Mann hat Nierenschmerzen
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Nierenschmerzen richtig deuten

Von: Gerlinde Felix (Wissenschafts- und Medizinjournalistin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.03.2024

Hinter Nierenschmerzen können verschiedene Erkrankungen unterschiedlichen Schweregrades stecken. Störungen der Nierenfunktion werden oft bei Routineuntersuchungen des Blutes oder des Urins entdeckt. Mitunter führen aber auch Schmerzen in der Nierengegend zu einem Arztbesuch. Dann muss abgeklärt werden, ob es sich um Nierenschmerzen oder Rückenschmerzen handelt. Diese können mitunter leicht verwechselt werden. Hier finden Sie einen Überblick über die häufigsten Ursachen von Nierenschmerzen und mögliche Symptome, mit denen sich eine Nierenerkrankung äußert.

Wo sind die Nierenschmerzen: rechts, links oder beidseitig?

Nierenschmerzen treten in den Flanken (die seitliche Bauchregion), speziell im Nierenbecken, auf. Je nachdem, ob eine oder beide Nieren betroffen sind, können Nierenschmerzen rechts, links oder beidseitig auftreten. Ob die Nierenschmerzen einseitig oder beidseitig auftreten, gibt bereits einen Hinweis darauf, welche Erkrankung hinter den Beschwerden stecken könnte.

Nierenschmerzen werden manchmal mit Rückenschmerzen verwechselt. Während Rückenschmerzen für gewöhnlich die Bewegung beeinträchtigen und häufig zu einer gebeugten Haltung führen, ist dies bei Schmerzen der Nieren jedoch nicht unbedingt der Fall. Wenn ein leichter Schlag mit der Handkante, etwa zwei bis drei Finger breit über dem Beckenkamm, Schmerzen auslöst oder verstärkt, deutet dies auf ein Nierenproblem hin. Diesen Test auf Nierenschmerzen nennt man auch Nierenklopftest.

Nierenstau erkennen und behandeln

Mögliche Ursachen von Nierenschmerzen

Wer Nierenschmerzen oder unklare Schmerzen im Bereich der Flanken hat, sollte diese unbedingt ärztlich abklären lassen. Sie können auf schwerwiegende Erkrankungen hinweisen.

Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel:

  • Nierenbeckenentzündungen infolge einer "hochgewanderten" Blasenentzündung
  • Nierenentzündungen
  • zystische Nierenerkrankungen
  • Nierenkrebs
  • Nierensteine und Nierengrieß
  • Nierenkoliken

Nierensteine und Nierengrieß als Ursache für Nierenschmerzen

Nierensteine entstehen, wenn der Harn mit steinbildenden Substanzen wie Calcium, Oxalat, Phosphat, Harnsäure oder Cystin übersättigt ist. Daher sollten Menschen, die zur Steinbildung neigen, auf Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee und Alkohol verzichten, da diese den Urin mit steinbildenden Substanzen anreichern.

Normalerweise erschweren bestimmte Substanzen (zum Beispiel calciumbindendes Citrat) die Steinbildung. Sind diese Hemmstoffe jedoch nur in geringen Mengen vorhanden, begünstigt dies die Bildung von zunächst winzig kleinen Kristallen, Grieß genannt, zusätzlich. Sind die Bedingungen günstig, entstehen aus diesem Nierengrieß im Laufe der Zeit größere Nierensteine.

Anfällig für Nierensteine sind unter anderem Menschen mit Stoffwechselstörungen wie Gicht oder Schilddrüsenerkrankungen. Wer dauerhaft zu wenig trinkt, erhöht ebenfalls sein Risiko.

Betroffene mit Nierengrieß und kleinen Steinen können zunächst beschwerdefrei sein. Lösen die Steine sich nicht wieder auf, kann ein erstes Anzeichen häufiger Harndrang mit geringen Urinmengen sein. Werden Nierensteine größer, verursachen sie in der Regel einseitige Nierenschmerzen.

Nierenkolik als Folge von Nierensteinen

Solange es sich um Harnstein-Grieß oder kleine Steine handelt, können sie zu 80 Prozent mittels großer Trinkmengen (über Wochen) über Harnleiter und Harnblase ausgeschieden werden, ohne starke Schmerzen zu verursachen. Als zusätzliche Hausmittel bieten sich hier feuchte Lendenwickel und heiße Vollbäder an.

