Häufiger Harndrang: Was tun?
Wenn sich die Blase füllt, ist es normal, dass mit der Zeit Harndrang entsteht. Doch wenn der Harndrang ständig auftritt oder besonders stark ist, kann dies auf eine Störung der Blase hindeuten. Hinter den Beschwerden können verschiedene Ursachen stecken, unter anderem kommt eine Blasenentzündung oder eine vergrößerte Prostata in Frage. Wichtig für die Diagnose ist, ob der Harndrang tagsüber oder während der Nacht auftritt und wie viel Urin beim Wasserlassen austritt. Lesen Sie hier, welche Ursachen hinter häufigem Harndrang stecken können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Nicht immer liegt eine Erkrankung vor
In unserem Körper werden jeden Tag etwa 1 bis 1,5 Liter Urin gebildet. Wie viel Urin genau produziert wird, ist vor allem von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge abhängig. Der Urin wird in den Nieren hergestellt und sammelt sich anschließend in der Blase an. Ist diese voll, verspüren wir durch den Druck der Flüssigkeit auf die Blasenwand Harndrang. Beim Wasserlassen werden mit dem Urin auch Giftstoffe und Abbauprodukte aus dem Körper gespült.
Wenn Sie viel trinken oder große Mengen an wasserreichen Lebensmitteln – beispielsweise Wassermelonen, Gurken oder Tomaten – zu sich nehmen, ist ein häufiger Harndrang normal. Allerdings sollte beim Wasserlassen dann auch viel Urin aus der Blase kommen. Generell gilt, dass bis zu zehnmal Wasserlassen am Tag noch als normal einzustufen ist. Müssen Sie häufiger auf die Toilette, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Häufiger Harndrang: Ursachen bei Mann und Frau
Bei häufigem Harndrang werden generell drei verschiedene Formen unterschieden:
- Polyurie
- Pollakisurie
- Nykturie
Bei einer Polyurie werden täglich große Urinmengen von etwa zwei bis drei Litern ausgeschieden. Dies ist deutlich mehr, als der Norm entspricht. Oftmals tritt gemeinsam mit dem häufigen Harndrang ein starkes Durstgefühl auf – dies ist besonders bei Diabetes mellitus der Fall.
Daneben kann eine Polyurie aber auch durch einen übermäßigen Alkohol- oder Kaffeekonsum sowie Medikamente wie Diuretika, die einen entwässernden Effekt haben, ausgelöst werden. Ebenso kommen Erkrankungen wie Nierenversagen oder Herzinsuffizienz als Ursache in Frage. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass durch extreme seelische Belastungen ein häufiger Harndrang hervorgerufen wird.
Pollakisurie als Ursache
Liegt ein häufiger Harndrang vor, bei dem jedoch kein oder nur wenig Urin abgegeben werden kann, wird dies als Pollakisurie bezeichnet. Bei Männern deutet dieses Phänomen meist auf eine Erkrankung der Prostata hin.
Bei Frauen tritt ein häufiger Harndrang, bei dem lediglich kleinere Urinmengen abgegeben können, häufig in der Frühphase der Schwangerschaft auf.
Ebenso kann eine Pollakisurie aber auch auf eine Reizblase oder eine Blasenentzündung hindeuten. Typisch für eine Blasenentzündung sind Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen. Neben einer Blasenentzündung kommen auch andere Erkrankungen des Harntraktes wie eine Nierenbeckenentzündung als Ursache in Frage.
Nächtlicher Harndrang
Gerade bei älteren Menschen kommt es besonders während der Nacht zu häufigem Harndrang. Von einer Nykturie spricht man, wenn die Blase regelmäßig während der Nacht mehr als zweimal entleert werden muss. Dadurch wird der Schlaf erheblich gestört und es kann über Tag zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit kommen.
