Illustration einer Leber mit erhöhten Leberwerten
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Erhöhte Leberwerte: Ursachen & Symptome

Von: Gesundheit-Redaktion, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2023

Bei Lebererkrankungen werden Leberzellen geschädigt. Oft zeigt sich das auch im Blut: Als Zeichen der Schädigung beziehungsweise Belastung sind die Leberwerte ständig oder häufig erhöht. Zwar sterben Leberzellen auch in einem gesunden Organ irgendwann einmal ab und werden durch neue Zellen ersetzt, bei einer Lebererkrankung kann dieses Zellsterben aber selbst für ein regenerationsfähiges Organ wie die Leber auf Dauer zu viel werden. Ohne passende Therapie kann ein Leberschaden bis hin zur Zirrhose entstehen. Aber gibt es überhaupt Symptome, anhand derer man erhöhte Leberwerte erkennen kann? Welche Leberwerte sind wichtig, wann sind sie zu hoch und was kann man tun, um schlechte Werte wieder zu senken?

Welche Leberwerte werden erhoben?

Um festzustellen, ob die Leber geschädigt ist, können verschiedene Leberwerte erhoben werden. Besonders wichtig für die Diagnose sind dabei:

  • Aspartat-Aminotransferase (kurz AST, auch Glutamat-Oxalacetat-Transaminase oder GOT genannt) sowie Alanin-Aminotransferase (ALT oder ALAT, auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase oder GPT genannt): Diese Transaminasen, eine Form von Enzymen, werden bei der Zerstörung von Leberzellen freigesetzt. Sind sie erhöht, kann dies deshalb ein guter Hinweis auf Lebererkrankungen sein. ALT kommen nur in der Leber vor, während erhöhte AST-Werte auch bei der Zerstörung von Muskelzellen vorliegen können.
  • Gamma-Glutamyltransferase (kurz GGT oder Gamma-GT) und alkalische Phosphatasen (AP): Hierbei handelt es sich jeweils um ein Enzym beziehungsweise eine Gruppe von Enzymen, die unter anderem für Stoffwechselvorgänge in der Leber zuständig sind. Erhöhte Werte entstehen, wenn sich Gallenflüssigkeit aufgrund von Leberfunktionsstörungen staut.
  • Quick-Wert: Mithilfe des sogenannten Quick-Werts werden die Gerinnungsfaktoren im Blut überprüft – das sind Proteine, die zur Blutgerinnung benötigt werden. Ein zu niedriger Quick-Wert kann auf eine Störung von Gerinnungsfaktoren hindeuten, von denen viele in der Leber produziert werden.
  • Bilirubin: Bilirubin ist ein Abbauprodukt von Hämoglobin, welches wiederum ein Bestandteil der roten Blutkörperchen ist. Werden rote Blutkörperchen in der Leber zersetzt, entsteht Bilirubin, welches eine gelbe bis rot-braune Färbung aufweist. Bei einer Störung des Bilirubinkreislaufes sind die Werte erhöht. Man unterscheidet indirektes (I-BIL) und direktes Bilirubin (D-BIL).

Weitere Werte, die bei Verdacht auf eine Lebererkrankung erhoben werden können, sind beispielsweise Ammoniak, Albumin, Thrombozyten oder Cholinesterase.

Tabelle der wichtigsten Leberwerte

Die oben genannten Leberwerte werden anhand des Blutes im Labor bestimmt. Sie müssen (mit Ausnahme der Thrombozyten-Werte) speziell angefordert werden, denn sie sind nicht automatisch im kleinen oder großen Blutbild enthalten.

Folgende Messungen gelten dabei als Normalwerte:

LeberwertNormalwert FrauenNormalwert Männer
AST (GOT)10 bis 35 U/l10 bis 50 U/l
ALT (GPT)10 bis 35 U/l10 bis 50 U/l
GGTunter 40 U/lunter 60 U/l
AP35 bis 105 U/l40 bis 130 U/l
Quick-Wert70 bis 120 Prozent70 bis 120 Prozent
Bilirubin-Wert0,3 bis 1,2 mg/dl0,3 bis 1,2 mg/dl

U/l steht für Unit pro Liter, wobei "Unit" eine Maßeinheit für die Enzymaktivität ist.

Welche Ursachen für erhöhte Leberwerte gibt es?

Entgegen herkömmlicher Meinung kann es auch ohne den häufigen Genuss von Alkohol zu hohen Leberwerten kommen. Die unterschiedlichen Erkrankungen und sonstigen Auslöser lassen sich wie folgt unterteilen:

  1. nicht-alkoholische Fettlebererkrankung
  2. toxische Ursachen
  3. virale Leberentzündung (Virushepatitis)
  4. autoimmune Erkrankungen
  5. genetische Erkrankungen

1. Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung

Die häufigste Ursache für erhöhte Leberwerte in Deutschland ist mittlerweile die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ("non-alcoholic fatty liver disease", kurz NAFLD). Unter diesem Namen werden zwei Erkrankungen zusammengefasst, bei denen ein erhöhter Fettanteil in der Leber vorliegt, der nicht durch einen übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst wurde.

