Juckreiz – was steckt dahinter und was tun?
Juckreiz (Pruritus) ist eine Empfindung der Haut, auf die man mit Kratzen oder Reiben reagiert. Die Ursachen, die hinter dem unangenehmen Jucken stecken können, sind vielfältig: So kann es unter anderem durch eine trockene Haut, eine allergische Reaktion sowie durch Erkrankungen der Haut oder auch innerer Organe hervorgerufen werden. Bei bestimmten Krankheiten tritt Juckreiz am ganzen Körper auf. Er kann aber auch lokal auf bestimmte Körperstellen wie die Kopfhaut oder die Handflächen beschränkt sein. Auch Juckreiz ist mit und ohne Hautausschlag ist möglich. In diesem Artikel informieren wir über häufige Ursachen von Juckreiz und darüber, was Sie gegen die unangenehmen Beschwerden tun können.
Juckreiz – vielfältige Ursachen
Juckreiz, oder Pruritus, wird oftmals durch eine zu trockene Haut oder durch Hauterkrankungen wie Nesselsucht, Schuppenflechte oder Neurodermitis ausgelöst. Ist eine Hauterkrankung die Ursache, treten neben Juckreiz in der Regel auch Veränderungen an der Haut, wie Ausschlag, Quaddeln oder Rötungen, auf.
Daneben können auch Überempfindlichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel, Medikamente sowie Insektenstiche Juckreiz auslösen.
In seltenen Fällen kann Pruritus ein Symptom einer inneren Erkrankung darstellen – beispielsweise kann er durch Diabetes, eine Störung der Leber- oder Nierenfunktion sowie Leukämie entstehen. Bei solchen Erkrankungen treten in der Regel keine optisch sichtbaren Hautveränderungen auf.
Dies ist allerdings auch beim sogenannten idiopathischen Juckreiz der Fall, der keinen erkennbaren Grund hat. Oftmals stecken dann psychische Probleme hinter den Beschwerden. Daneben kommen auch neuropathische Auslöser, also ein Juckreiz durch eine Erkrankung der Nerven, infrage.
Juckreiz am ganzen Körper ohne Ausschlag
Tritt Juckreiz am ganzen Körper auf, sollten Sie nicht zögern, ärztlichen Rat zu suchen. Die Ursachen der Beschwerden können harmlos sein – beispielsweise kommen Stress, trockene Haut oder Nervosität infrage. Juckreiz am ganzen Körper kann jedoch auch durch ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes, Erkrankungen der Nieren oder der Leber sowie eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden. Stecken Erkrankungen der Leber oder auch des Gallengangs hinter dem Symptom, spricht man von cholestatischem Juckreiz.
Auch bei einigen Krebserkrankungen kann Juckreiz auftreten, beispielsweise bei Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs). Länger anhaltender Juckreiz sollte deswegen unbedingt ärztlich abgeklärt werden, insbesondere, wenn es zu weiteren Beschwerden kommt.
Wann und wo juckt es?
Lässt sich der Juckreiz örtlich etwas eingrenzen, kann dies erste Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung liefern:
- vermehrter Juckreiz am Rücken und im Gesicht: Bei einer chronischen Niereninsuffizienz berichten Betroffene häufig von starkem Juckreiz, insbesondere am Rücken und im Gesicht.
- Juckreiz an den Handflächen und Fußsohlen: Tritt der Juckreiz vermehrt an diesen Körperstellen auf, kann dies ein Hinweis auf eine Lebererkrankung sein. Der Juckreiz wird häufig als besonders stark wahrgenommen, Kratzen bringt kaum Besserung.
- stechender Juckreiz nach dem Duschen, Baden oder bei Temperaturwechsel: Dieses Symptom kann auf Polycythaemia vera, eine seltene Form von Blutkrebs, hinweisen. Dabei kommt es häufig auch zu Hautrötungen und einer Überwärmung der Haut.
- Juckreiz nachts und am Abend: Kommt es vor allem nachts und am Abend zu Juckreiz, kann dies ebenfalls auf eine Lebererkrankung oder auch eine Erkrankung der Galle hindeuten. Jucken die Beine verstärkt in der Nacht und breitet sich der Juckreiz mit der Zeit auf den ganzen Körper aus, kann dies ein Symptom für Morbus Hodgkin sein.
Hautausschlag mit Juckreiz
Tritt Juckreiz gemeinsam mit einem Hautausschlag auf, stecken häufig Hauterkrankungen wie Nesselsucht, Schuppenflechte (Psoriasis) oder Neurodermitis hinter den Beschwerden. Während sich bei Nesselsucht juckende Quaddeln bilden, treten bei Schuppenflechte gerötete Hautareale auf, deren oberste Hautschicht weiß geschuppt ist. Charakteristisch für Neurodermitis ist ein roter Hautausschlag, der sich rau und schuppig anfühlt.
