Kind mit Allergie putzt seine Nase
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Allergien bei Säuglingen und Kleinkindern

Von: Gesundheit-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 14.05.2019

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Allergien noch eine Seltenheit, heutzutage sind sie jedoch zu einer echten Volkskrankheit geworden und – Allergien sind weiter auf dem Vormarsch. Inzwischen erkranken auch immer mehr Babys und Kinder an Allergien. Bereits bei der Einschulung leiden 10 bis 15 Prozent der Kinder heute an Neurodermitis und 25 bis 30 Prozent an einer Pollenallergie. 40 Prozent der kleinen Allergiker entwickeln bei fehlender oder mangelnder ärztlicher Betreuung in späteren Lebensjahren ein allergisches Asthma.

Frühe Diagnose von Allergien ist wichtig

Allergien im Kindesalter bleiben oft zu lange unerkannt. Mit einer frühen Diagnose und entsprechend gezielter Behandlung lassen sich viele Allergien gut kontrollieren und den weiteren Erkrankungsverlauf günstig beeinflussen.

Der frühe Arztbesuch bei entsprechenden Symptomen ist deshalb besonders bei kleinen Kindern wichtig. Werden Allergien nicht erkannt oder ungenügend behandelt, sind die Kinder in ihrer Entwicklung und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt.

Wer ist gefährdet?

Ein großer Risikofaktor ist zweifellos die genetische Veranlagung. Haben beide Eltern Allergien, liegt das Allergierisiko der Kinder bei über 30 Prozent; ist nur ein Elternteil betroffen, liegt das Risiko immerhin noch bei 20 Prozent. Aber: Nicht jeder der genetisch vorbelastet ist, muss auch zwangsläufig zum Allergiker werden.

Umgekehrt entwickeln etwa 15 Prozent aller Kinder, die nicht genetisch vorbelastet sind, trotzdem Allergien. Der Grund: Bei der Entstehung von allergischen Erkrankungen spielen neben der Vererbung auch der Lebensstil und die Umwelt eine große Rolle.

Warum nehmen Allergien bei Kindern zu?

Die Gründe sind noch nicht definitiv geklärt. Offensichtlich ist aber, dass in Industrieländern mit hohem Lebensstandard auch die Allergien auf dem Vormarsch sind. Dazu tragen insbesondere ein Übermaß an Hygienemaßnahmen rund ums Kind beziehungsweise der häufige Einsatz von Desinfektionsmitteln bei.

Zu bedenken ist jedoch, dass bei Säuglingen bereits geringe Mengen eines Allergens ausreichen können, um allergische Reaktionen wie Ausschlag, Durchfall oder Schwellungen zu verursachen.

Allergiekarriere: Entwicklung von Allergien bei Säuglingen und Kindern

Die Entwicklung von Allergien bei Babys und Kindern nimmt oft einen typischen Verlauf:

  • Im Säuglingsalter ist es die Neurodermitis, eine entzündliche Hautveränderung, die von Nahrungsmitteln beeinflusst werden kann, namentlich von Kuhmilch und Hühnereiweiß.
  • Ab zwei Jahren – bei Abklingen der Neurodermitis – können sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen erste Asthma-Symptome bemerkbar machen. Auslöser sind nun – neben viralen Infekten – die sogenannten Inhalationsallergene, typischerweise Hausstaubmilben oder Tierhaare.
  • Im Schulalter kommt sehr oft noch eine Pollenallergie (Heuschnupfen) hinzu.

Dieser typische zeitliche Ablauf ist unter dem Namen Allergiekarriere oder allergischer Marsch, in der englischsprachigen Literatur als "allergic march" oder "atopic march", bekannt. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch nicht, dass alle Kinder mit Neurodermitis später an Asthma oder Heuschnupfen erkranken.

Allergien: Empfehlungen zur Vorbeugung

Risikokinder sind Kinder, deren Eltern und Geschwister Allergien haben und die somit eine erbliche Veranlagung haben. Wenn Personen, die eine erbliche Veranlagung haben, häufig mit Allergenen in Berührung kommen, so kann die allergische Erkrankung viel einfacher und früher ausbrechen als bei Menschen ohne diese Veranlagung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Allergie kommt, steigt bei Risikokindern umso stärker, je weniger vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Folgende Faktoren spielen für die Vorbeugung von Allergien bei Kindern eine große Rolle:

  1. Rauchen
  2. Stillen
  3. Beikost
  4. Diäten
  5. Haustiere
  6. Hausstaubmilben
  7. Impfungen
  8. Hygiene

Im Folgenden erläutern wir, in welchem Zusammenhang diese Faktoren mit der Wahrscheinlichkeit stehen, dass ein Kind eine Allergie entwickelt.

