Mann mit Augengrippe
© Getty Images/Ekaterina Ilchenko

Augengrippe: Symptome und Verlauf der Adenovirus-Konjunktivitis

Von: Johannes Rapp (Medizinautor), Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 17.09.2024

Die Augengrippe ist eine äußerst ansteckende Form der Bindehautentzündung, die in einigen Fällen auch auf die Hornhaut übergehen kann. Sie wird durch bestimmte Viren verursacht, die sogenannten Adenoviren. Die Übertragung der Viren erfolgt von Mensch zu Mensch. Bei Verdacht auf eine Augengrippe sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden, da diese Erkrankung aufgrund ihrer hohen Ansteckungsgefahr meldepflichtig ist. Welche Symptome bei einer Augengrippe auftreten, wie die Erkrankung verläuft und wie man sie behandelt, lesen Sie im Folgenden.

Was ist eine Augengrippe?

Bei einer Augengrippe ist die Bindehaut im Auge und in manchen Fällen auch die Hornhaut entzündet. Die Erkrankung wird von Adenoviren verursacht. Bisweilen wird die Augengrippe deshalb auch als Adenovirus-Konjunktivitis bezeichnet.

Adenoviren gehören zur Familie der Adenoviridae, das sind Doppelstrang-DNA-Viren, die weltweit verbreitet sind. Die Erreger sind sehr widerstandsfähig und können über Wochen bei Zimmertemperatur infektiös bleiben. Neben einer Augengrippe können Adenoviren eine Vielzahl anderer Erkrankungen verursachen, darunter Infektionen des Atmungs- oder Verdauungssystems.

Ursachen: Wie bekommt man eine Augengrippe?

Die Ansteckung mit Adenoviren erfolgt in den meisten Fällen über eine Schmierinfektion. Das bedeutet, die Erreger werden über den Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten von einer Person zur anderen übertragen. Bei erkrankten Personen befinden sich die krankheitsauslösenden Viren in der Tränenflüssigkeit. Nachdem sich Betroffene die Augen gerieben haben, gibt es verschiedene Wege, wie die Erreger in der Umwelt verteilt werden können:

  • durch direkten Körperkontakt, wie zum Beispiel Händeschütteln
  • indirekt durch Anfassen von Gegenständen in der Umgebung, wie zum Beispiel Türklinken oder Treppengeländer oder auch durch den gemeinsamen Gebrauch von Waschlappen und Handtüchern
  • Auch über Gegenstände, die direkt mit den erkrankten Augen in Berührung kommen, kann eine Verbreitung der Viren erfolgen, beispielsweise über Ferngläser, Fotoapparate oder Messgeräte in der augenärztlichen Praxis.

Gerade bei kleinen Kindern ist Vorsicht geboten, da sie dazu neigen, unbedacht sämtliche Gegenstände in ihrer Reichweite anzufassen und vermehrt Körperkontakt zu suchen, wodurch ein höheres Infektionsrisiko für andere Personen in der Umgebung besteht.

Symptome und Verlauf: Wie macht sich eine Augengrippe bemerkbar?

Die Inkubationszeit der Augengrippe beträgt ungefähr fünf bis zwölf Tage, das heißt, so viele Tage vergehen von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome. Zu Beginn der Erkrankung können an einem oder an beiden Augen folgende Krankheitszeichen auftreten: 

  • gerötete Augen und geschwollene Bindehaut
  • tränende, juckende und brennende Augen
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • verschwommenes Sichtfeld
  • hohe Lichtempfindlichkeit
  • geschwollene Lymphknoten am Ohr

Darüber hinaus können Symptome ähnlich einer Erkältung oder Grippe auftreten:

Im weiteren Verlauf der Augengrippe – nach etwa einer Woche – kann die Erkrankung auf die Hornhaut des Auges übergreifen, es kommt zu einer Hornhautentzündung (Konjunktivitis). Die Häufigkeit dieser Komplikation ist sehr unterschiedlich: Sie kann bei 20 bis 90 Prozent der Betroffenen auftreten. Ob es zu einer Beteiligung der Hornhaut kommt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie dem Schweregrad der Erkrankung, eventuellen Vorerkrankungen oder Verletzungen am Auge sowie der Stärker der Immunantwort der betroffenen Person.

