Ernährung bei Neurodermitis
Neurodermitis stellt für viele Betroffene eine deutliche Belastung dar. Neben anderen Faktoren wird auch ein möglicher Zusammenhang zwischen der Entstehung und der Ausprägung von Neurodermitis und der Ernährung häufig diskutiert. Betroffene versuchen sich häufig an bestimmten Diätplänen oder verzichten auf einige Lebensmittel, um so die Anzeichen ihrer Erkrankung zu mildern. In welchen Fällen ein Einfluss der Ernährung auf die Symptomatik von Neurodermitis vermutet wird und ob die Einhaltung von Diäten sinnvoll ist, erfahren Sie im Folgenden.
Ernährung: Diätplan bei Neurodermitis?
Eine spezielle Diät bei Neurodermitis gibt es nicht. Nur Lebensmittel, die erwiesenermaßen bei den jeweiligen Betroffenen zu Unverträglichkeitsreaktionen führen, sollten weggelassen werden. Rigide Diätvorschriften (zum Beispiel ganz ohne tierisches Eiweiß) können zu Mangelerscheinungen führen und besonders bei Kindern irreversible Folgen haben. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen, allergieauslösende Nahrungsmittel leichter zu identifizieren.
Sogenannte Auslassdiäten (Eliminationsdiäten) werden häufig als mögliche Therapie bei Neurodermitis gesehen. Teilweise findet dabei eine Beschränkung der Ernährung auf wenige Lebensmittel statt. Ein wissenschaftlicher Beleg für eine positive Wirkung von Auslassdiäten auf die Ausprägung der Neurodermitis konnte bisher noch nicht erbracht werden.
Einzig wenn bereits eine Lebensmittelallergie bekannt ist, könnte ein Verzicht auf den Allergieauslöser auch das Hautbild bei Neurodermitis verbessern. Darauf weist eine Studie mit 62 Säuglingen hin, deren Aussagekraft aufgrund der geringen Anzahl von Teilnehmenden jedoch begrenzt ist. Liegt der Verdacht auf eine Lebensmittelallergie vor, kann unter ärztlicher Aufsicht und begleitet durch eine ausgebildete Ernährungsfachkraft eine Auslass- oder Suchdiät durchgeführt werden. Eine Auslassdiät sollte nicht auf eigene Faust durchgeführt werden, um gerade bei Kindern Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Kreuzallergien und Neurodermitis
Neben einer klassischen Lebensmittelallergie liegt bei vielen Betroffenen mit Neurodermitis eine sogenannte Kreuzallergie vor. Das bedeutet, die Immunglobulin-E-Antikörper, die beispielsweise auf bestimmte Pollen, wie Birke oder Hasel, reagieren, lösen auch bei ähnlichen Allergenen aus Nahrungsmitteln eine Immunreaktion aus. Besonders häufig kommt es bei Steinobst, Nüssen oder Gewürzen zu einer Kreuzallergie. Auch bei vielen Personen mit Neurodermitis kann eine Kreuzallergie das Krankheitsbild verschlimmern, selbst wenn ansonsten keine für Heuschnupfen typischen Symptome auftreten.
Ob auch sogenannte Pseudoallergien, also Allergien auf bestimmte Zusatzstoffe in Lebensmitteln, die Neurodermitis negativ beeinflussen können, ist derzeit wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Neurodermitis: Allergien erkennen
Um herauszufinden, welche Lebensmittel im Zusammenhang mit Neurodermitis (endogenes Ekzem) nicht vertragen werden, kann der*die Arzt*Ärztin verschiedene Tests durchführen:
- Zum einen gibt es Hauttests, wie den Pricktest, bei dem ein Tropfen Allergenlösung auf die Haut des Unterarms aufgetragen und an dieser Stelle mit einer Nadel eingestochen wird. Beim Reibetest wird ein frisches Lebensmittel auf die Haut des Unterarms aufgerieben.
- Zum anderen existieren labormedizinische Untersuchungen in Blut und Urin, die Hinweise auf mögliche Nahrungsmittelallergien geben können.