Neben diesen drei Hauterkrankungen können aber auch Hautinfektionen, ein Hautpilz sowie die sogenannte Knötchenflechte mit Hautausschlag und Juckreiz einhergehen. Bei letzterer bilden sich blau-rote Knötchen, die etwa stecknadelgroß sind und stark jucken. Die Symptome treten besonders häufig an den Handgelenken, am Unterschenkel sowie an den Fußknöcheln und dem Fußrücken auf.
Leiden Kinder an Hautausschlag und Juckreiz, können zudem typische Kinderkrankheiten wie die Windpocken die Ursache darstellen. Aber auch bei Erwachsenen kann das die Windpocken verursachende Varizella-Zoster-Virus hinter den Beschwerden stecken – die sogenannte Gürtelrose geht häufig mit juckenden, rundlich-ovalen Hautknötchen einher.
Trockene Haut als Ursache
Eine trockene Haut fühlt sich nicht nur rau und gespannt an, sondern kann auch jucken. Mögliche Ursachen stellen äußere Faktoren wie eine trockene Raumluft oder eine übertriebene Körperhygiene dar. So können beispielsweise bestimmte Pflegeprodukte die Haut austrocknen. Daneben ist es aber auch möglich, dass innere Ursachen, wie Probleme bei der Fett- und Feuchtigkeitsregulierung, zu einer trockenen Haut führen.
Altersbedingt oder aufgrund von Flüssigkeitsmangel oder bestimmten Erkrankungen, wie Diabetes, kann es zudem zum Auftreten einer sogenannten Pergamenthaut kommen. Die Pergamenthaut ist sehr empfindlich, dünn und trocken. Die Haut hat einen bläulich-grauen Ton und juckt verstärkt.
Wenn Sie eine trockene Haut haben, sollten Sie beim Waschen und Duschen auf parfümierte Pflegeprodukte verzichten und stattdessen lieber säureneutrale Produkte verwenden. Cremen Sie die Haut außerdem regelmäßig ein. Am besten geeignet sind rückfettende Lotionen. Achten Sie zudem darauf, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Da sich hinter trockener Haut und Pruritus auch ernste Krankheiten verbergen können, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen, wenn diese Maßnahmen nicht anschlagen.
Allergie als Auslöser
Allergisch bedingter Juckreiz kann unter anderen durch eine Kontaktallergie ausgelöst werden. Treten die Beschwerden nur lokal an bestimmten Körperstellen auf, sollten Sie überprüfen, ob ein bestimmtes Kleidungsstück – etwa eine Strumpfhose oder eine Uhr – den Auslöser darstellen kann. Insgesamt können zahlreiche Stoffe, wie Nickel, Kosmetika oder Latex, Kontaktallergien auslösen.
Häufig kommt es nicht direkt beim Kontakt zu einer allergischen Reaktion, sondern erst ein bis drei Tage danach. Besteht der Kontakt zum allergieauslösenden Stoff länger, kann ein allergisches Ekzem entstehen. Bei einem allergischen Ekzem, auch Kontaktdermatitis genannt, zeigen sich Rötungen, teilweise mit trockener Haut und Schuppenbildung. Es kann auch zur Bildung von Bläschen kommen. Diese gehen dann meist der trockenen, schuppigen Haut voraus.
Doch auch andere Allergiearten, wie Heuschnupfen oder Kreuzallergien, können ein juckendes Gefühl auslösen, denn eine allergische Reaktion des Körpers geht häufig mit Juckreiz einher. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem extrem auf eigentlich harmlose Substanzen und veranlasst, dass im Körper größere Mengen des Botenstoffes Histamin freigesetzt werden. Dieser sorgt dann beispielsweise bei Heuschnupfen dafür, dass Augen und Nase jucken.
Daneben kann Juckreiz auch durch eine Allergie gegen bestimmte Lebensmittel oder Medikamente hervorgerufen werden. Leiden Sie an Juckreiz, für den es keine offensichtliche Ursache gibt, sollten Sie deswegen immer in Betracht ziehen, dass eine Allergie dahinterstecken könnte und bei einem*einer Arzt*Ärztin einen Allergietest durchführen lassen.
