Furunkel
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Furunkel behandeln

Von: Gerlinde Felix (Wissenschafts- und Medizinjournalistin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.08.2022

Furunkel sehen nicht nur unschön aus, sie tun auch weh. Die eitrigen Infektionen entstehen an Haarfollikeln – häufig an besonders schambehafteten Stellen wie am Po oder im Intimbereich, aber auch im Gesicht und anderen Körperstellen können die Weichteilinfektionen auftreten. Mit welchen Salben und Hausmitteln kann man ein Furunkel behandeln, warum soll man es nicht ausdrücken und was tun, wenn ein Furunkel aufgeplatzt ist?

Was ist ein Furunkel?

Funkel sind eitrige, im Durchmesser ein bis zwei Zentimeter große Knoten, die spontan einzeln oder gehäuft auftreten und grundsätzlich überall dort entstehen können, wo Haare auf der Haut sind. Bei einem Furunkel sind der Haarbalg (Haarfollikel) und das umliegende Gewebe schmerzhaft entzündet.

Am häufigsten entstehen Furunkel im Gesicht, im Nacken und in den Achselhöhlen sowie an der Brust, am Po, am After, im Schambereich (auch direkt an der Scheide), an den Leisten und an den Oberschenkeln (meist an der Innenseite der Oberschenkel). Es gibt aber auch Furunkel im Ohr und an der Nase, auf der Kopfhaut, an der Lippe, an den Fingern oder am Rücken.

In Zusammenhang mit den eitrigen Haarbalgentzündungen werden verschiedene Begriffe zur Abgrenzung verwendet. Eine Entzündung des Haarbalgs, die nicht das umliegende Gewebe betrifft, wird als Follikulitis bezeichnet. Sie ist die Vorstufe des Furunkels – erst wenn sie sich zu einem Abszess entwickelt, spricht man von einem Furunkel. Bei Abszessen handelt es sich um eitrige Gewebseinschlüsse, die überall am Körper auftreten können – nicht nur an einem Haarfollikel. Furunkel sind somit eine Unterart der Abszesse. Verbinden sich mehrere Furunkel zu einer großen Eiterbeule, spricht man von einem Karbunkel.

Ursachen: Wie ein Furunkel entsteht

Ein Furunkel entsteht, wenn Bakterien, meistens Staphylococcus aureus (eine Art der Staphylokokken), zum Beispiel von der Haut oder aus dem Nasen-Rachen-Raum, durch winzige Hautverletzungen in die Haut eindringen können – und zwar vor allem dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Die Erreger wandern dann entlang eines Haarbalgs oder entlang der Schweißdrüsen in die Tiefe und infizieren den Haarfollikel.

Die Entzündung breitet sich schnell auf das Gewebe um den Haarbalg herum aus. Gewebezellen werden zerstört, Immunzellen eilen herbei und aus den abgestorbenen Zellteilen und Bakterien entsteht Eiter. Außerdem bildet sich um die Eindringlinge eine Art Kapsel, sodass die Bakterien zwar nicht weiter in den Körper gelangen können, aber das Wundsekret auch nicht abfließen kann.

Furunkel: Auslöser und Risikofaktoren

Ein geschwächtes Immunsystem macht Menschen anfälliger für Furunkel, doch es gibt auch andere Auslöser. Faktoren, die die Bildung eines Furunkels begünstigen, sind:

  • ein nicht erkannter oder unzureichend eingestellter Diabetes mellitus
  • chronische Infektionen oder Erkrankungen, zum Beispiel Hauterkrankungen
  • zelluläre Immundefekte wie die Leukopenie
  • zu eng anliegende Kleidung, die an der Haut reibt
  • eine unzureichende Desinfektion nach einer Rasur oder Enthaarung

Symptome eines Furunkels erkennen

Auf den ersten Blick sehen Furunkel aus wie dicke Pickel, doch im Gegensatz dazu sind sie meist schmerzhafter und sitzen in tieferen Hautschichten. Typische Anzeichen eines Furunkels sind:

  • eine deutliche Schwellung beziehungsweise ein fester Knoten unter Haut
  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schmerzen in dem Bereich (vor allem bei Druck)
  • teils ist heller oder gelblicher Eiter unter der Haut erkennbar
  • manchmal ist bei genauem Hinsehen ein Haar in der Mitte der Schwellung zu sehen
  • bei einem Karbunkel können auch Fieber und Mattigkeit Folge der Entzündung sein

Die Hautinfektionen können innerhalb von einigen Stunden oder Tagen entstehen. Sie beginnen als kleine Pusteln mit einer oberflächlichen Haarbalgentzündung, also einer Follikulitis, und wachsen dann zu druckempfindlichen Knoten heran.

