Frau mit Fieber aufgrund von Malaria
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Malaria – gefährliche Tropenkrankheit

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 06.10.2023

Malaria gehört weltweit zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten, an der jedes Jahr bis zu 500 Millionen Menschen neu erkranken und bis zu 3 Millionen Menschen sterben. Durch Reisen in asiatische und afrikanische Länder spielt Malaria auch in Deutschland eine Rolle, obwohl die Malariaerreger hier nicht heimisch sind. Malaria ist eine Infektionskrankheit mit typischen Fieberschüben, die von Malariaerregern, den Plasmodien, ausgelöst wird. Diese Plasmodien werden von einer bestimmten Mückenart, der Anopheles-Mücke, auf den Menschen übertragen.

Malaria-Erreger: Entstehung von Malaria

Malaria wird durch fünf verschiedene Plasmodienarten hervorgerufen – und zwar durch Plasmodium falciparum, ovale, vivax, malariae und knowlesi. Diese fünf Arten verursachen vier verschiedene Malariatypen, die sich hinsichtlich des Fieberverlaufs und der Krankheitsschwere voneinander unterscheiden.

Die Plasmodien verbringen einen Teil ihres Lebenszyklus in der Mücke und den anderen Teil im Menschen. Ihre Entwicklung im Menschen hängt eng mit den Fieberschüben zusammen, die bei einer Malariaerkrankung auftreten. Durch den Stich der mit Plasmodien infizierten Mücke gelangen die Erreger in die Blutbahn des Menschen. Sie wandern in die Leber, wo sie je nach Art zwischen 5 und 18 Tagen bleiben und sich weiterentwickeln.

Am Ende dieses Stadiums platzen die befallenen Leberzellen auf und die Malariaerreger treten wieder in die Blutbahn ein. Dort heften sie sich an rote Blutkörperchen (Erythrozyten) an, dringen in diese ein und vermehren sich weiter. Wenn die Erythrozyten zerfallen, werden also viele Erreger freigesetzt, die wiederum neue rote Blutkörperchen befallen. Dieser Mechanismus ruft die immer wiederkehrenden Fieberschübe hervor.

Wie kann man sich mit Malaria infizieren?

Meistens wird Malaria durch den Stich einer weiblichen Anophelesmücke übertragen, die mit Plasmodien infiziert ist. Das heißt, die Übertragung erfolgt in aller Regel von der Mücke auf den Menschen.

Ist ein Mensch infiziert, ist Malaria theoretisch ansteckend. Die Ansteckung von Mensch zu Mensch kann aber nur über Blut erfolgen. Dies geschieht jedoch sehr selten, beispielsweise bei einer Bluttransfusion oder während einer Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind. Auch können sich "gesunde" Mücken durch das Saugen von mit Malariaerregern infiziertem Menschenblut anstecken und so zu Überträgermücken werden – auch das ist bereits vorgekommen.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit unterscheidet sich je nach Erreger. Nach 7 bis 40 Tagen treten erste uncharakteristische Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein allgemeines "Krankheitsgefühl" auf. Diese unspezifischen Beschwerden werden häufig als grippaler Infekt oder Magen-Darm-Grippe fehlinterpretiert. Der zeitliche Abstand zwischen einem Tropenaufenthalt und dem Auftreten von Malaria kann in unseren Breitengraden eine Fehldiagnose begünstigen.

Malaria: Symptome und Formen

Wie intensiv die Malaria-Symptome ausfallen, hängt vom Grad der Immunität des Infizierten ab. Mehrfach infizierte Personen erwerben eine so genannte Semi-Immunität, die eine besonders schwere Erkrankung verhindert. Nicht-Immune sind am stärksten gefährdet – ganz besonders Kleinkinder und ältere Menschen.

Plasmodium ovale und vivax lösen eine Malaria tertiana aus. Bei dieser Form stellt sich nach einigen Tagen ein regelmäßiger Rhythmus der Fieberanfälle ein, die dann alle 48 Stunden auftreten. Dabei kommt es am späten Nachmittag zu Schüttelfrost, das Fieber steigt rasch auf Werte um 40°C an. Nach drei bis vier Stunden sinkt das Fieber, begleitet von starken Schweißausbrüchen, wieder auf Normalwerte ab.

