Affenpocken an der Hand
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Mpox-Virus: Wie gefährlich sind die "Affenpocken"?

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.08.2024

In Europa und vielen anderen Ländern der Welt wurde im Jahr 2022 eine plötzliche Ausbreitung des Mpox-Virus (früher auch "Affenpocken" genannt) verzeichnet. Anfang Mai hatte die UK Health Security Agency (UKHSA), also die englische Gesundheitsbehörde, den ersten Fall von Infektionen mit Mpox registriert. Die erkrankte Person soll sich in Nigeria angesteckt haben und anschließend nach Großbritannien gereist sein. Nur wenige Tage später wurden weitere Fälle bekannt – zuerst in England, dann auch in anderen Ländern auf verschiedenen Kontinenten sowie in Deutschland. Aktuell breitet sich eine neue Variante in einigen afrikanischen Ländern aus. Was ist Mpox für ein Virus und wie gefährlich ist die Erkrankung? Welche Symptome treten auf und wie erfolgt die Ansteckung? Infos zu dem Virus, der Impfung und der neuen Variante finden Sie hier.

Was ist das Mpox-Virus?

Bei einer Mpox-Infektion handelt es sich um eine pockenähnliche Erkrankung, die durch Viren verursacht wird. Der Erreger wird als Monkeypox-Virus (MPXV) oder Affenpockenvirus (Orthopoxvirus simiae) bezeichnet und kommt vor allem in West- und Zentralafrika vor. Das Virus ist eng verwandt mit dem Variola-Virus, dem Erreger der Pocken.

Entdeckt wurde das Virus im Jahr 1958 bei Affen – daher der Name. 1970 wurde eine Infektion mit dem Erreger erstmals bei Menschen nachgewiesen. Um Missverständnisse oder eine Stigmatisierung zu vermeiden, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2022 beschlossen, der Erkrankung und ihren Virusvarianten einen neuen Namen zu geben. Diese Bezeichnung lautet Mpox.

Die Infektionen, die im Jahr 2022 bekannt wurden, waren auf die Virusvariante Klade II zurückzuführen. Aktuell breitet sich eine mutierte Variante des Mpox-Virus Klade Ib aus.

Wie gefährlich ist eine Mpox-Infektion?

Im Gegensatz zu Pocken verläuft eine Infektion mit Mpox-Viren deutlich seltener tödlich. Die Sterblichkeit wird (je nach Quelle und Virusvariante) mit ein bis elf Prozent angegeben. Die WHO spricht von drei bis sechs Prozent, wobei die realen Zahlen aufgrund der schlechteren Diagnosemöglichkeiten in den üblicherweise betroffenen Regionen vermutlich niedriger liegen. Generell liegt die Sterblichkeit bei Infektionen mit Klade Ib eher im oberen Prozentbereich, bei Klade II im unteren. Besonders Kinder und Menschen mit Immunschwäche sind gefährdet, an der Infektion zu versterben.

Bei Schwangeren kann die Erkrankung zu Komplikationen oder Fehlgeburten führen. Es besteht zudem das Risiko von Binde- oder Hornhautentzündungen bis hin zur Erblindung. Weitere mögliche Komplikationen sind Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen oder bakterielle Hautinfektionen. Darüber hinaus können nach Abheilung des Hautausschlags Narben zurückbleiben.

Mpox-Infektion: Wie erkennt man die Symptome?

In den meisten Fällen verursacht die Krankheit nur milde Symptome, mitunter können die Fälle sogar unentdeckt bleiben. Allerdings sind auch schwere Verläufe möglich. Bei Betroffenen, die sich mit der Variante Klade Ib infiziert haben, sind schwere Verläufe häufiger. Der Ausschlag breitet sich darüber hinaus stärker aus und die Symptome halten länger an.

Symptome der Erkrankung sind unter anderem:

Etwa ein bis drei Tage später tritt ein pockenähnlicher Ausschlag auf, der meist im Gesicht beginnt und sich dann auf andere Bereiche des Körpers ausbreitet. Häufig ist er auch im Anal- und Genitalbereich oder an den Händen, Füßen oder der Brust zu beobachten. Darüber hinaus kann er beispielsweise die Schleimhäute der Mundhöhle oder die Bindehaut betreffen.

