Mann mit Diabetes mellitus misst Blutzucker in der Küche
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Ernährung bei Diabetes: Das sollte man beachten

Von: Gesundheit-Redaktion, Dagmar Schüller (Medizinredakteurin und Dipl.-Trophologin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.08.2024

Bei Diabetes mellitus ist die richtige Ernährung eine wichtige Behandlungsmaßnahme. Bei Diabetes Typ 2 ist es in vielen Fällen sogar möglich, durch eine Ernährungsumstellung und Gewichtsabnahme die Blutzuckerwerte deutlich zu verbessern. Grundsätzlich folgt die moderne Diabeteskost den Regeln einer gesunden Ernährung, die auch für Menschen ohne Stoffwechselerkrankung gelten. Aber was heißt das konkret? Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Bestandteile der Ernährung ein und erklären, welche Empfehlungen es für Menschen mit Diabetes gibt. Die meisten davon gelten für Typ 1 und Typ 2 gleichermaßen. Die Unterschiede zeigen wir aber ebenso auf.

Kohlenhydrate und Ballaststoffe in der Diabetes-Ernährung

In der täglich verzehrten Nahrung sollte der Anteil an Kohlenhydraten bei Diabetes 45 bis 60 Prozent betragen. Besonders empfehlenswert sind Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Vollkorngetreideprodukte, da sie lange sättigen und reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen sind.

Einige Menschen mit Diabetes Typ 2 profitieren auch von einer kohlenhydratreduzierten Ernährung. Dabei werden pro Tag nur 26 bis 45 Prozent der Energie über Kohlenhydrate zugeführt. Dies kann zum Beispiel das Abnehmen erleichtern, was den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen kann.

Ballaststoffe sind bei Diabetes mellitus besonders wichtig und geeignet, da sie satt machen und den Blutzucker nur langsam steigen lassen. Täglich sollten mindestens 30 Gramm Ballaststoffe verzehrt werden.

Wenn möglich sollten Menschen mit Diabetes mellitus Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischen Index, wie Hülsenfrüchte, Hafer oder Vollkornnudeln, anstelle von Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index verzehren. Der glykämische Index (GI) beschreibt, wie schnell ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Dabei wird der schnelle Anstieg des Blutzuckers durch Traubenzucker (GI = 100) auf den Blutzucker als Vergleichswert für die Wirkung anderer Lebensmittel herangezogen. Eine Weiterentwicklung des GI ist die glykämische Last (GL). Diese berücksichtigt zusätzlich die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate (Kohlenhydratdichte) und gilt deshalb als genauer.

Weißmehlprodukte und Lebensmittel mit sehr hohem Zuckergehalt sollten bei Diabetes nicht oder nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Sie lassen den Blutzucker sehr schnell ansteigen. Deshalb sollten sie maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen.

Ernährungstipps bei Diabetes

Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe bei Diabetes

Zuckeraustauschstoffe sind süß schmeckende Zuckeralkohole (Kohlenhydrate) und können wie normaler Zucker verarbeitet werden. Ihre Süßkraft ist etwa halb so hoch wie der von Haushaltszucker und etwa 1,5 Mal so hoch wie der von Fruchtzucker. Im Vergleich zu normalem Zucker liefern sie mit 2,4 Kilokalorien (10 Kilojoule) pro Gramm rund halb so viele Kalorien und erhöhen den Blutzucker nur geringfügig. In größeren Mengen können Zuckeraustauschstoffe abführend wirken – die meisten Menschen vertragen jedoch bis zu 20 Gramm pro Tag ohne Probleme.

Zu den Zuckeraustauschstoffen zählen:

  • Erythrit (E-Nummer 968)
  • Isomalt (E 953)
  • Lactit (E 966)
  • Maltit (E 965)
  • Mannit (E 421)
  • Polyglycitolsirup (E 964)
  • Sorbit (E 420)
  • Xylit (Birkenzucker, E 967)

Von den Zuckeraustauschstoffen werden Süßstoffe unterschieden: Sie sind chemische Verbindungen mit einer Süßkraft, die um das 30- bis 3.000-fache über der des Haushaltszuckers liegt. Süßstoffe enthalten keine Kalorien.

Zugelassene Süßstoffe:

  • Acesulfam-K (E 950)
  • Advantam (E 969)
  • Aspartam (E 951)
  • Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)
  • Cyclamat (E 952)
  • Neohesperidin DC (E 959)
  • Neotam (E 961)
  • Saccharin (E 954)
  • Steviolglycoside (Stevia, E 960)
  • Sucralose (E 955)
  • Thaumatin (E 957)

Ob Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe schädlich sind oder nicht, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Obwohl es bislang keine Nachweise für eine schädliche Wirkung, unter anderem bezüglich des Auftretens von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ 2, gibt, ist hier noch weitere Forschung nötig. Bei Diabetes sollte man daher nur gelegentlich und in kleinen Mengen zu diesen Stoffen greifen.

