Gallenkolik: Symptome und was tun?
Etwa 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben Gallensteine. Bei 75 Prozent der Betroffenen treten im Laufe des Lebens nie Probleme auf und es besteht kein Behandlungsbedarf. Wandern Gallensteine aber in den Gallengang, kann dies eine schmerzhafte Gallenkolik auslösen. Was eine Gallenkolik genau ist, welche Symptome dabei auftreten und wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen, das und mehr erfahren Sie im Folgenden.
Was ist eine Gallenkolik?
Die Gallenblase ist ein kleines Organ, das unterhalb der Leber verortet ist. Sie dient zur Speicherung und Abgabe der in der Leber gebildeten Gallenflüssigkeit in den Darm. Die Gallenflüssigkeit spielt eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung. Im Laufe des Lebens können sich in der Gallenblase Steine bilden. Man spricht dann von einem sogenannten Gallensteinleiden (Cholezystolithiasis).
Rutschen diese Steine in den Gallengang ab und führen zu einem gestörten Abfluss der Gallenflüssigkeit, kann dies zu einer Gallenkolik führen. Dabei verkrampft sich die Gallenblase, was zu wellenartig auftretenden Schmerzen führt. Gallenkoliken treten auch auf, wenn die Gallenblase entzündet ist (Cholezystitis).
Welche Ursachen gibt es bei Gallenkoliken?
Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Gallenkolik sind Gallensteine, die in den Gallengang abwandern und somit zu einer Abflussstörung führen. Gallensteine tauchen in der Bevölkerung recht häufig auf. Sie bilden sich dann, wenn eine Fehlzusammensetzung der Gallenflüssigkeit besteht und es somit zu einer Kristallbildung kommt.
In der Regel bestehen solche Steine hauptsächlich aus Cholesterin (sogenannte "Cholesterinsteine"). Daraus geht hervor, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Bildung von Gallensteinen hat. So kann eine cholesterin- und fettreiche Ernährung zur Bildung von Gallensteinen beitragen.
Hinzu kommen typische Risikofaktoren. In der Medizin spricht man hierbei auch von den "6 Fs":
- Fat (Übergewicht)
- Female (Frauen sind doppelt so häufig wie Männer von Gallensteinen betroffen)
- Fertile (Schwangerschaft, Fertilität)
- Forty (Lebensalter über 40 Jahre)
- Fair (hellhäutig)
- Family (familiäre Vorbelastung)
Weitere Ursachen für Gallensteine, die dann zur Symptomatik der Gallenkolik führen, sind zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen.
Auch eine akalkulöse Cholezystitis kann vorliegen. Die Gallenblase ist dann nicht aufgrund von Steinbildung entzündet. Mögliche Ursachen sind stattdessen beispielsweise Stress, eine bakterielle Infektion der Gallenblase oder langes Fasten. In etwa der Hälfte der Fälle kann kein Auslöser für die Entzündung gefunden werden, die die Gallenkolik verursacht.
Symptome: Wie macht sich eine Gallenkolik bemerkbar?
Ein typischer Auslöser für Gallenkoliken ist häufig eine fettreiche oder schwere Mahlzeit. Denn schweres Essen begünstigt die Ausschüttung von Gallensaft, wodurch sich dieser leichter im Gallengang staut. Die Symptome treten also oftmals nach dem Essen auf. Typisch für eine Gallenkolik sind, wie der Name schon sagt, kolikartige Schmerzen. Das heißt, der Schmerzcharakter ist eher krampfartig und wellenförmig – die Beschwerden nehmen meist während der ersten 15 bis 60 Minuten nach Symptombeginn zu und klingen anschließend über einen Zeitraum von 30 bis 90 Minuten wieder ab. Anschließend ist der Schmerz meistens noch dumpf spürbar.
Oft treten die Schmerzen nachts auf. Wie lange eine Gallenkolik dauert, ist sehr individuell. Verläufe von mehreren Tagen sind aber sehr selten. Die Lokalisation der Schmerzen befindet sich häufig im rechten Oberbauch oder im Mittelbauch. Eine Ausstrahlung in den Rücken oder die rechte Schulter ist möglich. Außerdem können weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, ein Völlegefühl oder Schüttelfrost auftreten.
Kommt es zu einem Verschluss des Gallengangs und dadurch zu einem Gallenstau, kann zusätzlich eine Gelbsucht auftreten (Ikterus). Ist die Gallenblase entzündet, kann Fieber hinzukommen.
Selbsthilfe: was tun bei einer Gallenkolik?
Eine Gallenkolik ist zunächst einmal nichts Schlimmes, jedoch mitunter sehr schmerzhaft und unangenehm. Eine erste Selbsthilfe besteht zunächst in der Einnahme von Medikamenten. Gut wirksam sind hier meist Ibuprofen in Kombination mit Buscopan®. Eine Alternative zu Ibuprofen kann Novalgin darstellen. Dieses ist allerdings verschreibungspflichtig.
Auch Hausmittel können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Beispiele sind Kamillen- oder Pfefferminztee, um den Magen-Darm-Trakt zu beruhigen. Weiterhin kann eine lokale Wärmeanwendung, zum Beispiel in Form eines Kirschkernkissens, die Beschwerden lindern.