Die Malaria quartana ist die seltenste Form der Malaria und wird durch Plasmodium malariae ausgelöst. Die Fieberschübe treten in einem Rhythmus von 72 Stunden auf. Beide Formen heilen auch ohne Behandlung meist innerhalb von 8 Wochen aus.

Die Malaria tropica ist die gefährlichste Malariaform, bei Nicht-Immunen endet sie unbehandelt in 20 Prozent der Fälle tödlich. Im Gegensatz zu den anderen Malariatypen tritt kein rhythmisches Wechselfieber auf, was die Diagnose erschwert. Bei über der Hälfte der Betroffenen kommt es zu einem Abfall der Blutplättchen, was zu Gerinnungsstörungen führen kann, außerdem treten Vergrößerungen der Milz oder der Leber sowie Durchfall auf. Bei Befall des Nervensystems kommen Krampfanfälle und Bewusstseinseintrübungen dazu. Zu den Komplikationen gehören auch ein akutes Nierenversagen und ein Kreislaufkollaps.

Eine eher selten Form ist die Plasmodium knowlesi Malaria. Sie kommt nur in Südostasien vor. Sie zeichnet sich durch tägliche Fieberschübe und hohe Werte an Parasitämien, also das Vorhandensein von Parasiten im Blut, aus.

Diagnose von Malaria

Die wichtigste Untersuchung bei Malariaverdacht ist die mikroskopische Untersuchung des Blutes. Dazu wird meist der so genannte "dicke Tropfen", ein luftgetrockneter Blutstropfen, oder manchmal auch ein dünner Blutausstrich auf Erreger untersucht. Ein erfahrener Arzt kann unter dem Mikroskop anhand des Aussehens sogar die verschiedenen Malariaerreger unterscheiden. Die Anzahl der Erreger im Blutstropfen spiegelt die Schwere der Erkrankung. Der Nachweis von Erregern im Blut ist der Beweis für das Vorliegen einer Malaria.

Auf der anderen Seite schließt ein negatives Testergebnis eine Malaria nicht aus – möglicherweise ist die Anzahl der Parasiten im Blut noch zu gering und erst bei einer Testwiederholung können die Erreger gesehen werden. Daneben gibt es Malaria-Schnelltests. als Antigennachweise Sie können von jedem Reisenden vor Ort für die Selbstdiagnose genutzt werden. Leider ergeben sie bei niedrigen oder hohen parasitären Werten mitunter falsche Testergebnisse. Zudem können sie nicht jeden Erreger erkennen und ihre Durchführung ist nicht ganz einfach.

Sollen Parasiten in speziellen nachgewiesen werden, kann ein Malaria-PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) durchgeführt werden. Die Ergebnisse liegen jedoch erst nach einigen Stunden vor. Zudem entstehen durch diesen Test hohe Kosten.

Behandlung von Malaria

Grundsätzlich wird Malaria medikamentös behandelt. Die verschiedenen Medikamente töten die Malariaerreger ab. Leichtere Formen können ambulant, eine Malaria tropica muss wegen der Komplikationsgefahr immer stationär therapiert werden. Außerdem hängt die Behandlung einer Malaria davon ab, welcher Erreger vorliegt, ob er Resistenzen gegen ein Medikament aufweist, wie schwer der Krankheitsverlauf ist und ob im Vorfeld bereits Medikamente eingenommen wurden. So werden neben der Medikamente zur Bekämpfung der Erreger in der Regel Mittel zur Senkung des Fiebers eingesetzt. Zudem können Symptome wie Nierenschwäche oder ein Abfall der Blutplättchen behandelt werden.

Eine Malaria ist grundsätzlich heilbar. Die Prognose ist dabei stark davon abhängig, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Aus diesem Grund sollte bei Verdacht auf Malaria immer umgehend ärztlicher Rat gesucht werden.

