Mann mit grippalem Effekt im Bett
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Erkältung, Grippe oder grippaler Infekt?

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 04.12.2020

Jedes Jahr begegnen uns in der kalten Jahreszeit Schnupfen, Husten und Heiserkeit auf Schritt und Tritt. Man spricht von Erkältung, Grippe oder grippalem Infekt – doch was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Wo ist der Unterschied und wie erkennt man, auf welche Krankheit die eigenen Symptome hindeuten? Wir bringen Licht ins Dunkel, damit Ihnen eine Abgrenzung von Erkältung und Grippe keine Probleme mehr bereiten wird.

Erkältung oder grippaler Infekt?

Mit Erkältung oder grippalem Infekt – was das Gleiche bedeutet – wird ganz allgemein eine Viruserkrankung bezeichnet, die sich mit Schnupfen, Husten und anderen Allgemeinbeschwerden äußert. Rund 200 verschiedene Virusarten können eine Erkältung hervorrufen, daher kann man auch kurz hintereinander mehrmals erkältet sein.

Die Erreger sind so vielfältig (Rhino-, Adeno- und Coronaviren), dass eine Impfung nicht möglich ist – zum Glück sind die Krankheiten in der Regel nicht lebensbedrohlich. Meist treten Erkältungen in der kalten Jahreszeit auf, aber es gibt sie auch als Sommergrippe. Ganz anders sieht das mit der echten Grippe aus.

Was ist eine Grippe?

Eine Grippe wird vom Influenzavirus verursacht. Man unterscheidet drei Gruppen von Influenzaviren, deren Genmaterial sich permanent etwas verändert – darum sollten sich bestimmte Risikogruppen einmal jährlich einer Grippeschutzimpfung unterziehen.

Das Problematische an der echten Grippe ist der schwere Krankheitsverlauf mit den typischen Erkältungssymptomen, die hier aber viel stärker ausgeprägt sind. Unter Umständen können auch Lunge (Lungenentzündung), Herz (Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung) oder Hirn (Gewebeentzündung) betroffen sein. Besonders gefährlich kann eine Grippe für bestimmte Risikogruppen werden. Dazu gehören neben Menschen mit Vorerkrankungen vor allem ältere Menschen und Schwangere.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Infektionskrankheiten mit Grippesymptomatik, die weltweit für Aufregung sorgten – SARS, das Coronavirus SARS-CoV-2 und die Vogelgrippe sind Beispiele für Virusinfektionen, die auch für den Menschen gefährlich werden können.

Symptome von Erkältung und Grippe und erkennen

Grippe und Erkältung äußern sich anfangs durch die gleichen Beschwerden und Symptome. Typische Symptome sind:

Häufig kündigt dann Frösteln einen Temperaturanstieg an und Fieber wird von Schüttelfrostattacken begleitet. Gliederschmerzen kommen genauso dazu wie Kopfschmerzen. Schwäche, Mattigkeit und Appetitlosigkeit ergänzen das Krankheitsbild.

Bei einer echten Grippe beginnen die Symptome und Beschwerden oft plötzlich und sind so stark, dass der Erkrankte auf die Stunde genau sagen kann, wann die Grippe begonnen hat. Zudem ist sie häufig mit hohem Fieber (bis zu 41 °C) verbunden. Typisch ist auch ein besonders trockener, quälender Husten.

Abgrenzung zu anderen Krankheiten

Auch andere Erkrankungen beginnen mit Schnupfen oder tränenden Augen – beispielsweise Heuschnupfen oder allergischer Schnupfen bei Hausstauballergie.

Mit Schnupfen, Husten und Heiserkeit kündigt sich auch eine weitere Gruppe von Erkrankungen an – die Kinderkrankheiten Masern, Mumps, Röteln & Co. Nach einigen Tagen zeigt sich häufig der typische Hautausschlag, sodass die Diagnose einfacher wird.

Bei wiederholten und hartnäckigen Erkältungen im Kindesalter kann auch ein angeborener Immundefekt dahinterstecken – allerdings sind bis zu sechs Erkältungen pro Jahr im Kindesalter nicht besorgniserregend.

Mögliche Komplikationen bei Erkältung und Grippe

Eine verschnupfte Nase findet man in den allermeisten Fällen einer Erkältung. Sobald sich die Erkältung auf die Nasennebenhöhlen ausweitet, spricht man von einer Sinusitis.

Eine leichte Bindehautentzündung oder eine Erregerausbreitung ins Mittelohr (über die Eustachische Röhre) mit Mittelohrentzündung kommt gerade in den ersten Krankheitstagen häufig vor. Wenn sich die Viren in Richtung Lunge ausbreiten, zeigt Husten eine Mitbeteiligung der Bronchien (akute Bronchitis), die ohne Gegenmaßnahmen zur Lungenentzündung auswachsen kann.

Die Nase ist bei Erkältung fast immer betroffen, ihre Umgebung (Nebenhöhlen, Augen und Ohren) oft, die Bronchien glücklicherweise seltener. Während man bei einer normalen Erkältung schon die Ausweitung auf die Nachbarorgane Nasennebenhöhlen, Augen oder Bronchien als Komplikation werten kann, können bei der Influenzagrippe auch Lunge, Herz und Gehirn geschädigt werden – es kommt zur Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung oder Entzündung des Hirngewebes.

