Süchtig nach Nasenspray
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Hilfe bei Nasenspray-Sucht

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 01.11.2021

Bei verstopfter Nase verhelfen Nasensprays zum Durchatmen und verschaffen so schnelle Erleichterung bei akutem Schnupfen. Doch bei zu langer regelmäßiger Anwendung droht eine Nasenspray-Sucht: Die Nasenschleimhaut gewöhnt sich an den Wirkstoff und das Spray muss häufiger angewendet werden, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Dieser Teufelskreis schädigt auf Dauer die Nasenschleimhaut und kann so zu Nasenbluten und im Extremfall zu einer sogenannten "Stinknase" (Rhinitis atrophicans) führen. Bei uns erfahren Sie, woran Sie eine Nasenspray-Sucht erkennen und was Sie gegen die Abhängigkeit tun können.

Warum Nasensprays süchtig machen

Abschwellende Nasensprays enthalten in der Regel die Wirkstoffe Xylometazolin oder Oxymetazolin. Diese binden an Rezeptoren der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut und bewirken eine Gefäßverengung. Dadurch schwillt die Nasenschleimhaut ab und die Nase ist wieder "frei".

Bei längerer Anwendung von Nasenspray kommt es jedoch zu einer Toleranzentwicklung: Es werden vermehrt Rezeptoren gebildet, die zudem unempfindlicher gegen den Wirkstoff werden. Dadurch lässt die Wirkung schneller nach. Unter Umständen schwillt die Nasenschleimhaut bei Nachlassen der Wirkung sogar vermehrt an – dies wird dann Rebound-Phänomen genannt.

Symptome einer Nasenspray-Sucht

Eine Abhängigkeit von Nasenspray äußert sich durch eine sowohl immer häufigere als auch zunehmend erfolglose Anwendung des Sprays. Damit einher geht eine chronisch verstopfte Nase (Rhinitis medicamentosa).

Im Extremfall können im Rahmen des Rebound-Phänomens sogar Erstickungsängste auftreten. Durch die nachlassende Wirkung wenden Betroffene das Nasenspray häufiger an oder wechseln zu einem Präparat mit höherer Dosierung.

Trockene Nase als Folge

Als Folge der übermäßigen Anwendung des Nasensprays trocknet die Nasenschleimhaut aus: Sie kann rissig werden und zur Bildung von Borken neigen. Dadurch kann es leicht zu Nasenbluten kommen.

Zudem wird die Nasenschleimhaut durch die andauernd verengten Blutgefäße nicht ausreichend durchblutet und somit in ihrer natürlichen Abwehrfunktion gestört. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. 

"Stinknase" durch Bakterien

In schweren Fällen kann es durch eine Nasenspray-Sucht zu einem Abbau (Atrophie) der Nasenschleimhaut kommen. Dabei bildet sich die Schleimhaut mitsamt der Gefäße und Drüsen zurück, wodurch die Atemluft nicht ausreichend befeuchtet werden kann.

Die Folge ist eine erweiterte Nasenhöhle, in der sich aufgrund der Trockenheit Borken und Krusten bilden können. Diese sind ein idealer Nährboden für Bakterien wie Klebsiella ozaenae. Befällt dieser Bakterienstamm die Nasenschleimhaut, kommt es zur Bildung eines süßlich-fauligen Geruchs. Da dabei außerdem die Riechnervenfasern geschädigt werden, fällt der Gestank meist zuerst den Angehörigen des Patienten auf.

Nasenspray-Sucht bekämpfen

Sich den übermäßigen Gebrauch von Nasenspray abzugewöhnen, fällt vielen Betroffen schwer. Denn während der Entwöhnung müssen in der Regel einige Tage mit verstopfter Nase überstanden werden. Doch es gibt einige Möglichkeiten, die den Entzug erleichtern und das Rückfallrisiko verringern können:

  • Entwöhnung eines Nasenlochs: Verzichten Sie zunächst nur auf einem Nasenloch auf das Spray. Wenn sich dieses nach einigen Tagen erholt hat und ohne Nasenspray frei atmen kann, ist die andere Seite an der Reihe.
  • Kortisonspray: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt ein kortisonhaltiges Nasenspray verschreiben. Kortison wirkt entzündungshemmend und vermindert das Anschwellen der gereizten Nasenschleimhaut.
  • Dosisreduktion: Wechseln Sie zu einem Nasenspray für Kinder oder Säuglinge, ohne die Anzahl der Anwendungen am Tag zu erhöhen. Es enthält einen geringeren Wirkstoffanteil und kann so zur Entwöhnung beitragen. Später können Sie das Kindernasenspray mit Kochsalzlösung verdünnen, bis Sie mit reinem Meerwasserspray auskommen.
  • Befeuchtung der Nase: Meerwasser-Nasensprays sowie Nasensalben mit dem Wirkstoff Dexpanthenol befeuchten die Nase und tragen zur Regeneration der Schleimhaut bei.
  • Tabletten mit Pseudoephedrin: Unter Umständen können pseudoephedrinhaltige Tabletten bei der Therapie einer Nasenspray-Sucht sinnvoll sein. Pseudoephedrin wirkt ebenfalls abschwellend, allerdings wirkt es nicht direkt auf dieSchleimhaut und trocknet sie daher nicht aus. Sie sollten diese Medikamente jedoch nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt einnehmen.

Zudem ist es wichtig, die Ursache für die Nasenspray-Sucht herauszufinden und zu behandeln. In vielen Fällen liegt nämlich beispielsweise eine bisher unerkannte Allergie vor, die eine chronisch verstopfte Nase verursacht.

Abhängigkeit vermeiden: 6 Tipps

Aus Angst vor einer Abhängigkeit völlig auf Nasenspray zu verzichten, ist nicht sinnvoll. Denn bei einer Erkältung braucht der Körper ausreichend Schlaf, um sich zu erholen. Daher dürfen Sie bei akutem Schnupfen durchaus zum Nasenspray greifen, um die Nase kurzfristig zu befreien.

Allerdings sollten Sie bei der Anwendung einige Dinge beachten, um eine Nasenspray-Sucht zu vermeiden:

  1. Wenden Sie abschwellende Nasensprays nicht länger als sieben Tage und höchstens zwei bis drei Mal am Tag an. Wenn sich die Symptome der Erkältung nach einer Woche nicht gebessert haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
  2. Nasensprays für Kinder sind meist niedriger dosiert. Verwenden Sie die niedrigste Dosierung, mit der Sie auskommen.
  3. Nasenspülungen mit Meerwasser können die Nase befreien, ohne sie auszutrocknen.
  4. Meerwasser-Nasensprays können bedenkenlos mehrmals am Tag über längere Zeit angewendet werden. Sie befeuchten die Nase und wirken einer Austrocknung entgegen.
  5. Im Sitzen oder Liegen schwillt die Nasenschleimhaut vermehrt an. Manchmal hilft es bereits, aufzustehen und einige Schritte zu gehen, um eine verstopfte Nase zu befreien.
  6. Trockene Heizungsluft begünstigt das Anschwellen der Nasenschleimhaut: Ein Spaziergang an der frischen Luft kann bei verstopfter Nase Wunder wirken.
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