Frau mit trockenen Augen verwendet Augentropfen
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Trockene Augen: Ursachen, Symptome und was tun?

Von: Nathalie Wagner (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 30.12.2024

Trockene Augen sind eine häufige Beschwerde. In Deutschland leidet etwa jede zehnte Person an trockenen Augen und Augenlidern. Mit welchen Symptomen dies einhergeht, welche Ursachen trockene Augen haben können und welche Tropfen, Sprays und Tipps dagegen helfen, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was versteht man unter trockenen Augen?

Von trockenen Augen spricht man in der Regel bei einer sogenannten Benetzungsstörung der Augenoberfläche. Das heißt, es wird zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet oder die Zusammensetzung der Flüssigkeit ist nicht dazu geeignet, die Augen ausreichend zu befeuchten. Eventuell ist auch die Verteilung der Flüssigkeit im Auge ungenügend, was bedeutet, dass zwar ausreichend Tränenflüssigkeit gebildet wird, diese jedoch nicht an den betroffenen Stellen ankommt. Dann fühlen sich beispielsweise die Augenlider besonders trocken an und es kann beim Blinzeln ein Reibungsgefühl entstehen.

Welche Symptome treten bei trockenen Augen auf?

Eine Trockenheit der Augen kann sich auf verschiedene Arten äußeren. Viele Betroffene berichten von einem Brennen oder Stechen im Auge. Die Augen fühlen sich schwer und erschöpft an, in vielen Fällen kommt es einem so vor, als sei ein Sandkorn ins Auge geraten (Fremdkörpergefühl). Das betroffene Auge kann jucken und in einigen Fällen gerötet wirken.

Besonders zu Beginn der Beschwerden kann auch ein übermäßiges Tränen des Auges oder der Augen dazukommen. Dies liegt daran, dass der Körper anfangs noch versucht, das Problem durch eine erhöhte Produktion von Tränenflüssigkeit zu lösen, um das unangenehme Gefühl loszuwerden. Dadurch kann es vorübergehend sogar zu verschwommenem Sehen kommen.

Häufig treten zusätzlich zu den trockenen Augen Kopfschmerzen auf. Die Kopfschmerzen sind dann keine direkte Folge der trockenen Augen an sich, sondern ein weiteres Symptom einer Fehlbelastung der Augenmuskulatur. Zu einer Fehlbelastung kommt es zum Beispiel beim langen Arbeiten an einem Computer.

Die Symptome können abends und nachts auftreten oder sich am Morgen nach dem Schlafen zeigen, wenn die Produktion von Tränenflüssigkeit über Nacht vermindert ist. Gerade wenn die Symptome auch nachts auftreten und selbst bei geschlossenen Augen weiterhin bestehen, kann dies zu Schlafstörungen und dadurch zu Tagesmüdigkeit führen.

Welche Ursachen gibt es für trockene Augen?

Die Ursachen für trockene Augen sind sehr vielfältig. Deshalb ist es wichtig, die Symptome zu beobachten und im Zweifel eine*n Ärztin*Arzt aufzusuchen.

Folgende Faktoren sind als Auslöser denkbar:

