Eisen in Schwangerschaft und Stillzeit
Eisenmangel ist einer der häufigsten ernährungsmedizinischen Risikofaktoren während der Schwangerschaft und Geburt sowie im Wochenbett und in der Stillzeit. Viele Frauen haben zu Beginn der Schwangerschaft wenig gefüllte oder weitgehend entleerte Eisenspeicher. Daraufhin kann es als Folge der Blutarmut der Mutter zu Fehl- und Frühgeburten kommen. Der Eisenbedarf ist während der Schwangerschaft wegen des ansteigenden Blutvolumens der Mutter und die notwendige Eiseneinlagerung in die kindlichen Gewebe besonders hoch. Ein Eisenmangel in der Schwangerschaft kann sich durch Symptome wie trockene Lippen und Haut, eingerissene Mundwinkel oder brüchige Nägel äußern. Was hilft und wie kann man vorbeugen?
Eisen: Bedeutung für die Gesundheit
Eisen ist für den menschlichen Organismus ein lebenswichtiges Spurenelement, das täglich mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Im Magen-Darm-Trakt wird der Mikronährstoff resorbiert und von dort in die Blutbahn weitergeleitet. Tag für Tag gehen über den Darm, die Haut und die Nieren geringe Eisenmengen verloren. Werden diese Verluste nicht ersetzt, kann sich im Laufe der Zeit ein Eisenmangel entwickeln.
Eisen ist ein wesentlicher Bestandteil des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Diese sind unermüdliche Sauerstofftransporteure, indem sie den gesamten Organismus mit seinen 60-100 Billionen Zellen mit Sauerstoff versorgen. Ebenso ist Eisen ein Bestandteil des roten Muskelfarbstoffs (Myoglobin) und zahlreicher Enzyme, die an der Energiebereitstellung unmittelbar beteiligt sind.
Drei bis fünf Gramm Eisen sind im Körper gespeichert. Zu diesen Speichern gehören die Proteine Hämosiderin und Ferritin. Sie sind in der Leber, dem Knochenmark, der Milz und Muskulatur vorhanden.
In der Schwangerschaft benötigt nicht nur die werdende Mutter Eisen, sondern auch das ungeborene Kind legt Eisenspeicher an. Der Bedarf an Eisen steigt daher bei schwangeren und stillenden Frauen an.
Wie zeigt sich Eisenmangel?
Die Symptome einer Eisen-Unterversorgung sind hauptsächlich:
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche
- Kopfschmerzen
- brüchige Fingernägel und trockene blasse Haut
- eingerissene Mundwinkel
- Kribbeln in Händen und Füßen
- Haarausfall
- Atemnot
- Herzklopfen
- erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten.
Bei ungenügender Eisenversorgung leeren sich die Eisenspeicher nur langsam. Symptome treten meistens erst auf, wenn die Neubildung roter Blutkörperchen behindert wird.
Mögliche Folgen des Eisenmangels
Für das ungeborene Kind bedeutet ein Eisenmangel nicht nur Risiken durch die erhöhte Infektanfälligkeit der Mutter, sondern es steigt auch die Gefahr, dass das Kind bei der Geburt zu wenig wiegt. Auch Fehl- und Frühgeburten oder Wachstumsstörungen können die Folge einer Anämie sein.
Darüber hinaus steigt bei der Mutter das Risiko von depressiven Verstimmungen und Stress, was sich wiederum auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken kann.
Zu beachten ist aber, dass nur eine starke und länger andauernde Anämie gesundheitliche Probleme verursacht, während eine leichte Blutarmut meist keine negativen Folgen für das ungeborene Kind hat.
Ursachen von Eisenmangel
Eisenmangel in schleichender Form entsteht durch Blutverluste zum Beispiel bei Verletzungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und insbesondere bei Frauen durch die Menstruation. Doch auch die Schwangerschaft ist eine mögliche Ursache des Eisenmangels, wenn der erhöhte Bedarf nicht ausreichend ausgeglichen wird. Eine Störung der Eisenaufnahme findet auch bei Magen-Darm-Erkrankungen statt, wenn zum Beispiel zu wenig Magensäure gebildet wird und die Nahrung nicht genügend Eisen enthält.
Frauen als Risikogruppe für Eisenmangel
Durch die monatliche Blutung sind Frauen im Alter von etwa 12 bis 50 Jahren durch Eisenmangel stärker gefährdet als Männer; der weibliche Bedarf liegt um 50 Prozent höher. Während Männer täglich 10 Milligramm Eisen benötigen, brauchen Frauen im gebärfähigen Alter mindestens 15 Milligramm.
Viele Frauen im gebärfähigen Alter sind nicht optimal mit Eisen versorgt. Manche weisen nicht genügend Eigenreserven auf, sodass die Gefahr einer Eisenmangelanämie im Fall einer Schwangerschaft besonders hoch ist. Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist ein Eisenmangel jedoch nicht allzu wahrscheinlich.
