Frau hat Ödeme (Wassereinlagerungen) in den Beinen
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Ödeme (Wassersucht): Ursachen, Formen und was tun?

Von: Ina Mersch, Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.07.2024

In der harmlosen Form hat fast jeder von uns schon einmal ein Ödem gehabt. Typische Beispiele sind verquollene Augenlider am Morgen nach einer schlechten Nacht, Wasser in den Beinen im Sommer oder auch die Schwellung nach einem Insektenstich. Ödeme, auch bekannt als Wassersucht, können jedoch auch Symptom einer ernsten Erkrankung sein. Was sind Ödeme, welche Ursachen können dahinterstecken, wie erfolgt die Behandlung und was kann man selbst dagegen tun? Das erfahren Sie hier.

Wassersucht: Was ist ein Ödem?

Bei Ödemen, oft auch als Wassersucht bezeichnet, handelt es sich um Einlagerungen von Wasser aus dem Gefäßsystem im Zwischengewebe. Besonders häufig sammelt sich das Wasser im Bindegewebe oder dem Gewebe direkt unter der Haut. Im betroffenen Gebiet kommt es zu einer meist schmerzlosen, nicht geröteten Schwellung. Typisch dafür ist: Drückt man mit dem Finger auf die Schwellung, bleibt eine Delle zurück, die sich erst allmählich wieder zurückbildet. Besonders große Ödeme können zusätzlich ein Spannungsgefühl und sogar Schmerzen auslösen. Auch die Bewegungsfähigkeit im betroffenen Bereich kann eingeschränkt sein.

Ödeme sind keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom, das auf eine bestehende Grunderkrankung hindeuten kann. Sie können vereinzelt an bestimmten Körperstellen, aber auch am ganzen Körper auftreten und neben der Unterhaut viele andere Regionen betreffen, zum Beispiel die Lunge (Lungenödem) oder das Gehirn (Hirnödem).

Sind Ödeme gefährlich?

Ödeme können akut oder chronisch auftreten. Insbesondere chronische Wassereinlagerungen deuten auf eine andere, bislang nicht behandelte Erkrankung hin. Ödeme selbst sind meistens nicht gefährlich. Lediglich wenn sie in bestimmten Regionen auftreten – wie der Lunge oder dem Gehirn – können sie sogar lebensgefährlich sein.

Ursachen von Ödemen

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen dem Flüssigkeitsübertritt aus den kleinsten Blutgefäßen – den arteriellen Kapillaren – ins Binde- und Stützgewebe, dem Abfluss des Gewebewassers in die venösen Kapillaren und dessen Ableitung über die Lymphgefäße. Bei Ödemen ist dieser Flüssigkeitsaustausch zwischen den Kapillaren und dem Gewebe gestört. Das heißt, es geht mehr Wasser ins Gewebe über, als abtransportiert wird.

Verschiedene Ursachen können diesen gestörten Flüssigkeitsaustausch auslösen. Dazu gehören unter anderem folgende Erkrankungen:

Weitere Ursachen möglich

Nicht immer steckt eine schwerwiegende Krankheit hinter Wassereinlagerungen. Ödeme können auch als Folge einer allergischen Reaktion auftreten oder als Nebenwirkung einiger Medikamente. Dazu gehören insbesondere Calciumkanalantagonisten (werden unter anderem bei Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit eingesetzt), einige Antidepressiva, Kortison sowie Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Beim Absetzen oder der Reduzierung der Dosis von Diuretika kann es ebenfalls zu Wassersucht kommen. Viele Frauen haben zudem durch hormonelle Veränderungen kurz vor der Menstruation oder in der Schwangerschaft mit Wassereinlagerungen zu kämpfen.

Häufig verschwinden Ödeme nach kurzer Zeit von allein wieder. Sie können zum Beispiel durch zu langes Stehen oder Sitzen entstehen und durch anschließende Bewegung wieder weggehen. Manchmal kommt es nach einer OP zu einer Wassereinlagerung, die ebenfalls vorübergehend ist. Mitunter wird auch keine Ursache für die vermehrt angesammelte Flüssigkeit gefunden. Dann nennt man sie idiopathisch.

Häufige Formen von Ödemen

Einige Formen von Ödemen treten besonders häufig auf. Dazu gehören folgende Arten:

  • Beinödem
  • Lungenödem
  • Hirnödem
  • Angioödem
  • Lymphödem
  • Lipödem

Ödeme in Beinen, Knöchel und Knie

Ein Beinödem, also eine Wasseransammlung in den Beinen, kann an einem Bein oder an beiden Beinen gleichzeitig auftreten. Wassersucht im Bein kann außerdem das ganze Bein betreffen oder einzelne Teile wie den Knöchel oder das Knie. Je nachdem, wo die Schwellung auftritt, lassen sich Rückschlüsse auf die Ursache ziehen.