Wandert dagegen ein großer Stein aus der Niere heraus, treten häufig schmerzhafte Koliken auf. Diese Schmerzen machen sich für gewöhnlich einseitig bemerkbar – je nachdem, ob sich der Nierenstein in der linken oder rechten Niere befindet. Dann reicht viel trinken allein nicht aus. 

Eine Behandlungsoption ist, die Steine mit Stoßwellen von außen zu zerkleinern. Die Bruchstücke gehen dann von allein ab. Alternativ werden die Steine mittels Endoskop beziehungsweise im Rahmen einer offenen Operation entfernt. Teilweise lassen sie sich auch medikamentös auflösen.

Nierenschmerzen: Symptom für eine Nierenbeckenentzündung

Nierenschmerzen können auch das Symptom einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) sein. Dabei handelt sich um eine akute oder chronische Entzündung des Nierenbindegewebes und des Nierenbeckens, die zumeist durch Bakterien verursacht ist. Sie kann beispielsweise als Folge eines Harnwegsinfekts wie einer Blasenentzündung auftreten. Doch auch bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel oder Diuretika (Medikamente zur Entwässerung) und andere Infektionen können zu einer akuten oder chronischen Nierenbeckenentzündung sowie einer Schädigung der Nieren führen.

Bei einer akuten Nierenbeckenentzündung treten außer starken, beidseitigen Nierenschmerzen auch hohes Fieber, ein plötzliches starkes Krankheitsgefühl, Schüttelfrost sowie Schmerzen beim Wasserlassen und manchmal Erbrechen auf. Die Erkrankung wird mit Antibiotika behandelt und heilt in den meisten Fällen innerhalb von ein bis zwei Wochen aus.

Manchmal entwickelt sich aus der akuten eine chronische Nierenbeckenentzündung. Häufige Harnwegsinfekte können ihre Entstehung ebenfalls begünstigen. Eine chronische Nierenbeckenentzündung kann sich jedoch auch schleichend entwickeln und lange symptomfrei verlaufen, sodass Beschwerden erst bei stärkerer Nierenschädigung auftreten.

Nierenschmerzen durch Nierenentzündungen

Neben der Nierenbeckenentzündung gibt es verschiedene Formen von Nierenentzündungen, die als Nephritis zusammengefasst werden:

  • Glomerulonephritis (Entzündung der Nierenkörperchen)
  • tubulointerstitielle Nephritis (Entzündung der Nierenkanälchen)

Bei der Glomerulonephritis werden autoimmune Ursachen vermutet. Neben beidseitigen Flankenschmerzen kann sich die Erkrankung durch Wassereinlagerungen (Ödeme), erhöhten Blutdruck oder Blut im Urin zeigen.

Eine tubulointerstitielle Nephritis kann als Folge einer Allergie auf Antibiotika oder Schmerzmittel auftreten oder durch eine übermäßige Einnahme sogenannter nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (beispielsweise Aspirin®). Neben Nierenschmerzen sind häufiger Harndrang oder Ausschlag (bei einer Allergie) mögliche Beschwerden. Die Erkrankung kann jedoch auch symptomlos verlaufen.

Da für diese Arten der Nierenentzündungen häufig eine überschießende Immunreaktion der Auslöser ist, kann eine Behandlung mit Kortison oder Immunmodulatoren (Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen) erfolgen.

Zystennieren verursachen schmerzhaften Nierenumbau

Auch die zumeist erblich bedingten Zystennieren können ursächlich für Schmerzen in den Nieren sein. Bei Zystennieren (auch polyzystische Nierenerkrankung genannt) handelt es sich um gefährliche Nierenveränderungen, bei denen beide Nieren zahlreiche Zysten aufweisen.

Diese verdrängen nach und nach das gesunde Nierengewebe und schränken die Organe dadurch in ihrer Funktion immer weiter ein. Langfristig führen Zysten in den Nieren zu Niereninsuffizienz und fortschreitendem Nierenversagen, was eine Dialyse notwendig macht.