Wenn die Kopfhaut juckt
Hinter juckender Kopfhaut können sich ein Befall mit Läusen, eine trockene Kopfhaut oder Schuppen verstecken. Ebenso kommen Hauterkrankungen wie Ekzeme als Ursache infrage. Da Läusebefall ansteckend ist, sollten Sie bei Juckreiz an der Kopfhaut im Zweifelsfall ärztlichen Rat suchen– dies gilt insbesondere, wenn Kinder über eine stark juckende Kopfhaut klagen.
Steckt eine trockene Kopfhaut hinter den Problemen, verwenden Sie in Zukunft am besten ein spezielles Shampoo aus der Apotheke. Zudem ist es empfehlenswert, die Haare nur jeden zweiten Tag zu waschen und kein zu heißes Wasser zu verwenden – das trocknet die Kopfhaut zusätzlich aus. Auch auf heißes Föhnen sowie Haarfärbemittel sollten Sie einige Zeit lang verzichten. Bei Schuppen bietet sich die Verwendung eines speziellen Anti-Schuppen-Shampoos an.
Bleibt der Juckreiz an der Kopfhaut trotz dieser Maßnahmen über einen längeren Zeitraum bestehen, müssen innere Erkrankung ärztlich ausgeschlossen werden. Auch psychische Auslöser – beispielsweise Stress – sollten bei länger anhaltendem Juckreiz in Betracht gezogen werden.
Ausführliche Informationen zum Thema juckende Kopfhaut finden Sie hier.
Juckreiz am Hals
Auch Juckreiz am Hals kann durch eine Kontaktallergie ausgelöst werden, beispielsweise durch Shampoo, das Tragen eines Tuchs oder einer Halskette. Auch Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, können sich am Hals zeigen.
Tritt das juckende Gefühl eher im Hals auf, kann dies ein Anzeichen für eine Nahrungsmittelallergie oder eine Kreuzallergie sein oder auch auf eine Infektion im Hals und eine damit einhergehende Entzündung hinweisen.
Juckreiz an den Beinen
Juckreiz an den Beinen wird in der Regel durch eine zu trockene Haut verursacht. Durch die Verwendung von pH-neutralen Waschgelen beim Duschen lässt sich der Pruritus meist bereits lindern. Zudem sollte die Haut an den Beinen nach dem Duschen nicht abgerubbelt, sondern nur vorsichtig abgetupft werden. Anschließend werden die Beine am besten mit einer fetthaltigen Creme sorgfältig eingerieben. Eine Rasur der Beine kann zudem juckenden Rasurbrand zur Folge haben.
Treten die juckenden Beine gemeinsam mit einem Hautausschlag auf, steckt vermutlich eine Allergie oder eine Hauterkrankung hinter den Beschwerden. Dann sollten Sie auf jeden Fall ärztlichen Rat suchen, um die genaue Ursache abklären zu lassen.
Auch Krampfadern können zu Juckreiz führen. Dieser tritt dann im Bereich der jeweiligen Krampfader auf. Daneben können schwere, schmerzende Beine und Schwellungen auftreten.
In seltenen Fällen kann Juckreiz an den Beinen auch durch eine Erkrankung, wie Morbus Hodgkin oder eine Lebererkrankung, ausgelöst werden.
Juckende Finger
Kommt es insbesondere an den Fingern zu Juckreiz, können verschiedene Hauterkrankungen oder auch ein Befall mit der Krätzmilbe die Ursache sein.
Krätzmilben lösen die Hautkrankheit Krätze (Skabies) aus. Sie befallen bevorzugt die Bereiche zwischen den Fingern und Zehen sowie die Achseln und den Genitalbereich. Dort graben sie sich in die obere Hornhautschicht ein und besitzen somit ein relativ sicheres Versteck, in dem sie sogar Vollbäder überleben können.
Bei der Krätze kommt es neben einem starken Juckreiz zu einem roten, knötchenförmigen Hautausschlag. Mithilfe einer Lupe lassen sich häufig die Gänge erkennen, die die Milben in die Haut gegraben haben. Meist lässt sich die Erkrankung gut mit Anti-Milben-Mitteln behandeln, die äußerlich auf die Haut aufgetragen werden.
Ein weiterer Auslöser von juckenden Fingern ist die sogenannte Dishydrose. Dabei kommt es zu Hautrötungen an den Händen und seltener an den Füßen. Auf den Handflächen oder den Seitenflächen der Finger entstehen mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen.
Kommt es zu juckenden Fingern mit oder ohne Ausschlag , kann auch eine Kontaktallergie die Ursache sein, etwa gegen Nickel in Schmuck oder Reinigungsmittel.