Leider ist keiner dieser Tests zu 100 Prozent zuverlässig, weshalb die Patient*innen zumeist selbst ausprobieren müssen, was ihnen bekommt und was nicht. Sogenannte Suchdiäten können dann in Rücksprache mit dem*der Arzt*Ärztin durchgeführt werden, um den Verdacht auf eine vorhandene Nahrungsmittelallergie zu bestätigen oder zu widerlegen.
Neurodermitis mit Stillen vorbeugen?
Besonders Eltern, die selbst an Neurodermitis oder Allergien leiden oder aber auch Eltern, die bereits ein Kind mit Allergien haben, sollten vorbeugende Maßnahmen gegen Neurodermitis (endogenes Ekzem) ergreifen.
Den wichtigsten Beitrag zur Prävention beim neurodermitisgefährdeten Kind kann die Mutter leisten, indem sie ihr Baby stillt. Die Darmschleimhaut eines Neugeborenen ist durchlässiger für Allergene, als die eines Erwachsenen, wodurch es besonders in den ersten Lebensmonaten leicht zu Allergien kommt, wenn der Säugling zu vielen "fremden" Proteinen ausgesetzt wird. Aus diesem Grund sollten Mütter neurodermitisgefährdeter Kinder vier bis sechs Monate ausschließlich stillen.
Für den Fall, dass die Mutter nicht stillen kann, sollte sie (falls es nur für einen kurzen Zeitraum ist) abgepumpte Muttermilch einfrieren oder, falls sie für längere Zeit nicht stillen kann, hypoallergene Säuglingsnahrung verwenden (Zusatzangabe HA auf der Verpackung). Diese ist zumeist aus Kuhmilchprotein hergestellt, das in seine Bausteine, die Aminosäuren zerlegt (hydrolisiert) ist und dadurch weniger allergieauslösend ist als Säuglingsnahrungen aus herkömmlichem Kuhmilch- oder Sojaprotein.
Einführung der Beikost
Ab dem fünften bis sechsten Monat kann mit der Einführung der Beikost begonnen werden. Hierbei gilt eine einfache Regel: Jede Woche maximal ein neues Lebensmittel ausprobieren, das zunächst geschält und gekocht gegeben wird. Beginnt man mit der Beikost, sollten Lebensmittel, die häufiger Allergien auslösen können, nicht bewusst weggelassen werden. Dazu gehören beispielsweise Karotten, Weizen, Kuhmilch oder Eier. Voraussetzung ist natürlich, dass nicht bereits eine Lebensmittelallergie gegen eines dieser Nahrungsmittel beim Kind festgestellt wurde.
Kommt es zu Symptomen von Neurodermitis, so wird das zuletzt "ausprobierte" Lebensmittel wieder weggelassen, bis die Beschwerden abklingen. Zur Klärung der Symptome sollte im Zweifelsfall ärztlicher Rat gesucht werden.
Neurodermitis: Was sonst noch helfen kann
Bei vielen Patient*innen kann die Gabe von Nachtkerzen- oder Borretschöl zu einer Besserung der Symptome von Neurodermitis führen. Diese Öle enthalten Gamma-Linolensäure, die positiv auf die Erkrankung wirken kann. Dagegen konnten Studien bisher nicht eindeutig beweisen, dass die Gabe von Fischöl bei Neurodermitis (atopische Dermatitis) hilft.
Die Ernährung bei Neurodermitis sollte ausgewogen sein, mit allen Lebensmitteln die vertragen werden. Das bedeutet (wenn diese Lebensmittel keine Allergien auslösen) möglichst täglich Milchprodukte, viele Vollkornprodukte, Gemüse und Obst, ein bis zwei Mal wöchentlich Fisch und nicht öfter als zwei bis drei Mal wöchentlich Fleisch und Wurstwaren essen. Pflanzliche Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollten bevorzugt verzehrt werden (zum Beispiel Sonnenblumenöl oder Olivenöl).
Lebensmittel, deren Zusammensetzung nicht genau bekannt ist, sollten besser gemieden werden. Werden Obst und Gemüse nicht gut vertragen, kann kurzes Andünsten die Verträglichkeit bei Neurodermitis erhöhen.