Sollten die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen nicht besser werden oder sogar zunehmen sowie weitere Symptome hinzukommen (insbesondere Fieber) sollte ärztlicher Rat gesucht werden.
Wie wird eine Gallenkolik festgestellt?
Hauptmerkmal der Gallenkolik ist der typische Schmerzcharakter. Nach diesem wird bei einem Besuch in der Arztpraxis oder Notaufnahme explizit gefragt. Weiterhin kann ein Ultraschall Klarheit darüber bringen, ob Gallensteine vorliegen, ob die Gallenblase entzündet oder ein Gallenaufstau vorhanden ist. Auch eine Blutentnahme zeigt einen Gallenstau oder eine akute Entzündung an. Erhoben werden dazu im Rahmen eines Blutbilds der Bilirubin-Wert, der Wert der Alkalischen Phosphatase (AP) und der Gamma-GT-Wert sowie der Wert des C-reaktiven Proteins (CRP).
In seltenen Fällen können weitere Untersuchungen zur Ursachenfindung notwendig werden. Hierzu zählen zum Beispiel ein CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) als bildgebende Verfahren. Zusätzlich können eine Spiegelung der Gallenwege oder eine Magenspiegelung zum Ausschluss einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) notwendig sein. Die Symptome dieser Erkrankung können der einer Gallenkolik nämlich ähneln.
Wie sieht die ärztliche Behandlung einer Gallenkolik aus?
Eine Gallenkolik erfordert in aller Regel keinen Krankenhausaufenthalt. Werden die Schmerzen jedoch unerträglich, ist eine Vorstellung in der Bereitschaftspraxis oder Notaufnahme sinnvoll. Hier können, wenn nötig, starke Schmerzmittel über die Vene (intravenös) verabreicht werden und Linderung verschaffen. In solchen Fällen kann auch eine stationäre Aufnahme notwendig werden, um eine ausreichende Schmerztherapie zu verabreichen. Außerdem können so regelmäßige Laborwert- und Ultraschallkontrollen erfolgen.
Bei einer vorliegenden Gallenblasenentzündung erfolgt eine intravenöse Antibiotikagabe. In aller Regel ist dann schnellstmöglich auch eine chirurgische Therapie in Form einer Gallenblasenentfernung notwendig. Die Entfernung der Gallenblase per Schlüssellochtechnik (laparoskopische Cholezystektomie) ist die in Deutschland am häufigsten durchgeführte Operation und zählt zur chirurgischen Routine. Es ist ebenso beruhigend zu wissen, dass ein Leben ohne Gallenblase zu keinen Einschränkungen führt. Eine entsprechende OP ist auch dann sinnvoll, wenn die Koliken immer wieder auftreten.
Bei einem abgewanderten Stein in den Hauptgallengang als Ursache der Gallenkoliken ist eine Spiegelung der Gallenwege notwendig. Im Rahmen dieser Spiegelung kann man den Stein entfernen oder sogar einen Stent (ein dünnes Röhrchen aus Metall oder Kunstfasern) in den Gallengang einlegen, um den Gallenabfluss zu gewährleisten.
Wann wird eine Gallenkolik gefährlich?
Wie bereits erwähnt, weisen viele Patient*innen Gallensteine als Zufallsbefund auf. Bei den wenigsten führen diese zu Beschwerden. Treten Gallenkoliken jedoch einmal auf, kehren sie oftmals immer wieder und verschwinden nicht dauerhaft von allein. In diesen Fällen ist eine Gallenblasenentfernung sinnvoll. Denn treten die Symptome über lange Jahre auf und führen immer wieder zu Entzündungen, kann die Gallenblase sich dauerhaft verändern und es kann gefährlich werden. Dauerhafte Veränderungen können nämlich zu Krebs führen.
Wann eine Gallenkolik außerdem gefährlich wird, hängt von den Begleitsymptomen ab. Treten neben den typischen Schmerzen zusätzlich Fieber und Schüttelfrost auf, ist schnelles Handeln gefragt. Dann liegt nämlich häufig eine Entzündung der Gallenblase vor, die behandelt werden muss. In aller Regel sollten Sie sich aber bei erstmaligem Auftreten einer Gallenkolik keine Sorgen machen. Wie bereits erwähnt, können Schmerzmittel zunächst Abhilfe schaffen. Ein Besuch bei einem*einer Arzt*Ärztin ist dennoch ratsam, um Komplikationen zu vermeiden.
Wie kann man Gallenkoliken vorbeugen?
Ob man zu Gallensteinen neigt oder nicht, ist meistens genetisch bedingt. Ebenso gibt es weitere Risikofaktoren, wie das Alter oder das Geschlecht, die man größtenteils nicht beeinflussen kann. Allerdings ist eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung, welche außerdem noch fett- und cholesterinarm ist, von Vorteil, um der Bildung von Gallensteinen vorzubeugen. Außerdem wird empfohlen, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen, um die Gallenblase zu entlasten.
Darüber hinaus kann ausreichend Bewegung der Gallensteinbildung entgegenwirken. Zusätzlich kann ein regelmäßiger Bauchultraschall in der hausärztlichen Praxis Klarheit darüber bringen, ob Gallensteine vorliegen und so ein Risiko für Gallenkoliken besteht. Fragen Sie am besten einmal bei Ihrem*Ihrer Hausarzt*Hausärztin nach.