Frau mit Autoimmunhepatitis beim Arzt
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Autoimmunhepatitis

Von: Dr. med. Gerlind Souza-Offtermatt (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 13.11.2018

Es sind nicht Viren wie bei den Hepatitis-Formen A, B oder C, die diese seltene Leberentzündung verursachen, sondern es handelt sich, wie bei anderen Autoimmunkrankheiten auch, um eine Fehlregulation des körpereigenen Abwehrsystems. Die Autoimmunhepatitis (AIH) betrifft Frauen etwa drei- bis viermal häufiger als Männer und tritt gehäuft im mittleren Lebensalter auf, kann aber grundsätzlich in jedem Alter, auch schon im Kindesalter, beginnen.

Wie entsteht eine Autoimmunhepatitis?

Wie die Autoimmunhepatitis entsteht, konnte bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden. Man geht davon aus, dass Umweltfaktoren, Toxine oder Medikamente als Auslöser wirken können, vor allem aber vorausgegangene Virus- oder bakterielle Infektionen. Zudem spielt wohl auch eine genetische Disposition bei der Entstehung eine Rolle.

Im Verlauf der Krankheitsentstehung kommt es zum Toleranzverlust des Immunsystems gegenüber dem eigenen Lebergewebe und zum Untergang der Leberzellen durch körpereigene T- Lymphozyten.

Autoimmunhepatitis: Symptome wenig charakteristisch

Die Symptome sind meist uncharakteristisch und können sich auf eine unbestimmte Müdigkeit, Leistungsminderung, Übelkeit und leichte Gelbfärbung der Haut beschränken. Auch Schmerzen im rechten Oberbauch und unklare Temperaturerhöhung sind mögliche Symptome, die aber häufig nicht richtig gewertet werden.

Die Krankheitszeichen können insgesamt sehr diskret sein und kaum wahrgenommen werden, es kann sich aber auch eine schnell fortschreitende Leberentzündung bis hin zum Leberversagen entwickeln. Die Autoimmunhepatitis ist in 10 bis 20 Prozent der Fälle die Ursache einer chronischen Leberentzündung.

Begleiterkrankungen der Autoimmunhepatitis

Etwa 30 bis 50 Prozent der Betroffenen leiden unter anderen Begleiterkrankungen, bei denen das Immunsystem ebenfalls die eigenen Organe angreift, wie zum Beispiel:

Diagnostik der Autoimmunhepatitis

Es ist wichtig, die Diagnose möglichst frühzeitig zu stellen, da ein schneller Therapiebeginn ausschlaggebend für den weiteren Verlauf ist.

Für die Diagnosestellung werden zunächst laborchemische Untersuchungen angestellt, bei denen eine Infektion durch Viren ausgeschlossen wird. Neben einer Erhöhung der Transaminasen und der Immunglobuline vom Typ IgG finden sich als wichtigster Hinweis die gegen das eigene Lebergewebe gerichteten Autoantikörper.

Um die Diagnose zu sichern, wird für die feingewebliche Untersuchung unter örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe aus der Leber entnommen.

Ernste Leberschäden durch eine frühzeitige Diagnose verhindern

Bisher kann die Autoimmunhepatitis nicht vollständig geheilt werden. Das bedeutet, der Fehler im Immunsystem kann nicht behoben werden. Bei rechtzeitiger Diagnose spricht die Erkrankung allerdings fast immer sehr gut auf eine immunsuppressive Therapie an. Durch diese werden die Aktivitäten des Immunsystems beziehungsweise die entzündlichen Vorgänge in der Leber gedämpft. Die Symptome werden so gelindert und weitere Schäden an der Leber verhindert.

Unbehandelt entwickelt sich jedoch schon in wenigen Jahren eine Leberzirrhose. Die Lebenserwartung ist in solchen Fällen erheblich reduziert.

Autoimmunhepatitis: Behandlung mit Kortison

Für die Therapie stehen zwei Optionen offen: Entweder wird nur mit dem Kortisonpräparat Prednisolon oder Budesonid behandelt, oder es wird eine Kombinationsbehandlung aus Prednisolon beziehungsweise Budesonid und Azathioprin durchgeführt.

Bei Patientinnen mit Kinderwunsch wird in der Regel die alleinige Kortisonbehandlung gewählt, sonst wird der Kombination der Vorzug gegeben. Bei der Kombination kann die Kortisondosis geringer gehalten werden, wodurch Nebenwirkungen deutlich reduziert werden können.

Aufgrund der notwendigen langfristigen Behandlungsdauer sollten die durch Kortison verursachten Nebenwirkungen möglichst gering gehalten werden. Zu diesen Nebenwirkungen zählen unter anderem:

Langfristige Therapie erforderlich

Es wird zunächst mit einer höheren Dosis begonnen und dann auf eine möglichst geringe Erhaltungsdosis reduziert. Es wird eine Behandlung von mindestens zwei Jahren empfohlen, bevor versucht werden kann, die Medikamente wegzulassen.

Steigen die laborchemischen Werte wieder an, müssen die Medikamente erneut über mehrere Jahre eingenommen werden.

Lebertransplantation bei unwirksamer Therapie

Einige Betroffene sprechen unter Umständen nicht auf die Therapie an, sodass die Autoimmunhepatitis weiter voranschreitet und eine Leberzirrhose entstehen kann. In solchen Fällen ist die letzte Therapieoption eine Lebertransplantation.