Konkret fallen unter den Begriff NAFLD die "einfache Fettleber" (Steatosis hepatis), bei der noch keine entzündlichen Reaktionen durch den höheren Fettanteil ausgelöst wurden, sowie die nicht-alkoholische Steatohepatitis ("non-alcoholic Steatohepatits", NASH). Eine NASH kann sich aus einer einfachen Fettleber entwickeln. Bei der nicht-alkoholischen Steatohepatitis liegen entzündliche Reaktionen vor, die auf Dauer das Leberzellgewebe schädigen. Risikofaktoren für die Entwicklung einer Fettleber sind unter anderem krankhaftes Übergewicht (Adipositas) sowie Typ-2-Diabetes.

2. Toxische Ursachen

Hierzu gehören Leberschäden durch den erhöhten Konsum von Alkohol (alkoholische Fettleber), Pilzvergiftungen, Umweltgifte und Medikamente.

Auch rezeptfreie Arzneimittel wie zum Beispiel Schmerzmittel und pflanzliche Präparate können in Einzelfällen die Leber belasten und schlechte Leberwerte zur Folge haben. Beispiele hierfür sind Paracetamol, Statine, Betablocker, Medikamente mit Traubensilberkerze oder Schöllkraut sowie Nahrungsergänzungsmittel mit Linolsäure.

3. Virale Leberentzündung (Virushepatitis)

Die bekanntesten virusbedingten Entzündungen sind Hepatitis A, B und C. Die Ansteckungswege dieser Erkrankungen werden oft verwechselt:

  • Hepatitis A ist eine Reisekrankheit, die vor allem durch verunreinigte Nahrungsmittel und Schmierinfektionen übertragen wird. Da sie immer von selbst ausheilt, gilt sie als die harmloseste Form der Virushepatitis. Problematisch ist der Verlauf bei alten Menschen, chronisch Kranken und Menschen mit schwachem Immunsystem.
  • Hepatitis B ist ansteckend und kann über fast alle Körperflüssigkeiten übertragen werden (Blut, Speichel, Tränenflüssigkeit, Vaginalsekret, Sperma). Sexualkontakte, Piercings, Tätowierungen ebenso wie Kontakt mit infiziertem Blut können zur Ansteckung führen. Ein weiteres Risiko ist eine Übertragung der Hepatitis B von der Mutter zum Kind bei der Geburt. Bei Erwachsenen heilt die akute Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus in etwa 90 Prozent der Fälle aus, sodass nur ungefähr zehn Prozent der Fälle chronisch verlaufen. Bei Menschen mit schwachem Immunsystem (zum Beispiel Kleinkinder, Senior*innen, chronisch Kranke) kommt es dagegen wesentlich öfter zu chronischen Verläufen.
  • Hepatitis C ist im alltäglichen Umgang kaum infektiös. Das Risiko einer sexuellen Ansteckung ist hier im Gegensatz zur Hepatitis B eher gering. Stattdessen kommt es meist durch direkten Blutkontakt, zum Beispiel durch Blutprodukte, Verletzungen, intravenösen Drogengebrauch, Piercings, Tätowierungen, Akupunkturnadeln und mangelhafte Hygiene bei medizinischen Eingriffen. Kommt es zur Infektion, verläuft die Hepatitis C unbehandelt in etwa 60 bis 85 Prozent der Fälle chronisch.

Eine Hepatitis A oder B lässt sich auch durch Impfung vermeiden, eine Hepatitis C hingegen nicht.

4. Autoimmunerkrankungen

Autoimmunhepatitis oder Gallenwegserkrankungen wie die primär biliäre Cholangitis (PBC) oder die primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) sind – genauso wie Fettlebererkrankungen – nicht ansteckend. Das Immunsystem des Körpers wendet sich hier aufgrund eines Defektes gegen körpereigenes Gewebe wie zum Beispiel die Leber. Eine langsame Organzerstörung kann die Folge sein. Lange Zeit waren solche Krankheiten kaum bekannt, werden aber immer häufiger diagnostiziert.

5. Genetische Erkrankungen

Hierzu gehören vor allem die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) oder die Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) sowie der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Diese Erkrankungen sind durch einen genetischen Defekt bedingt und können sich auch durch erhöhte Leberwerte bemerkbar machen. Die Hämochromatose ist die am weitesten verbreitete genetisch bedingte Lebererkrankung.

Erhöhte Leberwerte: Welche Symptome gibt es?