Fett in der Ernährung bei Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 2 geht häufig mit Übergewicht einher. Eine fettreduzierte Ernährung kann sich dann positiv auf das Gewicht und die Erkrankung auswirken. Der Fettanteil in der normalen Ernährung sollte maximal 35 Prozent der täglich aufgenommenen Energie betragen. Bei einer fettreduzierten Diät sind es entsprechend weniger, minimal jedoch 15 Prozent. Besonders gut sind dabei einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren sollte unter 10 Prozent liegen.

Pflanzenöle, Nüsse, Samen und Fisch sind zum Beispiel reich an ungesättigten Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren kommen unter anderem in stark verarbeiteten Fleischprodukten und Fertiggerichten vor.

Die richtige Menge und die Auswahl an gesunden Fettsäuren wirkt sich zusätzlich positiv auf die Blutfette aus.

Nicht zu viel Eiweiß bei Nierenschäden

Menschen mit Diabetes mellitus leiden häufiger an Nierenerkrankungen, insbesondere der diabetischen Nephropathie. Eine hohe Eiweißaufnahme belastet die Nieren zusätzlich. Deshalb sollten Menschen mit Diabetes mellitus, die unter Nierenschäden leiden, auf ihren Eiweißanteil in der Nahrung achten. Bei einer proteinreduzierten Diät werden 0,6 bis 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag empfohlen. Menschen ohne Nierenerkrankung können sich an die allgemeinen Ernährungsempfehlungen halten und 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag verzehren. Die Proteinzufuhr sollte jedoch nicht langfristig über dieser Empfehlung liegen, da dies zu Nierenschädigungen führen kann.

Diabetes mellitus und Alkohol

Menschen mit Diabetes wird empfohlen, möglichst wenig Alkohol zu konsumieren – wenn überhaupt. Wenn Sie ab und zu ein Glas Wein oder Bier trinken und Insulin spritzen oder blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, sollten Sie wissen, dass dies eine gefährliche Unterzuckerung (Hypoglykämie) zur Folge haben kann – auch und insbesondere nachts. Um dies zu verhindern, sollte zusammen mit dem Alkohol eine kleine, kohlenhydratreiche Mahlzeit zu sich genommen werden. Anschließend und auch am nächsten Tag sollte der Blutzuckerwert etwas häufiger kontrolliert werden.

Einige alkoholische Getränke, wie zum Beispiel Liköre, Cocktails, süße Obstweine oder Portwein, sind stark zuckerhaltig und lassen den Blutzucker rasch ansteigen. Solche Getränke sollten Sie nach Möglichkeit ganz meiden. Vergessen Sie außerdem nicht, dass Alkohol viele Kalorien enthält.

Spezielle Diätprodukte sind unnötig

Spezielle Diätprodukte für Diabetiker*innen sind unnötig, da sie teilweise große Fett- und Energiemengen enthalten und oft teurer als reguläre Produkte sind. Zum Süßen der Produkte werden Zuckeraustauschstoffe oder Süßstoffe verwendet. Für die Empfehlung zum Verzehr spezieller Diätprodukte finden sich keine Begründungen. Deshalb ist es in Deutschland schon seit 2012 nicht mehr erlaubt, Produkte speziell für Diabetiker*innen zu verkaufen.

Ernährung bei Diabetes Typ 1

Der größte Unterschied zwischen den Diabetes-Typen ist, dass Typ 2 zumeist als Folge von Übergewicht und einer ungesunden Ernährung entsteht. Durch eine dauerhafte Gewichtsreduktion und eine Ernährungsumstellung können die Blutzuckerwerte bei Typ 2 Diabetes sogar wieder normalisiert werden.

Bei Diabetes Typ 1 hingegen handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper kein Insulin produzieren kann. Deshalb sind Betroffene immer auf das Spritzen von Insulin angewiesen. Für sie gelten grundsätzlich die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für Menschen mit Diabetes Typ 2. Ein Unterschied besteht jedoch darin, dass das benötigte Insulin von der verzehrten Menge an Kohlenhydraten abhängt. Wird zu viel oder zu wenig Insulin gespritzt, droht eine Unter- oder Überzuckerung. Hierfür gibt es die Hilfsgröße Brot-Einheit (BE). Eine BE entspricht immer zwölf Gramm Kohlenhydraten. BE-Austauschtabellen erleichtern die Wahl der richtigen BE-Mengen. Betroffene lernen im Rahmen einer Diätberatung den Umgang mit Insulin sowie dessen richtiger Dosierung. Viele Betroffene bekommen auch im Laufe der Zeit ein Gefühl für die richtigen Insulinmengen.