  • Umweltfaktoren: In vielen Fällen sind trockene Augen auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Dazu gehören beispielsweise Staub, trockene Luft, aber auch Klimaanlagen, Sonne und Wind.
  • Lebensgewohnheiten: Die Lebensumstände können einen starken Einfluss auf unsere Augengesundheit haben. Langes Arbeiten am Bildschirm sorgt für das sogenannte "Office Eye Syndrom": Wird lange auf einen in der Nähe stehenden Gegenstand geschaut, dann verringert sich die Häufigkeit des Blinzelns oder das Auge wird beim Lidschlag nicht ganz geschlossen. Dadurch wird die Tränenflüssigkeit nicht mehr so gut verteilt und die Augen trocknen aus.
  • Medikamente: Einige Arzneimittel (wie Antihistaminika, Antidepressiva oder Blutdruckmedikamente) können die Tränenproduktion verringern.
  • Geschlecht: Frauen sind tendenziell häufiger von Augentrockenheit betroffen als Männer. Dies liegt daran, dass hormonelle Veränderungen ebenfalls einen Einfluss auf die Produktion von Tränenflüssigkeit haben können. Das Hormon Östrogen spielt eine wichtige Rolle in der Produktion der Tränenflüssigkeit und reguliert neben der Menge auch deren Zusammensetzung. Sinkt die Östrogenkonzentration stark ab (wie während der Menopause), kann dies zu einer vorübergehend oder langfristig veränderten Produktion der Tränenflüssigkeit führen.
  • höheres Alter: Im Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit für trockene Augen zu. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten: Unterschiedliche Alterungsprozesse sorgen dafür, dass das Auge im Alter nicht mehr so effektiv arbeiten kann. Die Tränenproduktion läuft langsamer ab und die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit kann sich verändern. Außerdem wird das Augenlid mit der Zeit schlaffer und man blinzelt seltener. Zudem können jahrelange Umwelteinflüsse wie starke Sonneneinstrahlung und trockene Luft sich im Alter stärker bemerkbar machen.
  • Kontaktlinsen: Auch Kontaktlinsen können trockene Augen begünstigen oder die Symptome verschlimmern. Dies liegt daran, dass sie auf dem Auge liegen und dadurch den Tränenfilm beeinflussen. Weiche Kontaktlinsen können zudem dem Auge Feuchtigkeit entziehen.

Welche Krankheiten und Mangelerscheinungen lösen trockene Augen aus?

Neben diesen "harmlosen" Ursachen können auch ernsthafte Erkrankungen hinter trockenen Augen oder Augenlidern stehen. Dazu gehören unter anderem Erkrankungen der Schilddrüse oder Diabetes mellitus. Zusätzlich führen einige chronische Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom zu trockenen Augen. Beim Sjögren-Syndrom schädigen die körpereigenen Abwehrkräfte die Drüsen, die für die Produktion von Tränenflüssigkeit benötigt werden.

Daneben können trockene Augen auch durch einen Vitamin-A-Mangel zustande kommen. Mögliche weitere Anzeichen für diesen Vitamin-Mangel sind eine verminderte Sehschärfe, Haarausfall, brüchige Nägel und ein verminderter Geruchssinn.

Trockene Augen, die besonders im Frühjahr oder Sommer auftreten und von verstopfter oder stark fließender Nase begleitet werden, könnten auf eine Allergie gegen bestimmte Gräser oder Pollen hindeuten.

Natürlich können trockene Augen auch im Rahmen anderer Augenerkrankungen vorkommen. So berichten viele Betroffene von trockenen Augen während oder nach einer Bindehautentzündung oder einer Lidrandentzündung. Behandelt man die Erkrankung selbst, verschwinden häufig auch die Symptome. Besonders häufig werden trockene Augen außerdem im Zusammenhang mit Augen-OPs, etwa zur Behandlung von Grünem oder Grauem Star, beobachtet.

Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?

Trockene Augen sind meist kein Grund zur Sorge. Einfache Maßnahmen helfen häufig und nach wenigen Tagen verschwinden die Symptome in der Regel von selbst.

Generell sollten länger anhaltende Beschwerden jedoch ärztlich abgeklärt werden, um schwerwiegendere Auslöser (wie eine Störung der Schilddrüse) auszuschließen und leicht behandelbare Erkrankungen (wie etwa Allergien oder Bindehautentzündungen) zu erkennen.

Besonders wenn weitere Beschwerden, wie etwa Rötungen, Schwellungen oder ein einseitiger oder beidseitiger plötzlicher Visusverlust (Verlust der Sehschärfe) dazu kommen, sollte schnellstmöglich ärztlicher Rat aufgesucht werden.

Möglich ist es hierfür zunächst in der Hausarztpraxis vorstellig zu werden. Dort kann man bereits während eines Gesprächs (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung erste Ursachen ermitteln und gegebenenfalls eine Therapie beginnen. Eventuell erfolgt daraufhin eine Überweisung zu einem*einer Augenarzt*Augenärztin, wo dann die weitere Behandlung stattfindet.

Was tun bei trockenen Augen?

Häufig können bereits kleine Änderungen im Alltag helfen, die Beschwerden zu mindern. Ausreichend zu schlafen und zu trinken und der Schutz der Augen vor äußeren Einflüssen wie übermäßiger Sonneneinstrahlung und Zugluft (beispielsweise durch eine Sonnenbrille) können bereits ausreichen. Auch regelmäßige Bildschirmpausen sorgen dafür, dass die Augen ausreichend befeuchtet werden. Dann können trockene Augen auch von allein wieder weg gehen.