Nach einer Dauer von ungefähr zwei bis vier Wochen klingt die Augengrippe ab. In der Regel heilt sie vollständig aus und nur in seltenen Fällen bleiben leichte Trübungen der Hornhaut über einen längeren Zeitraum bestehen.

Die Symptome einer Augengrippe ähneln denen einer Bindehautentzündung, die durch Bakterien verursacht wird. Daher sind Abgrenzung und Diagnose oft schwierig.

Ist eine Augengrippe ansteckend?

Eine Augengrippe ist äußerst ansteckend. In Fachkreisen spricht man daher von einer ansteckenden Augenbindehaut- und Augenhornhautentzündung (Keratokonjunktivitis epidemica). 

Sobald die ersten Symptome auftreten, ist die Augengrippe ansteckend. Die Ansteckungsgefahr hält für etwa zwei bis maximal drei Wochen an.

Diagnose: Augengrippe oder Bindehautentzündung?

Die Augengrippe ist eine besonders aggressive Form der Bindehautentzündung, die von Adenoviren ausgelöst wird. Dagegen wird eine "gewöhnliche" Bindehautentzündung meist durch Bakterien verursacht.

Die Symptome beider Augenerkrankungen ähneln sich stark. Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome ist es in der augenärztlichen Praxis oftmals nicht leicht, die Augengrippe eindeutig von einer bakteriellen Bindehautentzündung zu unterscheiden.

Bei der Augengrippe ist die vom Auge abgesonderte Flüssigkeit jedoch wässrig bis klar, während sie bei einer bakteriellen Bindehautentzündung eher weißlich bis gelb ist und insbesondere nach dem Schlafen die Augen verkleben kann.

Eine gesicherte Diagnose kann aber nur durch einen Abstrich von der Bindehaut gestellt werden. Bei der anschließenden Untersuchung des Abstriches können Adenoviren und Bakterien identifiziert werden.

Bestätigt sich der Verdacht auf Augengrippe mittels des Abstriches, muss der*die Arzt*Ärztin eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt abgeben.

Behandlung: Was tun bei Augengrippe?

Da es sich bei der Augengrippe um eine durch Viren verursachte Erkrankung handelt, lässt sie sich nicht mit einem Antibiotikum behandeln. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, daher sind sie bei der Augengrippe nicht hilfreich.

Auch andere Medikamente, wie zum Beispiel Augentropfen oder Augensalben, zielen lediglich auf eine Linderung der Beschwerden ab, eine spezielle Therapie bei Augengrippe ist nicht verfügbar.

Folgen: Hornhauttrübung nach Augengrippe

Leichte Trübungen der Augenhornhaut (Nummuli) können als Spätfolge nach einer Augengrippe auftreten. Diese Trübungen heilen normalerweise nach wenigen Wochen oder Monaten vollständig aus. In seltenen Fällen kann es allerdings zu einer dauerhaften Augenhornhauttrübung kommen, die zu einer Verschlechterung des Sehvermögens führt. In diesem Fall kommen zur Behandlung Augentropfen mit immunsuppressiven Wirkstoffen (Ciclosporin A, Tacrolimus) zum Einsatz.

Bleibt diese Behandlungsmethode wirkungslos, kann eine Laserbehandlung in Erwägung gezogen werden, bei der die Hornhauttrübungen chirurgisch abgetragen werden.

Vorbeugen: Wie kann ich mich und andere vor Augengrippe schützen?

Da Adenoviren mehrere Wochen auf Gegenständen wie Türklinken überleben können, empfiehlt es sich grundsätzlich, häufig und gründlich die Hände zu waschen und die Augen nicht mit den Händen zu berühren, um einer Ansteckung mit der Augengrippe vorzubeugen. 

Von einer Augengrippe Betroffene sollten folgende Maßnahmen ergreifen, um andere Personen vor einer Ansteckung zu schützen:

  • zu Hause bleiben und auf strenge Hygiene achten, um die Viren nicht zu verbreiten
  • berühren der Augen mit den Fingern und Händen vermeiden
  • Hände regelmäßig und insbesondere nach Augenkontakt mit Seife waschen und desinfizieren
  • Gegenstände wie Handtücher, Kissen und Waschlappen nicht mit anderen Personen gemeinsam nutzen
  • nicht ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen
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