-Zufuhr kann zu einer erhöhten Calciumaufnahme im Darm und einer verstärkten Freisetzung von Calcium aus den Knochen führen. Die Folge ist eine Hypercalcämie. Das bedeutet einen erhöhten Calciumspiegel im Blut, was diverse gesundheitliche Beschwerden mit sich bringen kann. Zu den möglichen Symptomen einer Überversorgung gehören unter anderem:

Auch Erkrankungen des Verdauungstrakts, Herz-Rhythmus-Störungen, Bluthochdruck, Bewusstlosigkeit oder Depressionen können Folge einer Überdosierung von Vitamin D sein.

Langfristig kann es durch eine Überdosierung außerdem zu einer Verkalkung der inneren Organe kommen. Dadurch können besonders an den Nieren schwere Schäden entstehen, wie etwa Nierensteine, Nierenverkalkungen bis hin zu Nierenversagen. Sogar ein tödlicher Verlauf der Vergiftung ist möglich.

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Zu viel Vitamin D vermeiden

Die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlene Höchstmenge für die Zufuhr aus allen Nahrungsquellen (also Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel) liegt für Erwachsene bei 100 Mikrogramm pro Tag (4.000 sogenannte Internationale Einheiten, kurz IE).

Um nicht zu viel Vitamin D aufzunehmen, empfiehlt das BfR deshalb als Richtwert für eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin D durch Nahrungsergänzungsmittel eine Höchstmenge von 20 Mikrogramm oder 800 IE täglich.

Medikamente mit Vitamin D gelten ab Dosierungen von 25 Mikrogramm pro Tag beziehungsweise 1.000 IE als verschreibungspflichtig. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen dagegen keiner solchen Beschränkung. Dennoch sollten höher dosierte Nahrungsergänzungsmittel in jedem Fall nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden, um gesundheitliche Nebenwirkungen zu vermeiden.

Darüber hinaus gibt es hochdosierte Depot-Präparate, die nach ärztlicher Verordnung einmal wöchentlich oder alle 20 Tage eingenommen werden. Die Tabletten oder Kapseln enthalten häufig 20.000 IE Vitamin D.

Vitamin D durch Test selbst bestimmen?

Mittlerweile gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten verschiedene Tests, mit denen der Vitamin-D-Spiegel selbst bestimmt werden kann. Dies funktioniert ähnlich wie bei einem Blutzuckertest: Mit einer Lanzette erfolgt ein Stich in den Finger, anschließend muss die Blutprobe auf einen Teststreifen gegeben werden. Je nach Ausführung zeigt der Test dann nach einer kurzen Wartezeit ein Ergebnis an (ähnlich wie ein Corona-Schnelltest) oder der Teststreifen muss zur weiteren Untersuchung in ein Labor geschickt werden. Die letztgenannten Tests gelten gemeinhin als zuverlässiger als die Schnelltests.

Am sichersten ist es jedoch weiterhin, den Vitamin-D-Wert ärztlich bestimmen zu lassen, um falschen Ergebnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen.

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