Bei Frauen ist oftmals eine Infektion der unteren Harnwege wie eine Blasenentzündung Ursache der Beschwerden. Bei Männern deutet häufiger nächtlicher Harndrang dagegen meist auf eine gutartige Vergrößerung der Prostata hin. Durch die Einengung der Harnröhre können sie beim Wasserlassen nicht den gesamten Urin aus der Blase entleeren. Anschließend füllt sich die Blase durch den verbleibenden Restharn schneller wieder und es wird erneut Harndrang ausgelöst.
Richtige Diagnose stellen
Leiden Sie unter häufigem Harndrang, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und die Ursache der Beschwerden abklären lassen. Zu Beginn wird der Arzt meist ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen und folgende Fragen abklären:
- Wann tritt der Harndrang auf (tagsüber oder nachts)?
- Kommt beim Wasserlassen viel Urin oder eher weniger?
- Haben Sie ein starkes Durstgefühl?
- Nehmen Sie bestimmte Medikamente wie beispielsweise Diuretika ein?
- Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich, besonders in Form von Kaffee oder Tee?
Eventuell wird Ihnen der Arzt empfehlen, ein sogenanntes Miktionstagebuch zu führen. Darin können Sie vermerken, wie oft und in welchen Situationen der Harndrang auftritt. Schreiben Sie zudem auf, wie viel und was Sie zuvor getrunken haben.
Untersuchung von Blut und Urin
Im Anschluss an das Gespräch kann der Arzt eine Untersuchung der Blut- und Urinwerte sowie der Konzentration des Blutes (Osmolarität) anordnen. Ebenso können ein Ultraschall der Harnwege sowie der Prostata, eine Röntgenuntersuchung oder eine Blasenspiegelung der Blase sinnvoll sein. Je nach Verdacht muss eventuell auch die Funktion anderer Organe wie beispielsweise des Herzens untersucht werden.
In einigen Fällen wird auch eine urodynamische Untersuchung durchgeführt. Dabei wird unter anderem gemessen, welche Urinmenge die Blase speichern kann und ob es zu einem unwillkürlichem Urinverlust kommt. Auch die Funktion der Beckenbodenmuskulatur kann auf diese Weise überprüft werden.
Was hilft gegen häufigen Harndrang?
Wenn Sie sehr häufig zur Toilette müssen, sollten Sie dies immer von einem Arzt abklären lassen. Meist stecken harmlose Ursachen hinter den Beschwerden, es sind aber auch ernste Erkrankungen wie Diabetes, Prostatakrebs oder eine Herzinsuffizienz möglich. Welche Therapie bei häufigem Harndrang genau durchgeführt wird, ist maßgeblich von der zugrunde liegenden Erkrankung abhängig.
Liegt keine organische Ursache vor, sollten Sie versuchen, Ihre Blase gezielt zu trainieren. Gehen Sie nicht beim ersten Einsetzen des Harndranges zur Toilette, sondern unterdrücken Sie diesen bewusst eine Zeit lang. So gewöhnt sich Ihre Blase langsam wieder an größere Füllmengen. Auf keinen Fall sollten Sie weniger trinken, nur weil Sie häufig zur Toilette müssen. Damit schaden Sie Ihrem Körper langfristig nämlich nur.
Medikamente lindern die Beschwerden
Wird durch den häufigen Harndrang Ihre Lebensqualität stark eingeschränkt, können zur Behandlung auch Medikamente eingesetzt werden. Anticholinergika oder Spasmolytika sorgen beispielsweise dafür, dass die Kontraktionsbereitschaft der Blase herabgesetzt wird. Für Männer sind außerdem sogenannte Alphablocker empfehlenswert, die die Muskulatur der Prostata entspannen. Für Frauen sind dagegen eher Östrogene hilfreich.
Lassen Sie sich zudem von einem Arzt oder Apotheker beraten, ob auch pflanzliche Mittel für die Therapie in Frage kommen. So können bei einer Reizblase beispielsweise die Beschwerden durch den Verzehr von Kürbiskernen gelindert werden.