Frau mit arterieller Verschlusskrankheit beim Arzt
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Arterielle Verschlusskrankheit (AVK) – wenn die Arterien verstopfen

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 07.06.2018

Die bösen Folgen der Arteriosklerose an Herz und Hirn kennt jeder: Herzinfarkt und Schlaganfall sind lebensbedrohliche, häufige Krankheiten, vor denen sich jeder Mensch im fortgeschrittenen Alter fürchtet. Doch die Arterienverkalkung führt auch an Bauch- und Beinarterien zu schwerwiegenden Erkrankungen. Dann spricht man von einer arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) oder – korrekterweise in Zusammenhang mit den Extremitäten – von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).

Was ist eine arterielle Verschlusskrankheit?

Die arterielle Verschlusskrankheit (AVK) ist eine Erkrankung, bei der die Durchblutung der Körperarterien gestört ist, die die verschiedenen Bereiche des Körpers mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Ursache ist eine Verengung der Arterien infolge von deren Verstopfung durch Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose). Sind die Gefäße eingeengt, spricht man von einer Stenose. Ein kompletter Verschluss wird als Okklusion bezeichnet.

Arteriosklerose als Ursache einer AVK

Arteriosklerose ist eine über Jahre oder Jahrzehnte ablaufende Verhärtung und Verengung der Arterien, das heißt der Blutgefäße, die das Blut vom Herzen wegtransportieren. Die Verengung der Arterien führt zu einem verminderten Blutfluss und einem geringerem Sauerstoffangebot in den Organen und Körperteilen.

Leider weiß man heute immer noch nicht genau, warum sich eine Arteriosklerose entwickelt, aber es gibt gewisse Risikofaktoren, die schneller zu einer Arteriosklerose führen.

Eine Arteriosklerose entsteht nicht über Nacht, sondern schleichend und unerkannt. Bevor erste Beschwerden auftreten, können 20 bis 40 Jahre vergehen – sie sind dann jedoch bereits schwerwiegender Natur. Die verstopften Blutgefäße führen dazu, dass das betroffene Organ unter Belastung schlecht mit Sauerstoff versorgt wird – Schmerzen sind die Folge. Am Herz nennt man diese Symptomatik Angina pectoris, im Magen-Darm-Trakt treten nach einer Mahlzeit starke Bauchschmerzen auf, die sogenannte Angina abdominalis.

Im Extremfall kommt es zu einem Arterienverschluss und damit zu einem Herzinfarkt, Darminfarkt oder Schlaganfall. Denn die durch die Arteriosklerose verursachte arterielle Verschlusskrankheit betrifft nicht nur Herz und Hirn, sondern alle Arterien des Körpers und besonders häufig die Arterien, die unterhalb des Zwerchfells liegen: die Bauch-, Becken- und Beinarterien.

Wie häufig ist eine arterielle Verschlusskrankheit?

In Deutschland sind circa 4,5 Millionen Menschen von einer AVK betroffen. Inzwischen leidet jeder Zehnte zwischen 55 und 65 an einer arteriellen Verschlusskrankheit, nach dem 65. Lebensjahr ist sogar jeder Fünfte betroffen.

Ungefähr 80.000 Menschen sind wegen einer AVK ständig in ärztlicher Behandlung und bei ca. 35.000 Menschen jährlich muss eine Amputation durchgeführt werden, weil das nicht mehr durchblutete Gewebe sonst zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führen würde.

Symptome: Wie äußert sich eine AVK?

Eine AVK verursacht erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome. Mediziner teilen die AVK in vier Stadien ein:

  1. Im ersten Stadium kann man zwar mit bildgebenden Verfahren eine Verengung der Arterien nachweisen – der Patient merkt aber noch nichts davon, weil die Durchblutung selbst unter Belastung der betroffenen Arterien, zum Beispiel beim längeren Gehen, noch ausreicht.
  2. Im zweiten Stadium kommt es bei längerer Belastung zu Schmerzen, die den Betroffenen im Fall verengter Beinarterien (pAVK) dazu zwingen, stehen zu bleiben. Dieses Stadium wird auch Schaufenster-Krankheit (Claudicatio intermittens) genannt. Spätestens jetzt sollten Sie aktiv werden, um ein Fortschreiten der AVK aufzuhalten.
  3. Im dritten Stadium treten die Schmerzen auch in Ruhe auf, und zwar häufig nachts, wenn die Beine hochgelegt werden und die Schwerkraft den Blutfluss in den Arterien nicht unterstützen kann.
  4. Im vierten Stadium ist die Durchblutung so vermindert, dass das betroffene Gewebe abstirbt. Davon sind meist die am weitesten entfernt gelegenen Körperpartien, also die Zehen, betroffen.

Dass die Durchblutungsstörungen nicht nur die Muskeln, sondern alle Körpergewebe im betroffenen Gebiet betrifft, sieht man zum Beispiel auch an den Veränderungen der Haut wie Heilungsstörungen und eine Abnahme der Behaarung. 

Verengung der Arterien im Magen-Darm-Trakt

Eine massive Verengung der Arterien im Magen-Darm-Trakt dagegen kann der Körper lange ausgleichen, denn zwischen den einzelnen Arterien bestehen glücklicherweise Verbindungen, sodass bei starker Verengung einer Arterie das Blut noch über andere zum für Sauerstoffmangel empfindlichen Darm gelangen kann. Doch die Folgen eines massiven Sauerstoffmangels können lebensbedrohlich sein.