Um die Augen zu befeuchten und in ihrer Funktion zu unterstützen, können zusätzlich Augentropfen in Form von "Tränenersatzmitteln" genutzt werden. Diese Tropfen werden auch als künstliche Tränen bezeichnet, da sie die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit nachahmen. Dabei variieren die Inhaltsstoffe etwas, um verschiedene Bedürfnisse abzudecken. Meist sind die Hauptbestandteile jedoch Wasser (um das Auge zu befeuchten), Lipide (welche die Fettschicht des Tränenfilms stabilisieren und vor einem schnellen Verdunsten schützen sollen) sowie Elektrolyte wie Natriumchlorid oder Kalium (um die natürliche Konzentration der Tränenflüssigkeit zu imitieren). Die Tropfen enthalten keinen Wirkstoff im engeren Sinne, sondern unterstützen das Auge lediglich in seiner natürlichen Funktion. Mittlerweile gibt es die künstlichen Tränen auch in Form von Sprays, die auf das Auge aufgesprüht werden. Sie haben den Vorteil, dass sie leichter in der Anwendung sind. Solche Mittel behandeln jedoch nur die Symptome und nicht die Ursache.

Gleiches gilt für Gele und Salben, die ebenfalls zur Unterstützung des Tränenfilms ins Auge gebracht werden können. Da sie meist fettiger sind als Augentropfen verbleiben sie länger auf der Augenoberfläche, weshalb sie die Sicht kurzzeitig einschränken können. Deshalb bietet sich die Nutzung solcher Augensalben besonders über Nacht an.

Die oben genannten Hilfsmittel können bei gelegentlichen trockenen Augen schnell die Symptome lindern und sind häufig ausreichend.

Verschreibungspflichtige Augentropfen

In einigen Fällen können trockene Augen jedoch auch auf eine Entzündung im Auge hindeuten. Betroffen sein können beispielsweise die Bindehaut (Konjunktivitis) oder die Lidränder (Blepharitis). In diesem Fall werden durch den*die Arzt*Ärztin bestimmte Augentropfen verschrieben, die nicht nur die Tränenflüssigkeit ersetzen, sondern zusätzlich die Entzündung hemmen sollen. Diese enthalten dann Wirkstoffe wie Kortison (zur Unterdrückung des Immunsystems) oder bestimmte Antibiotika, die eine bakterielle Entzündung bekämpfen können.

Da diese Augentropfen jedoch starke Nebenwirkungen aufweisen können, sollten sie immer nur in ärztlicher Absprache angewendet werden. So können kortisonhaltige Augentropfen zu einem erhöhten Augeninnendruck führen, wodurch sich ein Grüner Star entwickeln kann. Zusätzlich wird die Abwehrkraft des Auges geschwächt, was zu einer Besiedlung mit Bakterien führen kann. Daneben kann es zu einer Linsentrübung (Katarakt oder auch Grauer Star genannt) kommen.

Antibakterielle Augentropfen können zu einer Fehlbesiedlung des Auges mit Bakterien führen, die gegen das verwendete Antibiotikum resistent sind. Bei langer Anwendung können zudem kleine Mengen über die Bindehäute und die Tränenflüssigkeit in den Körper gelangen und dort Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen.

Trockenen Augen vorbeugen

Es ist sinnvoll, trockenen Augen vorzubeugen. Eine Sonnenbrille kann vor übermäßiger Sonneneinstrahlung schützen, das Sitzen in Zugluft oder in der Nähe von Klimaanlagen sollte vermieden werden.

Regelmäßige Bildschirmpausen und ausreichendes Blinzeln helfen den Augen, sich selbst zu regenerieren. Besonders im Winter sollte ein zu trockenes Raumklima vermieden werden. Dazu kann man beispielsweise kleine Schalen mit Wasser in den Raum stellen und regelmäßig lüften.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen (vor allem Vitamin A beziehungsweise dessen Vorstufe Beta-Carotin) und Omega-3-Fettsäuren unterstützen zusätzlich die Augengesundheit.

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