Komplikationen bei Kleinkindern

Gerade bei Kleinkindern führt selbst ein banaler Schnupfen schnell zu einem schlechten Allgemeinzustand. Babys atmen fast ausschließlich durch die Nase – und verweigern bei verstopfter Nase das Trinken, weil der Wechsel zwischen Atmen und Schlucken zu schwierig ist. Im Kleinkindalter führen die zugeschwollenen Schleimhäute oft zu einer Mittelohrentzündung.

Die Gefahr einer Superinfektion

Da die Erkrankung das Immunsystem schwächt und die Schleimhäute empfindlich sind, haben auch Bakterien wie zum Beispiel Pneumokokken leichtes Spiel und können eine sogenannte Superinfektion verursachen (aufgesetzte Zweitinfektion). Dann wird die virale Lungenentzündung durch die bakterielle überlagert.

Diagnose: Grippe oder Erkältung?

Zur Diagnose einer Grippe oder Erkältung gibt es verschiedenen Möglichkeiten:

  • Anamnese (Krankheitsgeschichte erfragen): Dauer und Schwere der Beschwerden können Aufschluss geben, ob es sich eher um eine Erkältung oder eine Grippe handelt.
  • Inspektion (Betrachten), Palpation (Abtasten), Perkussion (Abklopfen) und Auskultation (Abhören): Eine verschnupfte Nase erkennt man leicht an den geröteten, geschwollenen Schleimhäuten und wenn es beim Abklopfen von Stirn oder Wangenknochen schmerzt. Dann sind meist die Nasennebenhöhlen entzündet. Mit dem Otoskop (dem Ohrenspiegel) sieht man bei einer Mittelohrentzündung ein gerötetes Trommelfell und vielleicht etwas Flüssigkeit dahinter. Die Mundhöhle und der Rachen sind meist gerötet, die Gaumenmandeln geschwollen oder bei bakterieller Zweitinfektion mit weißen Stippchen belegt. Bei Husten kann man mit dem Stethoskop Rasselgeräusche über den Bronchien hören, bei einer Lungenentzündung sind die Atemgeräusche über dem betroffenen Bereich verändert.
  • Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebende Verfahren werden bei einer Erkältung meist nicht benötigt. Eine fortgeschrittene Entzündung der Nasennebenhöhlen lässt sich im Ultraschall oder Röntgen sehen. Um eine Lungenentzündung auszuschließen, wird meist ein Röntgenbild angefertigt. CT und MRT werden bei dramatischen Verläufen der Influenza eingesetzt, um Herz- oder Hirnbeteiligung abzuklären.
  • Weiterführende Untersuchungen bei Komplikationen: Wenn eine bakterielle Zweitinfektion vermutet wird, können Abstriche der Gaumenmandel, Schleimproben oder Blutuntersuchungen Aufschluss über Art der Erreger geben. Bei einer Lungenentzündung zeigen Röntgenbilder den Verlauf – ist die Entzündung nach Therapiebeginn rückläufig oder bildet sich ein Abszess? Bei einer Herzmuskelentzündung verändert sich der Herzrhythmus, was man mit dem EKG kontrollieren kann.

Vorbeugung durch ein starkes Immunsystem

Ein gut funktionierendes Immunsystem ist die Grundvoraussetzung, um gesund über den Winter zu kommen – vitaminreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, viel Bewegung an frischer Luft, Saunabesuche oder regelmäßige Kneipp-Anwendungen sind nur einige Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken. Ein geschwächtes Immunsystem macht sich dadurch bemerkbar, dass ein Infekt den nächsten ablöst und die Krankheitssymptome verstärkt auftreten.

Neben Ernährung und Bewegung ist auch der "Erkältungs-Knigge" eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Ansteckungen:

  1. Händeschütteln möglichst vermeiden
  2. Menschenansammlungen meiden
  3. Nasen-"Wellness" betreiben, zum Beispiel durch Inhalieren

Grippeimpfung zum Schutz vor Influenza

Gegen die echte Grippe hilft nur ein Mittel: die jährliche Grippeschutzimpfung. Gerade ältere Menschen, schwangere Frauen und Personen mit chronischen Erkrankungen gelten als Risikopatienten – ihnen ist die Grippeschutzimpfung und auch die Pneumokokkenimpfung besonders ans Herz zu legen.

Da sich das Genmaterial der Influenzaviren immer wieder verändert, muss der Impfschutz jährlich erneuert werden, denn auch in Deutschland besteht die Gefahr einer Grippeepidemie.

Hausmittel und Rezepte gegen Erkältungskrankheiten

In jeder Familie werden Rezepte von Hausmitteln gegen Erkältungen und Grippe weitergegeben – sei es vom vielbeschworenen Zwiebelsud der Großtante oder von der Hühnersuppe, die man von Kindheit an kennt. Viele dieser Hausrezepte helfen so gut, dass man eine Erkältung ohne weiteres damit auskurieren kann. Dabei sollten Sie das Inhalieren nicht vergessen, denn die geschwollene Nasenschleimhaut ist für diese Hilfe zur Schleimlösung dankbar.

Bei Kopf- und Gliederschmerzen ist manchmal eine Schmerztablette oder ein rezeptfreies Grippemittel hilfreich – ob Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder ein anderer Wirkstoff: Denken Sie daran, Kindern wegen der Nebenwirkungen niemals ASS zu geben.

Da sowohl die Grippe als auch ein grippaler Infekt durch Viren ausgelöst werden, helfen Antibiotika nicht. Sie werden daher nur eingesetzt, wenn zusätzlich eine bakterielle Zweitinfektion besteht.

Bei länger anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer den Arzt aufsuchen – so haben ernsthafte Erkrankungen keine Chance.