Kind mit Gehörgangsentzündung nach dem Schwimmen
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Badeotitis: Was tun bei Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2024

Sommerzeit ist Badezeit. Mit dem Kopf voran ins kühle Nass ist die liebste Beschäftigung an heißen Tagen. Aber die Sommerzeit ist auch die Zeit der Ohrenschmerzen, wenn sich nach dem Baden und Schwimmen Bakterien im Gehörgang breit machen und dort für Entzündungen sorgen. Die Rede ist von der sogenannten Badeotitis, einer Gehörgangsentzündung, die nicht nur Kinder betreffen kann. Wie man die Erkrankung erkennt, ob man sie mit Hausmitteln selbst behandeln kann und wie lange es dauert, bis sie wieder verschwunden ist, das und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was ist eine Badeotitis?

Bei einer Badeotitis handelt es sich um eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Sie tritt vermehrt nach dem Baden, Tauchen und Schwimmen auf und kann sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen. Otitis ist der Fachbegriff für eine Ohrenentzündung. Weitere Bezeichnungen sind Otitis externa (Außenohrentzündung) oder Gehörgangsentzündung.

Ursachen einer Badeotitis

Überall in der Umgebung gibt es Bakterien. Viele davon leben im Wasser und vermehren sich besonders gut unter warmen Bedingungen. Normalerweise stellt eine gewisse Anzahl an Keimen im Wasser kein Problem für die Gesundheit dar. Denn das menschliche Immunsystem kann Bakterien, Pilze oder Viren im Normalfall unschädlich machen, bevor sie Krankheiten verursachen. Ist jedoch die Haut verletzt oder rissig, können Erreger leicht in den Körper eindringen und zu einer Infektion führen. Das passiert bei einer Badeotitis, wenn meist Bakterien – seltener auch Pilze – mit dem Wasser in den äußeren Gehörgang gelangen und dort eine Entzündung auslösen.

Symptome: Wie erkennt man eine Badeotitis?

Eine Badeotitis macht sich durch Ohrenschmerzen nach dem Baden oder Schwimmen bemerkbar. Charakteristisch sind:

  • Schmerzen bei leichtem Druck auf den kleinen Knorpel vor dem Eingang ins Ohr, bei Berührung der Ohrmuschel oder beim Ziehen am Ohr oder am Ohrläppchen
  • Schmerzen bei Bewegungen des Kiefers, wie beim Sprechen, Schlucken oder Kauen
  • Juckreiz

Beim Blick in den Gehörgang kann man häufig erkennen, dass die Haut gerötet und teilweise geschwollen ist, manchmal schuppt sie sich oder es wird Flüssigkeit oder Ohrenschmalz abgesondert. Ist die Schwellung sehr stark, kann diese den Gehörgang ganz oder teilweise verstopfen. Das führt zu einer Hörminderung und zum sogenannten Druck auf den Ohren, so wie man es vom Fliegen im Flugzeug kennt.

Diagnose einer Badeotitis

Treten die typischen schmerzhaften Symptome nach dem Baden auf, liegt der Verdacht einer Badeotitis nah. Ein Besuch in der hausärztlichen Praxis ist bei Unsicherheiten oder länger andauernden Beschwerden immer ratsam und schafft Gewissheit. Für die Diagnose wird das Ohr gereinigt und der Gehörgang mit einem Otoskop (Ohrenspiegel) genau betrachtet. Die Diagnose erfolgt dann auf Basis der geschilderten Symptomatik und der sichtbaren Veränderungen der Haut. Bei einer besonders starken Gehörgangsentzündung kann auch eine Überweisung zu einer Fachpraxis für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) erfolgen.

Behandlung: Was tun bei Badeotitis?

Die Behandlung einer Badeotitis richtet sich nach dem Ausmaß und dem Erreger, der die Entzündung verursacht hat.

Treten nur leichte Schmerzen, geringe Schwellungen und Juckreiz auf, können Medikamente helfen, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, um die Symptome zu lindern. Dazu gehören beispielsweise:

Bessern sich die Beschwerden nicht, können bestimmte Medikamente ärztlich verordnet werden. So werden beispielsweise Antibiotika eingesetzt, wenn mutmaßlich oder nachgewiesen Bakterien an der Entzündung beteiligt sind. Antimykotika (Antipilzmittel) kommen zur Anwendung, wenn eine Infektion mit einem Pilz ursächlich ist. Zielt die Therapie insbesondere auf die Entzündung ab, stehen Arzneimittel zur Verfügung, die entzündungshemmendes Kortison enthalten.

Die Arzneimittel werden in der Regel direkt im Ohr angewendet, als Ohrentropfen, Salben oder Spray. Bei einem schwereren Verlauf kann der*die Arzt*Ärztin es für sinnvoll ansehen, mit einem Medikament getränkte Tamponaden oder Kompressen in den Gehörgang einzusetzen. Selten ist die orale Einnahme eines Antibiotikums in Form von Tabletten nötig.