Da nach dem Essen die Durchblutung des Darms wegen der Aufnahme der Nahrungsbestandteile besonders gefordert ist, kommt es bei einer Angina abdominalis zu schmerzhaften Koliken, wenn der Darm diese Aufgabe nicht wahrnehmen kann. Lebensgefährlich wird es für den Betroffenen, wenn eine verengte Baucharterie komplett verstopft, die anderen Arterien den Sauerstofftransport nicht übernehmen können und der Darm abstirbt.

Er muss schnellstmöglich entfernt werden, da das abgestorbene Gewebe sonst eine den gesamten Bauchraum betreffende gefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursacht. Die nötige große Bauchoperation ist dann eine Notoperation und birgt für den Betroffenen ein hohes Risiko.

Diagnose der arteriellen Verschlusskrankheit

Wenn Sie entsprechende Beschwerden schildern, wird der Arzt zuerst das Ausmaß der AVK bestimmen. Dazu misst er – bei Schmerzen in den Beinen – den Blutdruck an den Fußarterien, bestimmt auf einem Laufband Ihre schmerzfreie Gehstrecke, und untersucht die Arterien mit Ultraschall, um Ablagerungen in den Gefäßen zu erkennen.

Um den Schaden genau zu diagnostizieren, wird danach eine Kontrastmittel-Angiografie durchgeführt. Dabei wird ein Kontrastmittel in die Oberschenkelarterie gespritzt und im Röntgenbild wird sichtbar, welche Arterien in welchem Abschnitt wie stark betroffen sind.

Therapie der AVK

Kurze Verengungen (Stenosen) können möglicherweise mit einem Ballon gedehnt werden – dabei wird ein Katheter mit aufblasbarer Spitze unter Röntgenkontrolle bis zur Verengung geschoben und der Ballon mit Kochsalzlösung gefüllt, bis die Ablagerungen an den Rand gedrückt sind.

Bei längeren Stenosen gibt es einerseits die Möglichkeit, operativ die Ablagerungen auszuschälen, das heißt, der Arzt führt eine sogenannte Thrombendarteriektomie durch und näht ein Stück Kunststoffhaut, einen Patch, auf die eröffnete Arterie.

Wenn allerdings die Arterie massiv durch die Ablagerungen geschädigt ist, diese die Wand der Arterie komplett durchsetzt haben und dadurch eine Ausschälung nicht möglich ist, oder wenn die Stenose sehr lang ist, wird ein Bypass eingesetzt, der als neue Durchflussmöglichkeit für das Blut dient.

Medikamentöse Behandlung der AVK

Medikamentös können die Gefäße auch mit Prostaglandin E1 erweitert werden. Dieser auch vom Körper hergestellte Botenstoff führt neben der Gefäßerweiterung zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und senkt den Blutfettgehalt.

Thrombozytenaggregationshemmer, das sind Substanzen wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel, sind sogenannte "Blutverdünner", sie werden allen Patienten mit Arteriosklerose gegeben, um das Risiko eines plötzlichen Verschlusses einer Arterie zu senken.

Was tun bei AVK? So werden Sie selbst aktiv!

Da sich eine AVK langsam entwickelt, ist der Körper in der Lage, Umgehungskreisläufe (sogenannte Kollateralen) auszubilden. Dabei übernehmen kleinere Arterien die Blutversorgung der verengten größeren. Sie können die Entstehung von Kollateralen im Beinbereich fördern, in dem Sie ein an Ihre Situation angepasstes Gehtraining aufnehmen.

Spätestens, wenn Sie Symptome bei sich feststellen, die zu einer Schaufenster-Krankheit passen, sollten Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens einen "Schlachtplan" gegen das Fortschreiten der AVK entwerfen, der unter Umständen eine Umstellung Ihrer Gewohnheiten wie Nikotinverzicht, eine Diät, aber auch ein Gehtraining und medikamentöse Zusatzmaßnahmen umfasst.

Vielleicht hilft Ihnen bei der wichtigen Entscheidung für mehr Bewegung eine Gefäßsportgruppe in Ihrer Nähe? Oder Sie legen sich einen auslaufbegeisterten Vierbeiner zu? Daneben gönnen Sie Ihren schlecht durchbluteten Füßen mehr Aufmerksamkeit: Verschlechtern Sie die Durchblutung nicht durch enges Schuhwerk oder einschnürende Strümpfe und erwägen Sie den regelmäßigen Besuch bei einem professionellen Fußpfleger – Ihre Füße werden es Ihnen danken!

Vorbeugung: Was können Sie tun, damit keine AVK entsteht?

Am besten ist es natürlich, bereits der Entstehung einer arteriellen Verschlusskrankheit vorzubeugen. Es gibt einige Faktoren, die Sie bei Ihrer Lebensführung berücksichtigen und für die Sie Abhilfe schaffen können. 

Zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose und damit einer AVK gehören vor allem:

  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • eine fettreiche, unausgewogene Ernährungsweise
  • Nikotingenuss
  • Stress

Auch ein hoher Blutdruck und zu hohe Blutzuckerwerte bei einem Diabetes fördern arteriosklerotische Ablagerungen, darum sind eine gute Blutdruck- und Blutzuckereinstellung so wichtig.