Erhöhter Eisenbedarf in der Schwangerschaft
Die wachsende Gebärmutter mit der Plazenta und der Fetus müssen mit Sauerstoff versorgt werden. Deshalb liegt der Eisenbedarf im letzten Drittel der Schwangerschaft mit 30 Milligramm pro Tag doppelt so hoch wie normal.
Das Neugeborene erhält bei der Geburt einen Eisenvorrat, der für circa vier Monate ausreicht. Außerdem wird das Baby über die Muttermilch mit Eisen versorgt, das jedoch vom Säugling nur zu 50 Prozent genutzt werden kann. Der Eisenbedarf einer stillenden Mutter beträgt rund 20 Milligramm pro Tag.
Eisenmangel in der Schwangerschaft: Was tun?
Grundsätzlich muss ein Eisenmangel ärztlich untersucht werden, um die Ursache zu behandeln und zu beseitigen. Das gilt insbesondere in der Schwangerschaft, nach Blutverlusten unter der Geburt und während der Stillzeit. Anhand der Laborbefunde des Blutes wird die Diagnose Eisenmangel gestellt. Wichtige Laborwerte sind dabei:
- Hämoglobin
- rote Blutkörperchen
- Eisen
- Ferritin
- Transferrin
Außerdem kann eine Untersuchung des Stuhls auf Blut und ein Eisenresorbtionstest (Aufnahmestörung im Darm) die Diagnose erhärten. Dabei wird die Eisenkonzentration im Blut vor und zwei Stunden nach der Einnahme einer Eisentablette gemessen.
Da die Blutwerte während der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert werden, wird ein Eisenmangel normalerweise frühzeitig entdeckt.
Bei Bedarf verschreibt der*die Arzt*Ärztin ein Eisenpräparat, das vorwiegend als Tablette auf nüchternen Magen vor dem Essen eingenommen wird. Über Nebenwirkungen der Eisensubstitution wie Schwarzfärbung des Stuhls, eventuelle Übelkeit oder Verstopfung sollte eingehend mit der*dem Gynäkolog*in gesprochen werden.
Aber Vorsicht: Verursachen oder verstärken Eisentabletten regelmäßige Übelkeit, kann dies zu einem Nährstoffmangel führen, der negative Auswirkungen für Mutter und Kind haben kann.
Eisenmangel in Schwangerschaft: Wie vorbeugen?
In der Schwangerschaft ist der Energiebedarf nur gering, der Nährstoffbedarf aber zum Teil um das Doppelte erhöht. Deshalb sollte nicht einfach nur mehr gegessen werden. Nur durch den abwechslungsreichen Verzehr von Nahrungsmitteln mit hoher Nährstoffdichte und dem weitgehenden Verzicht auf "leere" Kalorien ist dem Anspruch in der Schwangerschaft Rechnung zu tragen.
Eine vorbeugende Gabe von Eisenpräparaten in der Schwangerschaft ist bei gesunden Blutwerten nicht erforderlich.
Eisengehalt: Lebensmittel mit viel Eisen
Eisenhaltige Lebensmittel sind vor allem Fleisch und Fleischprodukte. Auch in Nahrungsmitteln pflanzlicher Herkunft ist Eisen vorhanden. Es kann jedoch wesentlich schlechter als tierisches Eisen verwertet werden. Durch die zusätzliche Aufnahme von Vitamin C kann die Verwertbarkeit pflanzlichen Eisens gesteigert werden. Es empfiehlt sich daher, ein Glas Orangensaft vor dem Essen zu trinken oder die Mahlzeit mit Nahrungsmitteln zu kombinieren, die reichlich Vitamin C enthalten.
Pflanzliche Lebensmittel mit hohem Eisengehalt sind grüne Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornbrot. Dass Spinat besonders viel Eisen enthalten soll, ist ein Ammenmärchen.
Die reguläre Eisenaufnahme kann durch bestimmte Substanzen behindert werden. Dazu zählen beispielsweise Oxalsäure, die unter anderem in Rhabarber und Spinat enthalten ist, Alginate in Puddingpulver und Tütensuppen, Tannine in Kaffee und in schwarzem Tee sowie Phytinsäure als Inhaltsstoff von Reis und Soja. Auch Antibiotika und Antacida (magensäureneutralisierende Substanzen) behindern die Eisenaufnahme.
Um den erhöhten Eisenbedarf zu decken, sollte zweimal wöchentlich eine Fleischbeilage auf dem Speiseplan stehen. Wegen des geringen Fettgehaltes sind Rindfleisch und mageres Geflügel zu bevorzugen. Eine weitere Ergänzung des Eisenbedarfs ist durch zwei Fischmahlzeiten in der Woche zu erreichen.