Eine wichtige Maßnahme vor der Anwendung von örtlich wirksamen Medikamenten ist die Reinigung des Gehörgangs. Dabei werden Ohrenschmalz und Flüssigkeit entfernt. Die Reinigung sollte professionell und ausschließlich von ärztlicher Seite durchgeführt werden. Versuchen Sie nicht, das Ohr, zum Beispiel mit einem Wattestäbchen, selbst zu reinigen. Das kann die Beschwerden noch verschlimmern.

Können Hausmittel bei Badeotitis helfen?

Hausmittel können die medikamentöse Behandlung einer Badeotitis unterstützen. Sie sollten jedoch nur außerhalb des Ohrs angewendet werden und nicht im Gehörgang selbst.

  • Zwiebeln haben eine antientzündliche Wirkung. Kleingeschnittene, frische Zwiebeln, verpackt in ein Stück Stoff und zusammengebunden als Säckchen sind ein altbewährtes Hausmittel bei Ohrenschmerzen. Das Säckchen wird einfach für ein bis zwei Stunden auf der Ohrmuschel platziert. Am besten funktioniert das, wenn man sich auf die Seite legt.
  • Kamille hat ebenfalls eine entzündungshemmende Wirkung. Am einfachsten ist es, einen Kamillentee mithilfe eines Teebeutels zuzubereiten. Der Teebeutel muss danach abgekühlt werden, bis er etwa lauwarm ist, und kann dann auf das schmerzende Ohr gelegt werden.
  • Wärme wirkt entspannend und kann auch einem entzündeten Ohr guttun. Dafür sollte man ein lauwarmes Körnerkissen oder eine kleine, nicht zu heiße Wärmflasche auf das Ohr legen.

Eine weitere begleitende Maßnahme ist, das Ohr trocken zu halten. Es sollte keine Feuchtigkeit an oder in das Ohr gelangen. Auf Haarewaschen sollte demnach verzichtet werden. Wenn doch einmal Wasser an das Ohr gelangt, sollte darauf geachtet werden, das äußere Ohr gut abzutrocknen oder zu föhnen. Auch hier sollten Sie keine Wattestäbchen verwenden, sondern mit einem weichen Tuch die Feuchtigkeit aus dem Außenohr entfernen.

Wie lange dauert eine Badeotitis?

Die Dauer der Erkrankung hängt von ihrer Schwere, der Ursache und der Art der Behandlung ab. Wird die Badeotitis schnell erkannt und die Therapie umgehend begonnen, heilt sie bei ansonsten gesunden Menschen in der Regel innerhalb von einer Woche ab. Es kann in manchen Fällen aber auch mehrere Wochen dauern, bis man wieder beschwerdefrei ist. Wann man wieder baden kann, hängt davon ab, wann die Entzündung abgeklungen ist. Es sollten keinerlei Symptome mehr vorhanden sein, bevor man sich wieder ins Wasser begibt.

Ist eine Badeotitis ansteckend? 

Wie oben erwähnt, wird eine Badeotitis meist durch Bakterien verursacht. Gelangen die Bakterien in das Wasser und erreichen die Ohren anderer Personen, können sie möglicherweise dort eine Infektion auslösen, also ansteckend sein. Auch bei der gemeinsamen Benutzung von sogenannten In-Ear-Kopfhörern oder Ohrstöpseln ist eine Ansteckung möglich.

Kann man einer Badeotitis vorbeugen?

Grundsätzlich ist das Ohr ein sich selbst reinigendes Organ. Im Ohr befindet sich Ohrenschmalz, welcher einen Schutzfilm gegenüber Erregern im Gehörgang bildet. Eine angemessene Ohrhygiene und andere Maßnahmen können dennoch von Nutzen sein, um einer Badeotitis vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Tragen Sie beim Baden oder Schwimmen eine Badekappe, die über die Ohren reicht. So dringt weniger Wasser in das Ohr ein.
  • Verwenden Sie nach dem Schwimmen oder Tauchen essighaltige Ohrentropfen. Diese hemmen das Wachstum von Bakterien. Vor der Anwendung sollte jedoch ärztlicher Rat eingeholt werden, denn die Tropfen sind nur geeignet, wenn das Trommelfell gesund ist.
  • Reinigen Sie Hörgeräte, Ohrstöpsel und In-Ear-Kopfhörer regelmäßig und teilen Sie diese nicht mit anderen.
  • Nutzen Sie keine Wattestäbchen zur Reinigung der Ohren, denn dadurch können Verunreinigungen sogar weiter nach hinten in den Gehörgang geschoben werden.

Gehörgangsentzündung oder Mittelohrentzündung?

Bei der Badeotitis (Otitis externa) ist die Haut des Gehörgangs entzündet. Der Gehörgang gehört zum äußeren Ohr und reicht vom Eingang des Ohrs bis zum Trommelfell. Bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media) hingegen handelt es sich um eine Entzündung im Bereich hinter dem Trommelfell, dem sogenannten Mittelohr.

Bei einer Badeotitis treten Schmerzen besonders bei Druck auf die knorpelige Erhebung vor dem Eingang ins Ohr auf, aber auch beim Berühren der Ohrmuschel oder beim Ziehen daran. Typisch für eine akute Mittelohrentzündung hingegen sind berührungsunabhängige, stechende Schmerzen im Ohr, häufig verbunden mit Fieber und gedämpfter Geräuschwahrnehmung.

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