Neuropathischer Juckreiz
Ein neuropathischer Juckreiz wird durch Verletzungen oder Fehlfunktionen des Nervensystems ausgelöst. Diese können beispielsweise durch einen Schlaganfall, Diabetes oder Gürtelrose verursacht worden sein. Je nach Auslöser können neben dem Juckreiz noch weitere Symptome, wie Nervenschmerzen, Gefühlsstörungen oder Bewegungsstörungen, auftreten.
Juckreiz während der Schwangerschaft
Juckreiz ist ein Symptom, das häufig während der Schwangerschaft auftritt. Etwa 20 Prozent aller schwangeren Frauen sind davon betroffen. Es wird vermutet, dass in den meisten Fällen die hormonellen Umstellungen im Körper den Auslöser darstellen. Häufig lassen sich die Beschwerden durch regelmäßiges Eincremen mit einer feuchtigkeitsspendenden Lotion lindern.
Starkes Jucken, das im letzten Drittel der Schwangerschaft auftritt, kann jedoch auf eine Lebererkrankung – eine sogenannte intrahepatische Schwangerschaftscholestase – hinweisen. Von dieser Erkrankung sind in Deutschland zwar weniger als ein Prozent aller schwangeren Frauen betroffen, trotzdem sollte sie bei starkem Juckreiz ausgeschlossen werden. Denn die Lebererkrankung kann sowohl eine Frühgeburt als auch eine Todgeburt zur Folge haben. Der Juckreiz beginnt in diesem Fall häufig an Händen, Beinen oder Armen und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Hautveränderungen, wie Hautausschlag, treten nicht auf.
Juckreiz und Psyche
Auch die Psyche kann einen Einfluss auf die Entstehung von Juckreiz haben. So können sich Stress und Ängste auch auf die Hautgesundheit auswirken und zu Jucken mit oder ohne Ausschlag oder anderen Hautauffälligkeiten führen.
Auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Schizophrenie, können von Juckreiz und Empfindungsstörungen auf der Haut (Kribbeln) begleitet werden. Ebenfalls können diese Beschwerden beim Entzug von Suchtmitteln, wie Drogen, auftreten.
Was hilft gegen Juckreiz?
Tritt Juckreiz zusammen mit einem Hautausschlag auf, sollten Sie einen*eine Hautarzt*Hautärztin aufsuchen und die genaue Ursache abklären lassen. Dann werden Ihnen – wenn nötig – auch geeignete Medikamente verschrieben, beispielsweise kortisonhaltige Salben.
Bei Juckreiz ohne Hautausschlag sollten Sie zunächst überprüfen, ob Ihre Haut eventuell zu trocken ist. Ist dies nicht der Fall oder werden die Beschwerden trotz sorgfältiger Hautpflege und ausreichend Flüssigkeitsaufnahme nicht weniger, muss untersucht werden, ob eine Erkrankung vorliegt. Dann richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Grunderkrankung. Achten Sie bei der Hautpflege darauf, die Haut nicht zu überpflegen, da auch dies zu Beschwerden wie Juckreiz oder Ausschlag führen kann.
Handelt es sich um idiopathischen Juckreiz, also kann keine zugrundliegende Erkrankung ermittelt werden, können juckreizstillende Medikamente Abhilfe schaffen. Äußerlich aufgetragen werden Lokalanästhetika, die die Reizweiterleitung zwischen den Nervenzellen hemmen. Ebenso können Isoprenalin – ein Wirkstoff aus der Gruppe der Betamimetika – sowie kühlende Salben und Gels mit Menthol oder Kampfer dazu beitragen, den Juckreiz zu lindern. Holen Sie im Zweifelsfall ärztlichen Rat ein, bevor Sie eines dieser Mittel anwenden.
Tritt der Juckreiz großflächig am ganzen Körper auf, kann in manchen Fällen nach ärztlicher Rücksprache die Einnahme von H1-Rezeptorenblockern, die die Wirkung von Histamin hemmen, Linderung verschaffen. Ebenso hat sich bei vielen Betroffenen eine Therapie mit UVB-Strahlen als hilfreich erwiesen.
Ganz wichtig ist, dass Sie auch bei starkem Juckreiz an den juckenden Stellen nicht kratzen. Denn durch das Kratzen kann es nicht nur zu unschönen Kratzspuren auf der Haut kommen, sondern es können auch Infektionen auftreten. Lässt sich die Berührung gar nicht vermeiden, ist es besser, die juckenden Stellen zu drücken oder vorsichtig darüber zu streichen, als mit den Fingernägeln zu kratzen. Kühlende Salben oder in Tücher gewickelte Kühlpacks können kurzfristig helfen, den Juckreiz zu lindern.