Yersinien – eine gefährliche Infektion
Man mag bei dem hübschen Namen an eine Blühpflanze denken, doch dahinter verbirgt sich ein nicht ganz ungefährliches Darmbakterium: Yersinien, das sind Erreger, die sich mit einer Magen-Darm-Erkrankung bemerkbar machen können, doch unbehandelt können sie auch schmerzhafte Gelenkentzündungen verursachen.
Was sind Yersinien?
Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit Yersinien-Bakterien. Yersinien sind benannt nach dem Schweizer Alexandre Yersin (1863-1943), dem Entdecker des gefürchteten Pest-Erregers Yersinia pestis. Die stäbchenförmigen Stuhlbakterien kommen in zahlreichen Säugern und auch Vögeln vor. Die Massentierhaltung von Schweinen und Rindern begünstigt die Ausbreitung von Bakterien dieser Art.
Für den Menschen gefährlich sind aber vor allem Yersinia enterocolitica – eine fieberhafte Darmentzündung (auch Yersiniose genannt) und Yersinia pseudotuberculosis. Zu den Symptomen gehört eine Entzündung der Lymphknoten im Bereich des Darmes mit akuten Bauchschmerzen. Die Schmerzen können diffus oder im Bereich des rechten Unterbauches lokalisiert sein. In Deutschland muss eine Yersinien-Infektion beim Gesundheitsamt gemeldet werden.
Durchfall durch Yersinien am häufigsten
Infektionen mit Yersinia enterocolitica sind besonders häufig: Laut serologischen Studien an der Normalbevölkerung weisen in Deutschland bis zu 40 Prozent der untersuchten Personen entsprechende Antikörper auf – denn nachweisbar sind die winzigen Bakterien zum Beispiel durch eine mikrobielle Untersuchung der Stuhlprobe. Bei einer Blutuntersuchung lassen sich gegen den Erreger gerichtete Antikörper, das sind vom Immunsystem hergestellte Eiweiße, nachweisen. Kinder und Jugendliche sind am häufigsten betroffen.
Die Erkrankung beginnt etwa sieben bis zehn Tage nach der Ansteckung mit folgenden Syptomen:
Bei Jugendlichen und Erwachsenen können starke Bauchschmerzen auftreten, die den Symptomen einer Blinddarmentzündung ähneln. Bei Erwachsenen können Yersinien auch grippeähnliche Beschwerden verursachen. Durchfälle treten durch Yersinien nicht immer auf. Zum Glück eher selten kommt es nach der Infektion zu Gelenkentzündungen.
Komplikation Gelenkentzündung
Yersinien können die Gelenke der unteren Körperhälfte – Knie, Sprunggelenke und Zehen – beeinträchtigen. In manchen Fällen kann es zu einer so genannten reaktiven Arthritis kommen. Manche Patienten haben auch tiefsitzende Kreuzschmerzen, die auf eine Entzündung der Kreuz-Darmbein-Gelenke hindeuten. Experten vermuten, dass bei etwa 15 Prozent der Yersinien-Infizierten derartige Komplikationen auftreten. Genaue Untersuchungen fehlen allerdings bisher. Ob es sich um eine reaktive Arthritis handelt, kann der Arzt nur durch einen Nachweis der Erreger feststellen.
Antibiotika kommen bei der akuten Yersiniose, Antirheumatika bei der reaktiven Arthritis zum Einsatz, wobei man die Gelenkentzündung mit kortisonfreien Entzündungshemmern behandelt.
Vorsorge und Therapie
Infektionsquellen können verunreinigte Lebensmittel sein. Beispiele sind:
- rohes Hackfleisch
- rohes Hühnerfleisch
- nicht-pasteurisierte Milch
- Salat
- verunreinigtes Trinkwasser
Fleisch sollte immer gut durchgegart werden. Wichtig ist die Hygiene in der Küche; bei Reisen ins Ausland sollte man bei Salat vorsichtig sein, rohes Fleisch gänzlich meiden und abgekochtes Trinkwasser verwenden. Heimtiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen, Hund und Katze können ebenfalls Yersinien auf den Menschen übertragen.
Auswirkungen auf Tiere
Das Vorkommen von Yersinia enterocolitica ist bei zahlreichen Tierarten dokumentiert, wobei die Krankheitssymptome nicht klar erkennbar sind, sondern sich meist als Erkrankungen des Darmtraktes äußern. Bei Katzen zum Beispiel tritt neben den zumeist symptomlosen Erkrankungen sporadisch Durchfall auf. Vorsorglich sollte man hier den Tierarzt zu Rate ziehen.
Bei schwerem Verlauf: Antibiotika
Bei den meisten Menschen bekämpft das Immunsystem die Yersiniose erfolgreich. Weil es aber durch die Durchfälle zu größeren Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten kommen kann, muss reichlich Flüssigkeit zugeführt werden – eventuell ergänzt durch die Gabe von Elektrolyten. Bei einer schwereren Erkrankung kann der Einsatz von Antibiotika notwendig werden. Zur Therapie werden Antibiotika (Tetrazykline wie Doxycyclin, Gyrasehemmer) eingesetzt.