Dieser Hautausschlag verändert sich im Verlauf der Erkrankung – von Flecken über Papeln bis zu Pusteln – und verschorft, bevor die Krusten schließlich abfallen und (gegebenenfalls unter Narbenbildung) abheilen. Die Läsionen können jucken oder sehr schmerzhaft sein. Ein erster Fallbericht deutet zudem darauf hin, dass Hautbläschen im Mundwinkel (Mundwinkelulkulus) auch ein erstes Frühzeichen einer Infektion darstellen könnten.

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Symptome, beträgt meist fünf bis 13 Tage, maximal drei Wochen. Selten wurden auch Inkubationszeiten von zwei bis vier Tagen beobachtet.

Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Mpox, kann ein Abstrich aus dem Rachen oder beispielsweise aus offenen Hautläsionen entnommen werden, um die Diagnosezu sichern. Ausgeschlossen werden sollten andere Hautkrankheiten wie zum Beispiel Windpocken, Herpes simplex, Herpes zoster (Gürtelrose) oder Syphilis sowie nach einer entsprechenden Reise gegebenenfalls auch Tropenkrankheiten wie Malaria oder Leptospirose.

Mpox: Wie erfolgt die Behandlung?

Meist heilt die Erkrankung auch ohne Behandlung innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Eine spezifische Behandlung existiert derzeit nicht. Im Zentrum der Therapie stehen daher in der Regel die Behandlung der Symptome sowie das Verhindern einer zusätzlichen bakteriellen Infektion, in deren Folge es beispielsweise zu einer Lungen- oder Hirnhautentzündung kommen kann.

Eine frühzeitige Impfung gegen Pocken oder die Gabe von Antikörperpräparaten kann jedoch helfen, den Verlauf abzumildern. In der Europäischen Union ist seit Januar 2022 zudem der antivirale Wirkstoff Tecovirimat zur Therapie zugelassen.

Wie steckt man sich mit dem Mpox-Virus an?

Bei Mpox handelt es sich grundsätzlich um eine Zoonose, also eine Erkrankung, die von Tieren auf Menschen übergeht. Mögliche Infektionsquellen sind das Fleisch afrikanischer Wildtiere ("Bush Meat") oder enger Kontakt mit infizierten Tieren – durch Bisse, Kratzer oder Sekrete kann der Erreger beispielsweise übertragen werden. Zu den möglichen Überträgern gehören nur selten Primaten, vor allem aber Nagetiere, wie afrikanische Wildhörnchen oder Ratten. Affen sind lediglich Fehlwirte des Virus. In Afrika sind vor allem Kinder von der Erkrankung betroffen, da sie sich häufiger beim Spielen mit infizierten Tieren anstecken.

Mpox-Viren der Variante Klade II gelten als nicht sehr ansteckend, denn eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt nur bei engem Kontakt, häufig beim Geschlechtsverkehr. Die Erkrankung ist nicht formell als sexuell übertragbare Krankheit eingestuft, eine Ansteckung durch direkten Kontakt mit Haut und Schleimhaut kann aber auch beim Sex erfolgen. Zudem wurde der Erreger auch in Sperma gefunden.

Grundsätzlich kann eine Ansteckung aber auch auf anderem Weg erfolgen. Möglich ist dies zum Beispiel bei Berührung der aufbrechenden Pusteln oder über Tröpfcheninfektion, also über das Einatmen von Tröpfchen mit ausgeschiedenen Atemwegssekreten, die beim Sprechen in die Luft abgegeben werden. Auch der Speichel kann infektiös sein. Die Übertragung ist zudem über Gegenstände möglich, beispielsweise über gemeinsam benutze Handtücher, die mit den Körperflüssigkeiten in Kontakt kamen. Das Virus kann auf Oberflächen nach Angabe des Robert Koch-Instituts (RKI) Tage bis Monate überleben. Viren des Typs Klade Ib sind dabei ansteckender als jene der Variante Klade II.