Eine Venenschwäche verursacht typischerweise Flüssigkeitsansammlungen in den Füßen, den Knöcheln und den Unterschenkeln. Das verbrauchte Blut, das eigentlich zum Herzen transportiert werden sollte, versackt in den Beinen. Eine Herzinsuffizienz und eine Nierenschwäche lassen eher Ödeme im ganzen Bein entstehen. Für eine Herzerkrankung spricht außerdem eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Bauchwassersucht). Bei Nierenerkrankungen kann es hingegen zu einem Lidödem – ein Ödem im Augenbereich – kommen.

Während diese Grunderkrankungen eher eine Wassersucht in beiden Beinen verursachen, deuten einseitige Schwellungen auf akute Krankheiten hin. Das kann zum Beispiel eine tiefe Beinvenenthrombose sein, aber auch Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen.

Wassereinlagerungen in den Beinen haben aber häufig harmlose Ursachen. Zum Beispiel können die Knöchel durch Hitze anschwellen oder es sammelt sich durch zu langes Sitzen Wasser in den Unterschenkeln.

Lungenödem

Zu einem Lungenödem kann es aus vielen verschiedenen Gründen kommen. Zum Flüssigkeitsübertritt aus den Kapillargefäßen in die Lunge kommt es am häufigsten durch eine chronische Schwäche der linken Herzkammer – das Blut wird nicht ausreichend in den großen Kreislauf weitergepumpt und staut sich in den Lungenkreislauf zurück. Aber auch andere Herzerkrankungen können zu Wasser in der Lunge führen. Weitere Ursachen des Lungenödems sind unter anderem Bluthochdruck, Nierenschwäche, Lungenerkrankungen, Vergiftungen, Allergien und die Höhenkrankheit.

Je nachdem, wie schwer die Wassersucht in der Lunge ausgeprägt ist, reichen mögliche Symptome von leichter bis hin zu massiver Atemnot mit dem Gefühl zu ersticken. Dieser Zustand stellt immer einen medizinischen Notfall dar. Betroffene sollten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte aufrecht sitzend gelagert werden.

Hirnödem: lebensgefährliche Wassereinlagerung

Die lebensgefährliche vermehrte Flüssigkeitseinlagerung im Hirngewebe kann durch verschiedene äußere und innere Faktoren entstehen, zum Beispiel:

  • Tumoren
  • Entzündungen
  • Vergiftungen
  • Gefäßschäden
  • Hirnerkrankungen
  • Verletzungen
  • Operationen
  • Höhenkrankheit

Da der knöcherne Schädel keine Möglichkeit hat, sich auszudehnen, kann das Hirnödem wichtige Gehirnareale und versorgende Gefäße zusammenpressen, was zu einer verminderten Durchblutung, Sauerstoffmangel im Gehirn und zum Absterben von Gewebe führt.

Anzeichen für ein Hirnödem sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen bis zu Störungen des Bewusstseins, des Sehens und der Atmung. Diese neurologischen Symptome können auch andere Ursachen haben, es sollte bei deren Auftreten jedoch immer ein Rettungswagen alarmiert werden. Denn ein Hirnödem kann schnell lebensbedrohlich werden oder bleibende Schäden hinterlassen.

Zur Therapie gibt es verschiedene Möglichkeiten, immer mit dem Ziel, die Schwellung zu reduzieren und den erhöhten Druck zu mindern. Oft ist dazu eine Operation notwendig.

Angioödem: Wassersucht im Gesicht

Diese früher als Quincke-Ödem oder auch angioneurotisches Ödem bezeichnete Wasseransammlung im Unterhautgewebe zeigt sich als plötzlich auftretende, starke Schwellung, die vor allem im Gesicht (besonders um die Lippen und Augen herum) auftritt. Es können auch die Mundschleimhaut, die Zunge, der Kehlkopf und der Rachen betroffen sein. Ein Quincke-Ödem bildet sich innerhalb weniger Stunden bis hin zu einigen Tagen von allein zurück. Schwellen aufgrund der Wasseransammlung jedoch die Atemwege zu, kann ein Angioödem lebensbedrohlich sein.

Allergien oder Medikamente können ein angioneurotisches Ödem auslösen. Antihistaminika und Kortison helfen dann gegen die Schwellung. Eine Sonderform stellt das sogenannte hereditäre Angioödem dar, eine durch genetische Mutation angeborene Erkrankung, für deren Therapie es spezielle Medikamente gibt.

Reinke-Ödem: Verdickung der Stimmlippen

Beim Reinke-Ödem lagert sich eine wasserartige Substanz an den Stimmlippen an, wodurch diese sich verdicken. Als Folge wird die Stimme tief und rau, Betroffene sind häufig heiser. Aus bislang ungeklärter Ursache sind fast ausschließlich Frauen vom Reinke-Ödem betroffen. Als Risikofaktoren gelten Rauchen, eine Fehl- oder Überbelastung der Stimme sowie Feinstaub. Die genauen Auslöser sind bisher jedoch nicht bekannt.