Anfangs treten meist noch keine Symptome auf. Zu einem späteren Zeitpunkt erkranken die Betroffenen dann aber gehäuft an chronischen Harnweginfekten, haben Schmerzen im Nierenbereich und mitunter auch plötzliche Harnblutungen. 

Bei der Behandlung von Zystennieren geht es vor allem um die Linderung der Symptome. Das Fortschreiten der Erkrankung soll durch eine entsprechende Ernährungs- und Lebensweise möglichst verlangsamt werden. Mittlerweile gibt es Medikamente, die bei einigen Betroffenen das Fortschreiten bremsen können. Eine Heilung ist jedoch nur durch eine Nierentransplantation möglich.

Nierenkrebs als Ursache von Nierenschmerzen

Flankenschmerzen können in seltenen Fällen auch ein Hinweis auf einen Tumor in der Niere sein. Risikofaktoren für die Entwicklung von Nierenkrebs sind unter anderem:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • fettreiche Ernährung
  • ein häufiger Kontakt mit nierenschädigenden Lösungsmitteln sowie Asbest
  • chronische Nierenerkrankungen

Frühzeitige Symptome sind bei einem Nierentumor selten. Erst im fortgeschrittenen Stadium von Nierenkrebs treten außer einseitigen Flankenschmerzen (je nach Lage des Tumors) auch Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Blut im Urin und gegebenenfalls Knochenschmerzen auf.

Abhängig von der Größe des Tumors und ob dieser bereits Metastasen gebildet hat, kann eine Behandlung in Form einer Operation oder Bestrahlung erfolgen.

Nierenstau durch Nierenerkrankungen

Kann der Urin nicht richtig abfließen, sammelt er sich im Nierenbecken. Die Folge ist ein Nierenstau. Verschiedene Erkrankungen können einen Nierenstau begünstigen, so zum Beispiel eine verengte Harnröhre oder Nierensteine.

Ein Nierenstau kann sich langsam entwickeln, ohne Beschwerden zu verursachen. Bleibt er zu lange unbemerkt, können die Nieren dauerhaft geschädigt werden. Es kann jedoch auch zu plötzlich einsetzenden, starken Schmerzen kommen.

Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. In jedem Fall zielt sie darauf ab, dass der Urin wieder vollständig abfließen kann.

Nierenschmerzen bei Frauen – gibt es Besonderheiten?

Nierenschmerzen und die Symptome bei Erkrankungen der Nieren sind bei Männern und Frauen grundsätzlich gleich. Frauen erkranken jedoch häufiger an Harnwegsinfekten. Dies erhöht auch das Risiko für bestimmte Nierenerkrankungen wie Nierenbeckenentzündungen, sodass Frauen auch öfter an Nierenschmerzen leiden können.

Auch während einer Schwangerschaft kann es häufiger zu Blasenentzündungen oder Nierenschmerzen kommen. Durch den Druck auf die Blase ist es außerdem möglich, dass der Urin nicht richtig abfließen kann und es zu einem Nierenstau kommt.

Nierenschmerzen: Wann zum Arzt und Diagnose

Neu auftretende Nierenschmerzen sollten Sie immer ärztlich abklären lassen, um eine ernsthafte Krankheit auszuschließen oder diese gegebenenfalls frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Auch wenn Sie Schmerzen in den Flanken haben und sich unsicher sind, ob es sich dabei um Nierenschmerzen oder Rückenschmerzen handeln könnte, ist ärztlicher Rat empfohlen.

Die hausärztliche Praxis ist für eine erste Einschätzung geeignet. Eine weiterführende Diagnostik und Behandlung kann bei einem*einer Nephrologen*in (Fachpraxis für Nierenerkrankungen) oder in einer urologischen Praxis erfolgen.

Zum Test, ob es sich um Nierenschmerzen handelt, kann neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung der Klopftest und eine Tastuntersuchung durchgeführt werden. Blut- und Urinuntersuchungen geben erste Hinweise, ob eine Erkrankung der Nieren vorliegen könnte. Bei einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) können die Nieren gut dargestellt und mögliche Veränderungen erkannt werden.

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