Infizierte sind während der gesamten Krankheitsdauer ansteckend (auch schon vor Auftreten des Hautausschlags), meist etwa zwei bis vier Wochen lang.

Wie kann man die Ansteckung und Ausbreitung verhindern?

Zum Schutz vor Mpox-Viren sollte man Abstand zu Infizierten halten, engen Hautkontakt vermeiden und keine Gegenstände gemeinsam nutzen. Die im Rahmen der Corona-Pandemie für die meisten Menschen selbstverständlich gewordenen Hygienemaßnahmen – also beispielsweise gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife sowie die Verwendung von Desinfektionsmittel – sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation auch zum Schutz vor Mpox-Infektionen geeignet.

Infizierte sollen sich in Deutschland für mindestens 21 Tage in Isolation begeben. Diese kann nur beendet werden, wenn die Symptome ausgeheilt sind. Auch Kontaktpersonen von Infizierten wird eine entsprechende Quarantäne empfohlen.

Infizierte sollten sich sicherheitshalber auch von ihren Haustieren fernhalten, um diese nicht anzustecken, warnen die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und das Friedrich-Loeffler-Institut. Einen entsprechenden Fall hat es bereits in Paris mit einem infizierten Hund gegeben. Wichtig ist auch, dass Infizierte den Haushaltsabfall vor Nagern und anderen Tieren schützen. Diese Vorsichtsmaßnahme soll verhindern, dass das Virus auf Tiere überspringt und sich anschließend in hiesigen Populationen verbreitet, um hier endemisch zu werden.

Grundsätzlich kann man sein persönliches Ansteckungsrisiko senken, indem man die Zahl der Sexualpartner*innen möglichst gering hält. Kondome schützen nur bedingt vor einer Ansteckung, da die Übertragung auch über Hautkontakt stattfinden kann. Es wird jedoch empfohlen, noch acht Wochen nach der Heilung Kondome zu verwenden, da der Erreger so lange noch in der Samenflüssigkeit vorhanden sein könnte.

Nicht vollständig geklärt ist nach Angabe der WHO, ob eine durchgemachte Infektion eine lebenslange Immunität zur Folge hat. In Afrika gab es offenbar Fälle, in denen Menschen sich nach der Genesung erneut mit Mpox-Viren infiziert hatten.

Wie viele Fälle sind bislang bekannt?

Bislang wurden laut der US-Seuchenschutzbehörde CDC weltweit 91.169 Mpox-Infektionen (Stand: 15.08.2024) weltweit gemeldet, teils in zuvor kaum betroffenen Ländern. Die Variante Klade Ib wurde bisher vor allem in afrikanischen Staaten offiziell gemeldet. Wie viele Erkrankungsfälle auf genau diese Variante zurückzuführen sind, ist derzeit aber nicht bekannt.

Eine erste Infektion in Europa, die auf Klade Ib zurückzuführen ist, meldeten die schwedischen Behörden am 15. August 2024. Die betroffene Person hatte sich während eines Aufenthalts in Afrika mit dem Virus angesteckt.

Besteht die Gefahr einer Epidemie oder Pandemie?

Am 23. Juli 2022 entschied die WHO, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen, da sich das Virus immer weiter ausbreitet. Auch in den USA wurde bald darauf der Gesundheitsnotstand ausgerufen. Tests, Impfungen und Kontaktnachverfolgung waren die wichtigsten Methoden zur Eindämmung des Ausbruchs. Die Situation hinsichtlich der Ausbreitung von Klade II hat sich mittlerweile wieder beruhigt.

Am 14. August 2024 hat die WHO mit Blick auf die Ausbreitung von Klade Ib eine "gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite" ausgerufen. Konkrete Konsequenzen hat dies zunächst nicht. Vielmehr soll die Bekanntgabe dieser Notlage die Behörden weltweit zu erhöhter Wachsamkeit aufrufen. Fälle außerhalb Afrikas sind aktuell noch nicht bekannt.