Diabetes mellitus: Nährstoffmangel vorbeugen

Was viele Menschen mit Diabetes oft nicht wissen: Ihr Körper hat einen erhöhten Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen. Eine optimale Versorgung mit diesen Mikronährstoffen kann das Risiko von Folgeschäden, die aufgrund des erhöhten Bedarfs auftreten, senken. Betroffene sollten ärztlich abklären, ob bei ihnen ein Mangel an Mikronährstoffen oder Vitaminen vorliegt und wie sie diesen am besten behandeln können. Nehmen Sie jedoch nicht ohne ärztliche Empfehlung Nahrungsergänzungsmittel ein, ohne zu wissen, ob bei Ihnen tatsächlich ein Mangel vorliegt.

  • Personen mit Diabetes haben häufig einen reduzierten Magnesiumspiegel. Bei Personen, die Insulin spritzen müssen und gleichzeitig an Magnesiummangel litten, kam es häufiger zu Augenschäden. Die erhöhte Rate an Fehlgeburten sowie Geburtsdefekten bei erkrankten Müttern wurde ebenfalls mit einem Magnesiummangel in Zusammenhang gebracht.
  • Viele Menschen mit Diabetes haben einen Zinkmangel, was zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems führen kann.
  • Auch der Vitamin-C-Blutspiegel ist häufig verringert. Studien zeigten, dass die Einnahme von Vitamin C die Glukosetoleranz verbessern und die Nieren schützen kann.
  • Ähnliche Ergebnisse wurden auch für Vitamin B6 berichtet. Die gemessenen Blutspiegel waren bei Diabetes-Patient*innen mit Nervenschäden besonders niedrig. Der gleichzeitige Verzehr von Vitamin B1 und B12 wird insbesondere Menschen mit diabetischer Neuropathie empfohlen.
  • Im Glukosestoffwechsel spielen Biotin und Coenzym Q10 eine Rolle. Die Einnahme von neun bis 16 Milligramm Biotin für mindestens eine Woche konnte in verschiedenen Studien den Nüchternblutzucker bei Betroffenen mit Diabetes deutlich senken. Eine positive Wirkung auf den Schmerz bei Nervenschädigungen wurde ebenfalls beschrieben. Um einem möglichen Mangel an Coenzym Q10, wie er bei Diabetes Typ 2 beobachtet wurde, vorzubeugen, raten manche Fachleute zusätzlich zur Einnahme von 50 Milligramm Coenzym Q10 täglich.

Vier Tipps für die richtige Ernährung bei Diabetes mellitus

Es gibt nicht die eine richtige Ernährung bei Diabetes. Man sollte deshalb immer eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um die individuell geeignete Diabetes-Ernährung zu finden. Folgende Tipps können Sie dennoch berücksichtigen:

  1. Setzen Sie bei der Ernährung auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Vollwertkost. Manche Menschen kommen auch gut mit einer Low-Carb-Diät oder der sogenannten Mittelmeerdiät zurecht.
  2. Haben Sie Übergewicht, dann bauen Sie dieses mit einer fett- und kalorienarmen Kost möglichst ab. Jedes verlorene Kilo wirkt sich positiv auf Ihre Gesundheit aus.
  3. Trinken Sie ausreichend, empfohlen sind 1,5 Liter am Tag. Meiden Sie Alkohol möglichst.
  4. Körperliche Aktivität hat positive Auswirkungen auf den Diabetes. Versuchen Sie, möglichst jeden Tag eine halbe Stunde moderate körperliche Aktivität auszuüben. Das Ausmaß der Bewegung sollte vom Alter und dem Grad der Fitness abhängen.

Fasten auch mit Diabetes mellitus möglich?

Grundsätzlich ist fasten auch mit Diabetes möglich. Vermeiden sollte man jedoch radikale Fastenkuren, bei denen gänzlich auf feste Nahrung verzichtet und nur noch Brühe und Saft getrunken wird. Doch wer eine Zeit lang auf Alkohol oder Süßigkeiten verzichtet, tut seiner Gesundheit sogar etwas Gutes.

Wenn Sie fasten möchten, sollten Sie das Vorhaben immer ärztlich besprechen. Falls Sie Medikamente einnehmen, muss die Dosis eventuell angepasst werden. Achten Sie während der Fastenzeit zudem besonders auf Ihren Blutzuckerspiegel.

Nicht geeignet ist Fasten unter anderem bei Diabetes Typ 1, Schwangerschaftsdiabetes, niedrigem Blutdruck, Neigung zu häufiger Unterzuckerung oder Organerkrankungen.

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