Vitiligo – Ursachen & Behandlung der Weißfleckenkrankheit
Rund ein Prozent aller Menschen weltweit sind von Vitiligo betroffen, auch bekannt als Weißfleckenkrankheit. Die bekanntesten Beispiele sind wohl der bereits verstorbene Sänger Michael Jackson oder das Model Winnie Harlow. Typisches Symptom der Erkrankung sind weiße Flecken auf der Haut, die im Anfangsstadium noch klein sind, aber im Verlauf an Zahl und Größe zunehmen. Mehr über Ursachen und Behandlung der Vitiligo erfahren Sie hier.
Was ist Vitiligo?
Es handelt sich bei Vitiligo um eine Hautkrankheit, die durch den Verlust von Pigmenten (also eine Pigmentstörung) gekennzeichnet ist und zu sichtbaren, oft kontrastreichen weißen Flecken auf der Haut führt. Diese chronische Störung, die sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters betreffen kann, hat nicht nur körperliche, sondern auch psychosoziale Auswirkungen auf die Erkrankten. Sie haben oftmals bereits als Kinder erste Symptome, aber auch später im Alter kann es zum ersten Auftreten der Hautflecken kommen.
Nicht zu verwechseln ist Vitiligo mit Lichen sclerosus, einer chronischen Hauterkrankung, die gelegentlich auch als Weißfleckenkrankheit bezeichnet wird. Die weißlichen Flecken auf der Haut erscheinen hierbei jedoch nicht als Pigmentstörung, sondern als erhabene und verhärtete Knötchen.
Symptome: Wo beginnt die Weißfleckenkrankheit?
Wie der Name Weißfleckenkrankheit schon sagt, zeigt sich Vitiligo im Anfangsstadium meist durch kleine weiße Flecken auf der Haut, die später größer und zahlreicher werden können. Häufig beginnen diese an den Armen oder Beinen. Im Verlauf können die Pigmentflecken aber auch an anderen Stellen wie dem Intimbereich oder Gesäß auftreten.
Diese Hypo- oder Depigmentierungen können durch Stress oder mechanische Reizungen wie Kratzen ausgelöst werden. Letzteres bezeichnet man als Köbner-Phänomen. Auch die Haare können von der Depigmentierung betroffen sein. Oft handelt es sich dabei um bleibende Hautveränderungen, eine spätere Verbesserung der Beschwerden ist jedoch möglich.
Das Ausbreitungsmuster der Hautveränderungen unterscheidet sich je nach Form:
- nicht-segmentale Vitiligo (NSV): beidseitige, symmetrische Ausbreitung (zum Beispiel beide Unterarme und Hände oder gleichmäßig im Gesicht um den Mund oder die Nase)
- segmentale Vitiligo (SV): Flecken nur an vereinzelten Körperstellen
- gemischte Vitiligo: segmentale und nicht-segmentale Vitiligo treten zusammen auf
Die segmentale Vitiligo ist deutlich seltener als die nicht-segmentale Form der Weißfleckenkrankheit.
Ursachen: Warum bekommt man die Weißfleckenkrankheit?
Die genauen Ursachen der Weißfleckenkrankheit sind bis heute nicht vollständig geklärt. Klar ist, dass es sich um eine komplexe Erkrankung handelt, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen scheinen. Man vermutet, dass die Hauptursache für Vitiligo in einer fehlgeleiteten Autoimmunreaktion liegt, bei der die Zellen des körpereigenen Immunsystems irrtümlicherweise die Melanozyten – also die Pigmentzellen, die den Hautfarbstoff Melanin produzieren – angreifen und zerstören. Der Verlust der Pigmentierung ist also Folge einer Zerstörung dieser Melanozyten, die unter anderem für die Färbung der Haut verantwortlich sind.
Der autoimmune Prozess ist auch naheliegend, da Personen, die an Vitiligo leiden, häufiger auch Anzeichen anderer Autoimmunkrankheiten zeigen. Dabei wurden Verbindungen zu Erkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Diabetes mellitus Typ 1 beobachtet.
Die genetische Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle, da Menschen mit einer familiären Vorbelastung ein höheres Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung haben. Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass bestimmte genetische Faktoren die Anfälligkeit für autoimmunbedingte Prozesse erhöhen können, die letztendlich zu Vitiligo führen.
Darüber hinaus wird angenommen, dass Umweltfaktoren und bestimmte Trigger den Ausbruch von Vitiligo begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise psychische Ursachen wie Stress oder Depression, Verletzungen der Haut, bestimmte chemische Substanzen sowie Infektionen. Diese Triggerfaktoren können die Größe der Flecken erhöhen und deren Neubildung begünstigen, aber auch zu Beginn der Erkrankung das erstmalige Auftreten auslösen.
Diagnostik: Wie diagnostiziert man Vitiligo?
