Mittelohrentzündung (Otitis media): Symptome, Ansteckung und Dauer
Ein Druckgefühl sowie stechende und klopfende Schmerzen im Ohr, meist während oder nach einer Erkältung, einer Grippe oder einer Infektion mit dem Coronavirus – solche Symptome können auf eine Mittelohrentzündung (Otitis media) hinweisen. Kann eine Mittelohrentzündung ansteckend sein? Wie lange dauert die Erkrankung im Schnitt und wie sieht die Behandlung aus? Wir informieren über das Krankheitsbild.
Mittelohrentzündung: Ursachen und Formen
Eine akute Mittelohrentzündung (auch akute Otitis media, kurz AOM) wird überwiegend durch Erkältungsviren ausgelöst. In selteneren Fällen liegt eine bakterielle Infektion zugrunde. In etwa 50 bis 60 Prozent der Fälle sind dann Bakterien wie Pneumokokken oder Haemophilus influenzae an einer Mittelohrentzündung beteiligt.
Die Krankheitserreger wandern über die sogenannte Ohrtrompete (Eustachische Röhre) aus dem Rachenraum in das Mittelohr und verursachen in der dortigen Schleimhaut eine Entzündung. Selten erfolgt zudem ein Einwandern von Erregern über den Blutweg.
Manchmal kehrt die Mittelohrentzündung bei Kindern oder auch Erwachsenen ständig wieder oder heilt nicht richtig aus. Man spricht dann von einer chronischen Mittelohrentzündung. Ursächlich ist hier ein Loch im Trommelfell. Dieses kann infolge einer akuten Mittelohrentzündung, aufgrund einer anhaltenden Belüftungsstörung der Ohrtrompete sowie auch durch mechanische Verletzungen des Trommelfells (beispielsweise durch die Nutzung von Wattestäbchen) entstehen. Insbesondere bei einer anhaltenden Belüftungsstörung sammelt sich Flüssigkeit an und der Riss kann nicht mehr richtig ausheilen. Durch das Loch können dann immer wieder Keime auch von außen durch den Gehörgang eindringen, was zu wiederholten oder bleibenden Entzündungen führt.
Mittelohrentzündung: mögliche Risikofaktoren
Eine Mittelohrentzündung kann auch bei Erwachsenen auftreten, kommt aber gehäuft bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr vor. Warum einige Kinder immer wieder an Mittelohrentzündungen erkranken, andere dagegen kaum, ist nicht genau bekannt. Stillen in den ersten drei Lebensmonaten scheint den Schutz vor Mittelohrentzündungen zu erhöhen.
Als Risikofaktoren für die Entstehung einer akuten Mittelohrentzündung werden vermutet:
- viel Kontakt mit anderen Kindern (Geschwister, Kindertagesstätte) und dadurch mit Erregern
- häufiges Nuckeln am Schnuller
- Schadstoffe in der Außenluft, insbesondere Tabakrauch
- anatomische Besonderheiten, zum Beispiel Gaumenspalten, Polypen im Rachen oder große Rachenmandeln
Symptome: Wie erkennt man eine Mittelohrentzündung?
Durch die Entzündung bildet die Schleimhaut im Mittelohr vermehrt Sekret (Paukenerguss). In der Folge schwillt der Verbindungsgang zum Rachenraum zu. Das Sekret kann nicht abfließen und drückt von innen gegen das Trommelfell. Die Flüssigkeitsansammlung und die Entzündung können folgende Symptome auslösen:
- starke, stechende Ohrenschmerzen (meist einseitig), die sich oft beim Liegen verschlimmern
- Hörstörungen, die auch insbesondere ein Ohr betreffen
- Fieber
- Kopfschmerzen
- bei Durchbruch des Trommelfells Ausfluss eitriger Flüssigkeit aus dem Ohr (Otorrhö)
- Gleichgewichtsstörungen und Schwindel
- Tinnitus
Besondere Symptome bei Kindern
Insbesondere Kleinkinder können die Beschwerden häufig noch nicht richtig zuordnen. Sie klagen deshalb meist über allgemeine Schmerzen, sind unruhig und weinerlich. Ein unruhiger Schlaf kann ein Hinweis auf eine Mittelohrentzündung bei Kindern sein, da sich die Schmerzen im Liegen verschlimmern. Auch ein unwillkürliches Greifen an das betroffene Ohr ("Ohrzwang") ist bei kleineren Kindern oft zu beobachten.