1. Rauchen in der Schwangerschaft fördert Allergien

Während und nach der Schwangerschaft für eine rauchfreie Umgebung sorgen und auf das Rauchen verzichten. Zigarettenrauch (auch passives Rauchen) verstärkt allergische Reaktionen und erhöht das Risiko für Allergien sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern erheblich. Eine Frau, die während ihrer Schwangerschaft raucht, erhöht das Allergierisiko des Kindes auf das Achtfache.

2. Stillen senkt das Allergierisiko

In den ersten Lebensmonaten (vier bis sechs Monate) sollten Kinder ausschließlich gestillt werden. Für die Stillende wird eine ausgewogene Ernährung empfohlen, spezielle Diäten sind nicht notwendig.

3. Die richtige Beikost

Wenn vollständiges Stillen nicht möglich ist, so sollte nur allergenarme, sogenannte hypoallergene Säuglingsnahrung gegeben werden. Die Einführung von Beikost empfiehlt sich erst nach dem vierten bis sechsten Monat. Dabei ist zu beachten, dass immer nur ein neues Lebensmittel pro Woche eingeführt wird.

4. Diäten und Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel

Diäten sind ohne den Nachweis einer Allergie abzulehnen, da sie für Kinder und Eltern nur unnötig Stress bedeuten. Nahrungsmittel mit hohem Allergierisiko wie frische Kuhmilch, Eier, Fisch, Nüsse, Tomaten, Zitrusfrüchte, Soja, Schokolade, Sellerie und Weizenmehl sollten dagegen im ganzen ersten Lebensjahr generell nicht gegeben werden.

5. Haustiere: nicht zu früh Kontakt ermöglichen

Die frühere, generelle Empfehlung amerikanischer Allergologen, Katzen komplett aus dem Haushalt zu verbannen, ist inzwischen relativiert worden. Allerdings empfiehlt es sich, den frühen Kontakt zu Tierhaaren zu vermeiden. Dies betrifft insbesondere Haustiere wie Katzen, Hunde oder Meerschweinchen und gilt vor allem, wenn das Kind zum Beispiel aufgrund einer genetischen Vorbelastung ein erhöhtes Risiko hat, an einer Allergie zu erkranken.

6. Hausstaubmilben bekämpfen

Die Hausstaubmilbe stellt nach wie vor das häufigste Allergen in Innenräumen dar. Deshalb sollten Maßnahmen getroffen werden, die Hausstaubmilbe weitgehend aus Räumen zu verbannen, dies gilt in besonderem Maße für den Schlafbereich.

Denken Sie daran, dass die Milben sich auch in Stofftieren ansammeln können. Daher sollten Sie die Kuscheltiere regelmäßig waschen oder über Nacht ins Gefrierfach legen.

7. Impfungen reduzieren Allergierisiko

Impfungen gegen Keuchhusten, Tetanus, Diphtherie und Masern reduzieren das Risiko für Allergien. Experten fordern deshalb, Risikokinder konsequent gemäß der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu impfen.

8. Zu viel Hygiene schadet

Für Experten ist mittlerweile klar, dass mangelnder Kontakt zu Keimen das Allergierisiko erhöht. Kinder, die beispielsweise auf dem Bauernhof aufwachsen oder in einer Krabbelgruppe regelmäßig Kontakt zu anderen Kindern haben, erkranken seltener an Allergien.

Denn nur wenn das Abwehrsystem auf Hochtouren läuft, wird es auch richtig trainiert. Aus diesem Grund erkranken auch Kinder mit vielen Geschwistern Studien zufolge seltener an Heuschnupfen.

Frühe Diagnostik ist wichtig

Leidet ein Kind zur Pollenflug-Zeit an den typischen Symptomen eines Heuschnupfens, ist es ratsam, den Kinderarzt oder Allergologen aufzusuchen. Denn je früher eine allergische Erkrankung behandelt wird, desto besser ist es. Durch eine frühzeitige Behandlung lassen sich chronische Erkrankungen infolge einer Allergie, zum Beispiel allergisches Asthma, oftmals vermeiden.

Ist der Auslöser einer Allergie bekannt, kann er entweder gemieden werden oder es kann eine Behandlung mit Medikamenten beziehungsweise eine Immunisierung (Hyposensibilisierung) erfolgen. Zur Diagnose einer Allergie können bereits bei Babys Bluttests durchgeführt werden, welche eine ebenso hohe Aussagekraft haben wie Hauttests.

Fazit: Allergien bei Babys und Kindern

Um einer Allergikerkarriere rechtzeitig vorzubeugen, ist es sinnvoll, schon in den ersten Lebensmonaten auf Faktoren zu achten, die Allergien begünstigen können. Vorsorgliche Maßnahmen können dazu beitragen, die Risiken für die Entwicklung von Allergien im späteren Leben zu verringern. Das frühzeitige Erkennen einer Allergie kann zudem helfen, durch eine entsprechende Behandlung der Entwicklung von chronischen Folgeerkrankungen vorzubeugen.