Gibt es eine Malaria-Impfung?

Für Erwachsene gibt es bisher keine Impfung gegen Malaria. Für Kinder hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Herbst 2021 eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Der Impfstoff RTS,S (Mosquirix®) wirkt gegen den Malariaerreger Malaria tropica. Dieser ist besonders für Kinder gefährlich.

Zwei Jahre später sprach die WHO eine weitere Empfehlung für einen Impfstoff aus, der Kinder vor Malaria schützen soll. Er trägt den Namen R21/Matrix-M und zeichnet sich neben einer hohen Wirksamkeit durch sehr niedrige Produktionskosten aus. Somit könnte er helfen, die hohe Nachfrage in Afrika zu decken.

Mögliche Malaria-Prophylaxe

Um sich gegen die Malariaerreger zu schützen, können Erwachsene entweder Maßnahmen ergreifen, um nicht gestochen zu werden (Expositionsprophylaxe), oder vorsorglich Medikamente nehmen, die die Erreger abtöten, sobald sie sich in Ihrem Körper befinden (Chemoprophylaxe).

Zur Expositionsprophylaxe können Sie folgende Maßnahmen treffen:

  • Halten Sie sich in moskitosicheren Räumen auf, die mit Fliegengittern und einer Klimaanlage präpariert sind.
  • Schlafen Sie unter Moskitonetzen, die mit insektenabtötenden Substanzen imprägniert sind (die Mücken sind nachtaktiv)!
  • Tragen Sie moskitosichere Kleidung wie lange Hosen, Socken, langärmelige Blusen oder Hemden.
  • Benutzen Sie Insekten-Repellents (Mückenabwehrsprays).

Die Chemoprophylaxe bietet zwar keinen absoluten Schutz vor einer Ansteckung, erhöht aber Ihre Sicherheit. Welche Medikamente Sie nehmen sollten, hängt von Reiseziel, Reisezeit und -dauer sowie von Ihrem Reisestil ab – eine mehrwöchige Rucksacktour in der Regenzeit im Norden Thailands ist riskanter als ein Kurztrip in eine Hotelanlage im Süden. Stimmen Sie sich mit Ihrem Arzt ab und informieren Sie sich beim Robert-Koch-Institut oder dem Hamburger Tropeninstitut hinsichtlich Prophylaxeempfehlungen für Ihr Reisegebiet.

Außerdem können Sie ein "Standby"-Mittel in den Urlaub mitnehmen, das ist ein Medikament, was Sie bei malariaverdächtigen Symptomen sofort einnehmen - dann sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. In Malariagebieten erhofft man sich eine Verdrängung der infizierten Mücken durch gentechnisch veränderte Formen, die gegen Malaria resistent sind.

Wo gibt es Malaria?

Malaria ist typisch für tropische und subtropische Gebiete. Sie tritt in etwa 100 Ländern auf, insbesondere in Asien, Mittel- und Südamerika sowie Afrika.

Der größte Teil der Infektionen tritt in Afrika auf und zwar im Gebiet südlich der Sahara bis zum Norden Südafrikas – nach Schätzungen der WHO infizieren sich dort jedes Jahr zwischen 300 und 500 Millionen Menschen mit dieser Krankheit und hunderttausende sterben daran.

In Asien sind besonders die Grenzregion zwischen Thailand und Myanmar, Laos, Kambodscha, die indonesischen Inseln östlich von Bali, Papua-Neuguinea sowie die Salomonen betroffen.

In Südamerika sind vor allem nördlich gelegene Länder betroffen. Dazu gehören Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Peru, Bolivien und Venezuela.

Die meisten Infektionen treten in westafrikanischen Ländern sowie in Kenia auf. Äußerst selten kann man sich auch anstecken, wenn eine infizierte Mücke in ein Flugzeug gelangt. Dann kann es noch im Flugzeug oder auf dem Flughafen zu einer Übertragung, der Flughafenmalaria, kommen.