Dauer: Wie lange bleibt eine Mittelohrentzündung bestehen?
Die Schmerzen bei einer akuten Mittelohrentzündung dauern meist wenige Stunden bis zu drei Tagen. Oftmals bessern sich die Schmerzen auch zwischenzeitlich für einige Stunden, um dann erneut aufzutreten. Generell ist eine akute Otitis media aber keine langwierige Krankheit.
Der Paukenerguss, also die Ansammlung von Flüssigkeit im Innenohr, kann allerdings noch bis zu einem Monat bestehen bleiben und vorübergehende Schwerhörigkeit verursachen. Falls der Druck zu stark ist, kann das Trommelfell platzen und das Sekret abfließen. Dadurch lassen die Schmerzen abrupt nach. Der Riss heilt meist innerhalb von etwa zwei Wochen von selbst wieder zu.
Anders sieht es bei einer chronischen Mittelohrentzündung aus: Dabei bleibt die Otitis media länger als drei Monate bestehen oder die Beschwerden treten immer wieder auf.
Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?
Eine Mittelohrentzündung selbst ist nicht ansteckend. Ansteckend ist allerdings der Infekt, welcher dieser in aller Regel vorausgeht. Ob diese Keime nach einer Ansteckung bei der betroffenen Person nur Husten und Schnupfen oder dann wiederum eine Mittelohrentzündung hervorrufen, ist individuell unterschiedlich.
Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollte man die allgemeinen Hygieneregeln, wie gründliches Händewaschen, und (bei Erwachsenen, wenn möglich) Abstand zur betroffenen Person, beachten.
Behandlung: Was tun gegen eine Mittelohrentzündung?
Zeigen Sie Symptome einer Mittelohrentzündung, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Der*die HNO-Arzt*Ärztin kann nach Erhebung der Krankengeschichte mit einer einfachen Ohrenspiegelung (Otoskopie) feststellen, ob eine Mittelohrentzündung und ein Paukenerguss vorliegen. Wird eine Therapie mit Antibiotika in Erwägung gezogen, muss ein Abstrich aus dem Ohr genommen werden, um festzustellen, ob Bakterien die Auslöser der Erkrankung sind und wenn ja, welche.
Da eine akute Otitis media oftmals schnell und folgenlos ausheilt, werden für gewöhnlich nur die Schmerzen und das Fieber behandelt. Dagegen helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei Kindern werden diese häufig in Form von Saft oder Zäpfchen angewendet. Ohrentropfen werden nicht eingesetzt, da sie nicht in das Mittelohr gelangen können, wenn das Trommelfell unverletzt ist. Ist das Trommelfell auch entzündet, helfen allerdings betäubende Ohrentropfen gegen die Schmerzen.
Abschwellende Nasentropfen werden zwar hin und wieder verordnet, Studien konnten jedoch keinen Effekt bei der Mittelohrentzündung nachweisen. Ist die Nase zu, wird aber zumindest die Atmung erleichtert.
Ist ein Kind betroffen, fragen Sie den*die Arzt*Ärztin, ob es dem Kindergarten oder der Schule fernbleiben muss. Auf Schwimmen sollte einige Wochen verzichtet werden. Treten Mittelohrentzündungen immer wieder auf, sollte Chlorwasser gemieden werden. Meist wird nach einem Monat das Ohr noch einmal ärztlich untersucht, um bleibende Störungen auszuschließen.
Vom Fliegen während einer akuten Mittelohrentzündung wird abgeraten. Die Schleimhäute und der Verbindungsgang zwischen Nasen-Rachen-Raum sind geschwollen, wodurch der Druckausgleich nicht mehr möglich ist. Das führt zu starken Schmerzen, im schlimmsten Fall zum Hörsturz und bleibenden Beeinträchtigungen.