Auch in der Vergangenheit hatte es bereits einzelne Fälle von Mpox-Infektionen gegeben, ohne dass es zu einer größeren Epidemie gekommen wäre. Seit 2017 werden in Nigeria vermehrt Fälle von Infektionen bei Menschen gemeldet. Nach Angaben der WHO gab es in Afrika allein im Jahr 2022 mehr als 1.400 Infektionsfälle, 72 verliefen tödlich. Mehrfach traten auch in der Vergangenheit vereinzelte Fälle außerhalb von Afrika auf.

Wie erfolgt die Impfung gegen das Mpox-Virus?

Wer noch gegen Pocken geimpft wurde, gilt auch als vor Erkrankungen mit Mpox geschützt – die WHO meldet diesbezüglich eine Wirksamkeit von 85 Prozent. Allerdings lässt der weltweite Impfschutz gegen Pocken in der Bevölkerung nach, da die Erkrankung seit 1980 als ausgerottet gilt und die Impfkampagne daher beendet wurde.

Einen Schutz kann eine Weiterentwicklung des Pocken-Impfstoffes mit dem Namen Imvanex® von Bavarian Nordic (in den USA unter dem Namen Jynneos® bekannt) bieten. Dieses Vakzin ist seit 2013 in der EU als Impfstoff gegen Pocken zugelassen. Eine offizielle Erweiterung der Zulassung als Impfstoff gegen Mpox-Viren in der EU wurde am 25. Juli 2022 durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bestätigt.

Es werden zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 28 Tagen empfohlen. Als Wiederauffrischung der Pockenimpfung wird eine einmalige Gabe als ausreichend erachtet. Laut Aussagen der britischen Gesundheitsbehörde im November 2022 bietet bereits die erste Impfstoffdosis mit einer Wirksamkeit von etwa 78 Prozent einen starken Schutz.

Um die verfügbaren Impfstoffmengen besser nutzen und auf mehr Menschen aufteilen zu können, genehmigte die EMA am 19. August vorübergehend ein neues Impfverfahren, bei dem das Vakzin nicht wie bislang vollständig unter die Haut (subkutan), sondern nur unter die oberste Hautschicht (intradermal) verabreicht wird. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass nur ein Fünftel der Impfstoffmenge benötigt wird, sodass insgesamt fünfmal so viele Menschen mit den vorhandenen Dosen geimpft werden können. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens wurde im Jahr 2015 in einer Studie belegt.

Die Nebenwirkungen sind recht mild und umfassen beispielsweise Kopf- und Muskelschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit. Wird die Impfung in statt unter die Haut verabreicht, steigt das Risiko für lokale Impfreaktionen wie Rötungen oder Verdickungen der betroffenen Hautstelle.

Für wen wird die Impfung empfohlen?

Am 9. Juni sprach die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Empfehlung für bestimmte Risikogruppen (ab 18 Jahren) aus:

  • Menschen, die engen körperlichen Kontakt mit Infizierten hatten, sollten so schnell wie möglich (am besten innerhalb von vier Tagen), spätestens aber nach 14 Tagen, geimpft werden.
  • Dies gilt auch für medizinisches Personal oder Laborpersonal nach ungeschütztem Kontakt zu Infizierten beziehungsweise infektiösen Laborproben oder kontaminierten Materialien.
  • Männer mit wechselnden Sexualkontakten zu anderen Männern sollten sich vorbeugend impfen lassen, weil sich die Erkrankung in Deutschland vor allem in dieser Gruppe verbreitet hatte.
  • Vorbeugend geimpft werden sollten außerdem Personen, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, weil sie in Speziallaboren tätig sind (nach individueller Risikobewertung).

Da zunächst nur eingeschränkte Mengen des Impfstoffs verfügbar waren, empfahl das RKI, zunächst möglichst vielen Menschen eine Erstimpfung zur Verfügung zu stellen und die zweite Impfdosis zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, da diese vor allem benötigt wird, um den Impfschutz für eine längere Dauer aufrechtzuerhalten. Mittlerweile sind hierzulande allerdings ausreichend Impfstoffe verfügbar, sodass Betroffenen geraten wird, auch die Zweitimpfung nicht zu vernachlässigen. In Afrika ist der Impfstoff gegen Mpox-Viren allerdings weiterhin Mangelware, weshalb die Krankheit dort noch längst nicht unter Kontrolle ist.