Diagnose eines Furunkels

Ärzte*Ärztinnen erkennen ein Furunkel meist mit bloßem Auge und aufgrund der typischen Beschwerden. In Ausnahmefällen können Abstriche des Eiters helfen, den Erreger zu bestimmen – beispielsweise um geeignete Antibiotika zur Behandlung auszuwählen. Zudem können Blutuntersuchungen Aussagen über das Ausmaß der Entzündung ermöglichen, sind aber üblicherweise nicht zur Stellung der Diagnose erforderlich.

Behandlung: Was kann man gegen ein Furunkel tun?

Manchmal kann der Eiter nach der Dauer von einigen Tagen die Hautoberfläche durchbrechen und sich entleeren. Beschwerden wie Schmerzen und Druckgefühl lassen meist augenblicklich nach, sobald das Furunkel aufplatzt, blutet und Eiter austritt. Es heilt dann nach wenigen Wochen von selbst ab. Dabei kann eine kleine eingezogene Narbe zurückbleiben.

Diese Reifung lässt sich durch bestimmte Hausmittel und Salben unterstützen. Doch welche Mittel sind geeignet, um ein Furunkel zu behandeln?

In der Anfangsphase des noch "unreifen" Furunkels ohne Eiterpfropf kann eine gefäßerweiternde Salbe hilfreich sein, also eine Zugsalbe mit dem Wirkstoff Ammoniumbituminosulfat aus der Apotheke. Auch feucht-warme (antiseptische) Umschläge sowie die Bestrahlung mit Rotlicht können helfen, das Heranreifen des Furunkels zu beschleunigen. Des Weiteren gelten Ringelblumen-Tinktur und Teebaumöl als Hausmittel gegen geschlossene Furunkel. Zudem wird die tägliche Verwendung antiseptischer Salben oder Waschlotionen zur Keimverminderung empfohlen. Zinksalbe hat ebenfalls eine desinfizierende Wirkung und kann unterstützend eingesetzt werden.

In einigen Fällen kann ein Furunkel auch abheilen, ohne aufzuplatzen – dann baut der Körper den Eiter ab.

Furunkel aufgeplatzt – was tun?

Ist ein Furunkel aufgeplatzt und Blut und Eiter treten aus, ist es ratsam, das Sekret vorsichtig wegzuwischen und die Stelle mit einer desinfizierenden Salbe einzucremen. Spülungen mit einer Salzlösung aus der Apotheke können die Wundhöhle von innen reinigen.

Daneben sollte man auf gründliche Hygiene achten, damit die Bakterien keine erneute Infektion auslösen. Am besten deckt man die Hautstelle mit einem Pflaster ab. Bei tief liegenden Furunkeln besteht jedoch die Gefahr, dass der eigentliche Entzündungsherd nicht oder nicht ganz beseitig ist. Dann wird es relativ bald erneut zur Furunkelbildung kommen.

Ärztliche Behandlung

Bei Karbunkeln oder wenn ein Furunkel sehr groß ist, schmerzt oder nicht von alleine aufplatzt, sollte man ärztlichen Rat suchen. Eine medizinische Behandlung kann die Reifung beschleunigen, Schmerzen reduzieren und zugleich die Entstehung von Komplikationen verhindern. So können beispielsweise schmerz- und entzündungshemmende Salben (zum Beispiel mit Kortison) verschrieben werden.