Das Schonen der Stimme, der Verzicht aufs Rauchen sowie logopädische Übungen, um die Fehlbelastung beim Sprechen zu vermeiden, können die Symptome bessern. Als letzte Option steht die operative Entfernung der Verdickungen zur Verfügung. Die Krankheit kann jedoch erneut auftreten, insbesondere wenn die auslösenden Faktoren weiter bestehen.

Wassereinlagerungen vor der Periode und in der Schwangerschaft

Wassereinlagerungen vor der Periode sind ein typisches Symptom des prämenstruellen Syndroms (PMS). Sie entstehen durch die hormonellen Veränderungen und zeigen sich vorwiegend am Bauch und an den Brüsten, können aber auch an Armen und Beinen auftreten.

Unter diesen ungefährlichen Wassereinlagerungen leiden auch sehr viele Schwangere, insbesondere zum Ende der Schwangerschaft. Dann treten die Wasseransammlungen häufig an den Beinen und Füßen auf. In seltenen Fällen können Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft jedoch Zeichen eines zu hohen Blutdrucks oder einer Präeklampsie (sogenannte Schwangerschaftsvergiftung) sein. Diese Erkrankung kann für die werdende Mutter und/oder das Kind lebensbedrohlich sein. Um dies zu verhindern und Komplikationen zu vermeiden, wird Schwangeren deshalb im Rahmen der Vorsorge regelmäßig der Blutdruck gemessen.

Lymphödem

Eine Sonderform der Wassersucht ist das Lymphödem, bei dem die Lymphknoten nicht funktionsfähig oder aufgrund einer Erkrankung (zum Beispiel Krebs) zerstört oder entfernt worden sind. Dadurch können Gewebeflüssigkeit und Lymphflüssigkeit nicht mehr ausreichend abtransportiert werden.

Es kommt zu Schwellungen des Gewebes, die nur an einzelnen Gliedern in der Nähe des betroffenen Lymphknotens, aber auch am ganzen Körper auftreten können. Das Gewebe wirkt aufgedunsen und teigig, die Schwellungen sind – im Gegensatz zum "normalen" Ödem – nur schwer einzudrücken.

Lipödem – Einlagerung von Fettgewebe

Das Lipödem stellt ebenfalls eine Sonderform von Ödemen dar, denn bei der Erkrankung wird kein Wasser, sondern Fettgewebe eingelagert. Dies findet sich vor allem an den Beinen, zum Teil auch an den Armen und der Hüfte. Der Oberkörper wirkt im Vergleich übermäßig schlank. Es handelt sich beim Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft.

Die Ursachen für ein Lipödem sind bislang nicht eindeutig bekannt. Es wird eine Kombination aus genetischen Faktoren, Hormonen, entzündlichen Prozessen und möglicherweise Störungen im Lymphsystem vermutet.

Ödeme behandeln

Wenn eine Grunderkrankung die Wassersucht verursacht, steht deren Therapie an erster Stelle. Oft sind die Ausprägung der Ödeme (beziehungsweise deren Rückgang) ein guter Hinweis dafür, ob die Therapie anschlägt. Bei schweren Formen ist eine sofortige intensivmedizinische Behandlung nötig – beispielsweise beim Hirnödem und Lungenödem.

Je nach Auslöser gibt es unter anderem diese Möglichkeiten der Ödem-Behandlung:

Hausmittel und Tipps: Was kann man selbst gegen ein Ödem tun?

Wenn bei Ihnen keine Krankheit hinter gelegentlichen Wasseransammlungen steckt, können Sie im Alltag einiges tun, um diese zu lindern. Auch bei bestehenden Erkrankungen können diese Maßnahmen zusätzlich zur ärztlichen Behandlung helfen:

  1. Ernähren Sie sich möglichst salzarm, denn Salz fördert die Einlagerung von Wasser im Gewebe.
  2. Bewegen Sie sich regelmäßig. Stehen Sie, beispielsweise wenn Sie im Büro arbeiten oder während eines langen Flugs, regelmäßig auf und laufen Sie ein wenig herum.
  3. Lagern Sie Ihre Beine hoch, wenn diese geschwollen sind, um den Abtransport von Flüssigkeit anzuregen.
  4. Trinken Sie ausreichend, im Idealfall etwa zwei Liter pro Tag. Viel trinken führt nicht etwa zu mehr Wassereinlagerungen – im Gegenteil. Der Körper benötigt ausreichend Flüssigkeit, um überschüssiges Wasser ausscheiden zu können.
  5. Entwässernde Mittel als Tee können die Ausscheidung von Flüssigkeit zusätzlich unterstützen. Geeignet sind zum Beispiel Brennnessel, Birkenblätter oder Goldrute.

Achtung: Bei einigen Erkrankungen, wie Herz- und Nierenschwäche, darf zum Teil nicht übermäßig viel getrunken werden. Bei der Einnahme von Diuretika muss bei der Ernährung ebenfalls einiges beachtet werden. Sprechen Sie in diesen Fällen immer erst mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, bevor Sie die Hausmittel gegen Wassersucht ausprobieren.

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