Antibiotika bei Mittelohrentzündung – wann sind sie nötig?
Antibiotika werden heute zur Behandlung einer bakteriellen Mittelohrentzündung eher seltener eingesetzt. Infrage kommt die Therapie bei Babys unter sechs Monaten, bei Kindern unter zwei Jahren mit Entzündungen in beiden Ohren sowie bei eitrigem Ausfluss aus dem Ohr.
Die Anwendung bei Kindern erfolgt in der Regel in Form von Säften oder Trockensäften – das sind Pulver, die nach Packungsanleitung durch Eltern oder andere Angehörige selbst angemischt werden. Antibiotische Ohrentropfen sind bei intaktem Trommelfell wirkungslos, da sie nicht bis zum Mittelohr gelangen.
Welches Antibiotikum zum Einsatz kommt, ist unterschiedlich. Meist wird aber auf ein Breitbandantibiotikum (häufig mit dem Wirkstoff Amoxicillin) zurückgegriffen.
Chronische Mittelohrentzündung behandeln
Bei einer chronischen Mittelohrentzündung können neben antibiotischen auch antiseptische (also keimtötende) Ohrentropfen angewendet werden. Bisweilen kann auch hier die Einnahme von Antibiotika in Tablettenform nötig sein.
Kommt es durch die Medikamente zu keiner Besserung oder treten Komplikationen mit einer Vereiterung und dadurch einem Abbau der Knochen des Mittelohres (Cholesteatom) auf, kann eine Operation notwendig sein. Dabei wird das Loch im Trommelfell mit körpereigenem Gewebe geschlossen. Sind Knochen beschädigt, werden diese entfernt und durch Prothesen ersetzt.
Einsatz von Paukenröhrchen
Der Einsatz von Paukenröhrchen kann bei chronischer Otitis media mit Paukenerguss erwogen werden. Insbesondere bei Kindern mit wiederkehrenden oder chronischen Mittelohrentzündungen soll das Röhrchen den Abfluss von Flüssigkeit aus dem Ohr befördern und dessen Belüftung verbessern. Nach drei bis zwölf Monaten beginnt das Trommelfell rund um das Paukenröhrchen wieder zuzuwachsen, sodass es in den äußeren Gehörgang abgestoßen wird. Von dort kann es durch die betroffene Person selbst entfernt werden, sofern es nicht einfach herausfällt.
Da eine Otitis media bei älteren Kindern und Erwachsenen generell seltener auftritt als bei kleineren Kindern, ist ein Paukenröhrchen nicht immer notwendig. Vor allem bietet sich der Eingriff an, wenn Medikamente keine Besserung bringen oder ein hoher Leidensdruck besteht. Für den Einsatz des Röhrchens kann zudem die schnelle Wiederherstellung des Hörvermögens sprechen. Sollte dieses über längere Zeit deutlich beeinträchtigt sein, kann sich dies auch negativ auf die Sprachentwicklung kleinerer Kinder auswirken.
Hausmittel bei akuter Mittelohrentzündung
Wärme fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an, was dazu beitragen kann, die Schmerzen zu mildern und den Heilungsprozess zu unterstützen. So können warme Ohrenwickel gegen eine Mittelohrentzündung helfen. Falls Sie der Geruch nicht stört, sind Säckchen mit Zwiebeln besonders wirksam gegen die Schmerzen und Entzündung, ansonsten sind Säcken mit getrockneter Kamille eine Alternative. Auch eine Wärmflasche auf dem Ohr lindert die Schmerzen. Bewährt haben sich zudem Lampen mit Rotlicht.
Daneben können bei Fieber Wadenwickel zum Einsatz kommen. Generell gilt: Wie bei jedem Infekt sollte man sich auch bei einer Mittelohrentzündung schonen und ausreichend trinken. Geeignet sind Wasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte und Kräuter- oder auch Erkältungstees.