In der Regel wird der*die Arzt*Ärztin ein reifes Furunkel unter (meist örtlicher) Betäubung mit einem Skalpell anritzen, um durch Druckentlastung zu verhindern, dass die Bakterien weiter in das umgebende Gewebe vordringen. Die Wunde wird anschließend desinfiziert beziehungsweise gespült und mithilfe einer Drainage (zum Beispiel aus täglich zu wechselnden Stoffstreifen) bis zum Ausheilen offen gelassen (also nicht vernäht), damit Wundsekret abfließen kann und sich nicht erneut ein Furunkel bildet. Ein Pflaster oder Verband deckt die Wunde ab und sollte täglich gewechselt werden.

In seltenen Fällen oder bei Komplikationen wird zudem zusätzlich ein Antibiotikum verschrieben.

Therapie: Was Sie nicht tun sollten!

Dies ist bei der Furunkel-Behandlung tabu: das Furunkel ausdrücken, aufstechen oder aufkratzen.

Falls Sie doch drücken und der Eiterpickel ist noch nicht vollkommen reif, kann es sein, dass das Furunkel nach innen platzt. Im schlimmsten Fall kann es dadurch zu einer Entzündung der Lymphbahnen (erkennbar an einem roten Streifen) oder in sehr seltenen Fällen zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Auch gefährliche Infektionen oder die Bildung sogenannter Fistelgänge sind möglich.

Generell sollten Sie niemals mit ungewaschenen Fingern an ein Furunkel fassen, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Keinesfalls sollten Sie zudem im Intimbereich Produkte anwenden, die nicht für den Intimbereich geeignet sind.

Warum Furunkel gefährlich sein können

Vereinen sich mehrere benachbarte Furunkel, entsteht ein Karbunkel. Dann ist ein größeres Hautareal betroffen, der Eiterherd sitzt oft in noch tieferen Gewebeschichten.

Im extremen Fall können sich die Lymphbahnen der Haut entzünden (Lymphangitis) und die Lymphknoten schwellen an. Es besteht auch das (sehr geringe) Risiko, dass die verursachenden Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und eine Blutvergiftung auslösen.

Für die Gefährlichkeit eines Furunkels ist es wichtig, an welcher Stelle der Körperoberfläche es sich bildet. Tritt ein Furunkel im Gesicht auf, ist dies besonders gefährlich – vor allem im Bereich des Dreiecks zwischen den Augen, um Nase und Oberlippe. Dabei besteht das Risiko, dass Erreger über die venöse Blutbahn zu einer Hirnvenenthrombose oder zu einer Hirnhautentzündung führen. Bei größeren Furunkeln im Gesicht wird daher Ruhigstellung mit Bettruhe empfohlen. Betroffene sollten möglichst nicht sprechen und nur püriertes Essen zu sich nehmen.

Furunkulose: wiederholt auftretende Furunkel

Vor allem bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können Furunkel wiederholt auftreten. Bei einer solchen sogenannten Furunkulose kann es sinnvoll sein, den Entzündungsherd und früheres Narbengewebe operativ zu entfernen. Bei Furunkulose oder nach der operativen Entfernung eines tiefer liegenden Abszesses kann eventuell zusätzlich zur herkömmlichen Therapie eine Art Impfung mit den im Eiter nachweisbaren Erregern durchgeführt werden, um die Immunabwehr besser zu wappnen (Autovakzine). Zudem sollten etwaige Grunderkrankungen behandelt werden, die das Auftreten von Furunkeln begünstigen können.

Gute Hygiene ist ebenfalls bei der Behandlung eines Furunkels wichtig, um das Wiederkehren der Hautinfektionen zu verhindern:

  • Nach jeder Berührung des Furunkels stets die Hände gründlich mit Seife waschen, denn die Erreger sind ansteckend.
  • Es ist ratsam, nicht zu baden, sondern zu duschen, um eine Übertragung auf andere Hautstellen zu verhindern.
  • Handtücher und Bettwäsche sollte man bei hohen Temperaturen waschen.
  • Wer schnell und oft schwitzt, sollte luftige Kleidung tragen, da auch starkes Schwitzen die Entstehung von Furunkeln begünstigt – übrigens ebenso wie trockene Haut.
  • Auch engsitzende Kleidung oder reibende Haut können Furunkel zur Folge haben.
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