Besteht die Vermutung, dass man die Weißfleckenkrankheit entwickelt, sollte man eine*n Hautärztin*Hautarzt konsultieren. Nach einer klinischen Untersuchung und Anamnese (Arzt-Patient-Gespräch) kann die Verdachtsdiagnose Vitiligo gestellt werden. Wichtig ist, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen (Differentialdiagnose) auszuschließen. Eine Differentialdiagnose wäre beispielsweise die bereits erwähnte Krankheit Lichen sclerosis.
Es existieren einige Scores (Mess-Skalen), wie zum Beispiel der VETF-Score, um die Diagnosefindung zu vereinfachen. Diese Diagnosekriterien beziehen unter anderem die Messung der befallenen Körperoberfläche sowie den Zustand der Haare ein.
In seltenen Fällen kann eine Biopsie notwendig werden, um eine Gewebeprobe zu entnehmen. Damit kann der Zustand der Haut wesentlich genauer beurteilt werden. Aufgrund des vermehrten Auftretens von Schilddrüsenerkrankungen bei Vitiligo erfolgt ebenfalls eine Blutbild-Kontrolle der Schilddrüsenwerte.
Therapie: Wie behandelt man Vitiligo?
Die Behandlung von Vitiligo zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Ausdehnung der betroffenen Hautpartien zu begrenzen und in einigen Fällen die Pigmentierung wiederherzustellen. Es ist wichtig zu beachten, dass es keine einheitliche Therapie gibt, die für alle Menschen gleichermaßen effektiv ist.
Die Wahl der Behandlung hängt von vielfältigen Faktoren ab, einschließlich des Schweregrads der Vitiligo, der betroffenen Hautpartien und der individuellen Reaktion der erkrankten Person auf die Therapieform.
Dies sind einige der aktuell angewandten Therapieoptionen:
- Phototherapie (Lichttherapie): Diese Behandlungsoption umfasst die Bestrahlung der Haut mit UV-B- oder UV-A-Licht. Dies kann helfen, die Pigmentierung in den betroffenen Bereichen zu fördern.
- PUVA-Therapie: PUVA steht für Psoralen plus UV-A-Licht. Psoralen, ein lichtsensibilisierendes Medikament, wird eingenommen oder auf die Haut aufgetragen, gefolgt von einer Bestrahlung mit UV-A-Licht.
- Topische Steroide: Corticosteroide in Form von Salben können auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen werden, um Entzündungen zu reduzieren und die Pigmentbildung zu fördern.
- Immunmodulatoren: Sogenannte topische Calcineurin-Inhibitoren wie Protopic (Tacrolimus) können verwendet werden, um das Immunsystem zu beeinflussen und so die Melanozyten zu schützen.
- Biologicals: Das Medikament Opzelura® (mit dem Wirkstoff Ruxolitinib) hemmt spezielle Signalwege in den Immunzellen und stoppt dadurch die Zerstörung der Melanozyten, wodurch die Repigmentierung, also die erneute Bildung von Hautpigmenten, angeregt wird. Es wird als Creme auf die Hautstellen aufgetragen.
- Transplantation: In einigen speziellen Fällen können Melanozyten der erkrankten Person angezüchtet und transplantiert werden.
Eine unterstützende Maßnahme ist zudem eine Umstellung der Ernährung, wie zum Beispiel ein gemäßigter Konsum von Genussmitteln, Süßigkeiten und Fleisch sowie eine verstärkte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, Proteinen und entzündungshemmenden Lebensmitteln. Ratsam ist zudem eine Vermeidung von Triggern wie Stress oder Kratzen.
Neben diesen Behandlungsoptionen ist auch die psychische Begleitung der Betroffenen wichtig. Eventuell kann eine Psychotherapie hilfreich sein oder auch der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe.
Prognose: Ist Vitiligo heilbar?
Eine Heilung der Weißfleckenkrankheit ist aktuell nicht möglich. Zwar ist die Lebenserwartung nicht geringer, aber vor allem die erhöhte Lichtempfindlichkeit der Hautareale ist für Betroffene gefährlich. Durch den fehlenden Pigmentschutz erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, durch häufige Sonnenbrände an Hautkrebs zu erkranken. Betroffene müssen dauerhaft für einen ausreichend hohen Sonnenschutz sorgen und sollten extreme Sonnenbestrahlung vermeiden.
Die Haut gilt zudem als der Spiegel der Seele. Deshalb darf die psychische Belastung der Betroffenen nicht vernachlässigt werden. Als schlimme psychische Folgen kann es zum Beispiel zu sozialem Rückzug oder Depressionen kommen.
Auch wenn eine Heilung nicht möglich ist, kann durch die gezielte Behandlung mit Immunmodulatoren oder Biologicals in manchen Fällen ein Fortschreiten deutlich vermindert oder sogar komplett verhindert werden. Der Aufschwung von derartigen, spezifischen Therapien macht es immer besser möglich, Betroffenen helfen zu können.