Häufig werden Schäden an der Leber erst spät erkannt. Tückisch an Lebererkrankungen ist, dass die Leber kein Schmerzempfinden hat und deshalb selbst keine Symptome verursacht, wenn die Leberwerte zu hoch sind. Mögliche Beschwerden sind eher unspezifisch. So bleibt es häufig lange bei der Einstufung als Alltagsbeschwerden wie zum Beispiel "Stress" oder "chronische Erschöpfung".

Ein paar Symptome gibt es aber dennoch, die auf schlechte Leberwerte hinweisen können. Dazu gehören:

  • ständige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen
  • Druckgefühl im rechten Oberbauch
  • Juckreiz
  • weißer bis grauweißer oder lehmfarbener Stuhl (bei Leberzirrhose auch schwarzer Stuhl) und bierbrauner Urin
  • Appetitverlust, Ekel vor bestimmten Speisen, vor allem Fleisch
  • Gewichtsveränderungen, Übelkeit und Erbrechen, Blähbauch durch Wasseransammlungen
  • Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute oder Augen (Ikterus)
  • Verminderung der Körperbehaarung im Brust- oder Bauchbereich bei Männern
  • Rötung der Handflächen und Bildung spinnennetzartiger Hautveränderungen (Spider-Naevi)

Generell gilt: Achten Sie auf ungewohnte oder neue Körpersignale. Wenn Sie verunsichert sind und Symptome für zu hohe Leberwerte bei sich vermuten, sprechen Sie mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin. Spezialisiert auf die Abklärung von Leberkrankheiten sind Hepatolog*innen und Gastroenterolog*innen. Diese arbeiten entweder im niedergelassenen Bereich oder in Kliniken.

Eine genaue Beschreibung der Beschwerden ermöglicht es, gezielt weiterführende Untersuchungen einzuleiten. Zeigt sich dabei, dass bereits erhöhte Leberwerte vorliegen, muss die Ursache für diese Veränderung ermittelt werden.

Leberwerte dauerhaft erhöht: Leberzirrhose als Folge

So unterschiedlich die Ursachen und der Verlauf sind: In den Spätfolgen ähneln sich diese Lebererkrankungen sehr stark.

Denn ist die Leber durch dauerhafte Entzündung überlastet, kommt es zum Zellsterben. Die kranke Leber vernarbt und schrumpft. Das Endstadium nennt sich Zirrhose. Die Folgen einer Leberzirrhose können gravierend sein: Wasserbauch (Aszites), Störungen der Hirnleistung (hepatische Enzephalopathie), Blutungen aus Krampfadern in Magen oder Speiseröhre (Varizenblutungen), in sehr ungünstigen Fällen auch Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom). Durch geeignete frühzeitige Therapien lässt sich ein solcher chronischer Verlauf mit schweren Leberschäden und anderen gesundheitlichen Komplikationen oft erfolgreich verhindern.

Behandlung von Lebererkrankungen

Ein Allheilmittel gegen jede Lebererkrankung gibt es nicht. Wird eine Erkrankung festgestellt, sind die Therapiemöglichkeiten je nach Ursache unterschiedlich – zum Teil sogar völlig entgegengesetzt:

  • So wird Hepatitis B und C beispielsweise mit antiviralen Wirkstoffen behandelt (Virostatika).
  • Bei einer Autoimmunhepatitis, bei der das eigene Immunsystem die Leber angreift, versucht man dagegen, diese Reaktion mit Immunsuppressiva zu dämpfen.
  • Bei übergewichtigen Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettleber (NASH) steht oft eine Ernährungsumstellung mit schonender Gewichtsreduktion an erster Stelle, um der Leberwerterhöhung entgegenzuwirken.

Zu hohe Leberwerte senken – was kann man selbst tun?

Egal welche Ursache die Lebererkrankung hat: Meiden Sie Stoffe, die die Leber zusätzlich belasten. Dazu gehört vor allem der Alkohol. Auch Rauchen kann die Erkrankung und deren Symptome unter Umständen verschlimmern.

Sind die Leberwerte zu hoch, sollten Medikamente, die nicht unbedingt nötig sind, ebenfalls vermieden werden. Schwieriger wird es, wenn Sie Medikamente wegen einer anderen schweren Erkrankung einnehmen müssen und diese die Leber belasten. Suchen Sie bezüglich verträglicherer Alternativen ärztlichen Rat. Auf gar keinen Fall sollten Sie wichtige Medikamente (zum Beispiel Bluthochdruckmittel oder Antiepileptika) ohne ärztliche Rücksprache absetzen, nur weil Ihre Leberwerte erhöht sind.

Generell kann eine gesunde Lebensweise dazu beitragen, Lebererkrankungen vorzubeugen oder die Beschwerden bei einigen Krankheiten zu reduzieren. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung wirken sich positiv auf das Gewicht aus, womit sich auch die Leberwerte verbessern können. Auf Fastenkuren oder strenge Diäten sollten Sie aber bei bereits erhöhten Leberwerten verzichten, weil diese Maßnahmen die Leber noch zusätzlich belasten.