Schaufensterkrankheit: Symptome, Stadien und Therapie der pAVK
Kommt es bereits beim Gehen kurzer Strecken zu Schmerzen in den Beinen, sodass man eine Pause einlegen muss, könnte die sogenannte Schaufensterkrankheit dahinterstecken. Diese wird auch als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Durchblutungsstörung der Beinarterien. Welche Symptome noch auf die Krankheit hindeuten sowie mehr zu den Stadien der Erkrankung, der Therapie und der Lebenserwartung lesen Sie im folgenden Artikel.
Schaufensterkrankheit: Was ist die pAVK?
Bei der Schaufensterkrankheit kommt es als Folge einer Arteriosklerose ("Arterienverkalkung") zu Durchblutungsstörungen in den Beingefäßen, genauer in den Arterien. Die Fachbezeichnung lautet periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Peripher bedeutet in diesem Fall, dass die Blutgefäße der Extremitäten, also die der Arme und Beine, betroffen sind. In den meisten Fällen tritt eine pAVK in den Beinen auf, in den Armen ist sie sehr selten.
Je nach Stadium der Krankheit kommt es zunächst zu einer Verengung (Stenose) bis hin zu einem vollständigen Verschluss (Okklusion) der betroffenen Arterie.
Typisches Symptom dieser Gefäßverengung sind starke Schmerzen in den Beinen. Diese äußern sich vorrangig bei körperlicher Anstrengung, wodurch die Betroffenen beim Gehen häufig Pausen einlegen müssen. Dies wird auch Claudicatio intermittens genannt, was mit "unterbrochenes Hinken" übersetzt werden kann. Da dies mitunter aussehen kann wie ein Schaufensterbummel, bei dem man immer wieder an den verschiedenen Fenstern der Geschäfte stehen bleibt, ist die Erkrankung auch unter dem Namen Schaufensterkrankheit bekannt.
Abgrenzung zur arteriellen Verschlusskrankheit (AVK)
Grundsätzlich können alle Arterien durch eine Arteriosklerose von einer Verschlusskrankheit betroffen sein. Sind nicht die Gefäße von Armen und Beinen verengt, spricht man daher von der arteriellen Verschlusskrankheit (AVK). Je nach betroffenem Organ beziehungsweise betroffener Körperregion kann dies zu unterschiedlichen Symptomen und Folgeerkrankungen führen. Schlimmstenfalls sind Herzinfarkt und Schlaganfall möglich. Menschen mit einer pAVK sind häufig gleichzeitig auch von Gefäßverengungen in anderen Organen betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren einer pAVK
Ursächlich für eine pAVK ist zu über 95 Prozent eine Arteriosklerose. Zu den übrigen, sehr seltenen Ursachen zählen unter anderem eine Vaskulitis (Entzündung von Blutgefäßen), Gefäßtumoren oder eine fibromuskuläre Dysplasie (nicht-entzündliche Verdickung der Arterienwand).
Bei einer Arteriosklerose kommt es zu Ablagerungen ("Plaques") von "schlechtem" LDL-Cholesterin in den Gefäßwänden der Arterien. Im Laufe der Erkrankung verengen sich die Blutgefäße immer mehr und die Durchblutung ist eingeschränkt.
Risikofaktoren für die Entwicklung von Arteriosklerose sind neben einem höheren Alter zu hohe Blutfettwerte, Rauchen, Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus, Bewegungsmangel und Übergewicht.
pAVK: Symptome und Stadien der Schaufensterkrankheit
Die Verengung der Blutgefäße ist ein über Jahre schleichender Vorgang, der oft lange unbemerkt bleibt. Je nachdem, welche Gefäße betroffen sind, können die Beschwerden an unterschiedlichen Stellen, wie Oberschenkel, Wade, Fuß oder Gesäß, auftreten. Sie entstehen durch den Sauerstoffmangel in den Gefäßen und damit in den Muskeln, die nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Der Sauerstoffbedarf ist bei körperlicher Betätigung deutlich erhöht, weshalb es anfangs nur bei Bewegung zu Schmerzen kommt.
Der Verlauf der pAVK wird gemäß der Klassifikation nach dem Straßburger Gefäßchirurgen René Fontaine in vier Stadien eingeteilt:
- Stadium 1: Es liegen noch keine Beschwerden vor (asymptomatische pAVK). Wird die Erkrankung bereits in diesem Stadium diagnostiziert, handelt es sich meistens um einen Zufallsbefund im Rahmen einer anderen Untersuchung.
- Stadium 2: In diesem Stadium treten erste Symptome auf. Die Beschwerden (bewegungsabhängige Muskelschmerzen) zeigen sich zu Beginn nur bei stärkerer Belastung – beispielsweise beim Treppensteigen. Später machen sich die Schmerzen bereits bei immer kürzer werdenden Strecken bemerkbar. Unterschieden wird im Stadium 2 noch in Grad a (schmerzfreie Gehstrecke über 200 Meter) und Grad b (schmerzfreie Gehstrecke unter 200 Meter). Auf dieses Stadium ist die Bezeichnung Schaufensterkrankheit oder Claudicatio intermittens zurückzuführen. In Ruhe können sich die Muskeln erholen und die Beschwerden lassen rasch nach. Weitere Symptome können Hautveränderungen wie eine blasse Hautfarbe und kalte, trockene Haut an den Unterschenkeln sein.
- Stadium 3: Im fortgeschrittenen Stadium reicht die Durchblutung auch im Ruhezustand nicht mehr aus, sodass die Schmerzen in den Beinen auch dann auftreten beziehungsweise anhalten. Dies kann besonders nachts im Liegen der Fall sein, was den Schlaf von Betroffenen erheblich stört.
- Stadium 4: Durch die verminderte Durchblutung heilen Wunden besonders an den Füßen sehr schlecht ab. Bereits kleine, eigentlich harmlose Wunden können sich trotz Behandlung großflächig entzünden. Im schlimmsten Fall kann Gewebe absterben (Nekrose). Ist dies der Fall, muss das Gewebe operativ entfernt werden, da sonst eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) droht. Mitunter wird auch eine Amputation nötig.
Neben der Klassifikation nach Fontaine gibt es noch die Rutherford-Klassifikation mit den Kategorien Null bis Sechs.
Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
Häufig wird ein beginnender Verschluss der Schlagadern zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Wenn Sie jedoch typische Symptome einer pAVK – vor allem Schmerzen im Bein schon nach kurzen Gehstrecken – bei sich feststellen, sollten Sie einen Termin in Ihrer Hausarztpraxis vereinbaren. Zur genaueren Diagnostik erfolgt dann häufig eine Überweisung in eine Fachpraxis für Kardiologie, Gefäßchirurgie oder Angiologie. Die Angiologie befasst sich mit der Untersuchung und Behandlung von Erkrankungen der Venen, Arterien und Lymphgefäße.
Folgende Tests, um die Diagnose Schaufensterkrankheit zu stellen, kann der*die Arzt*Ärztin durchführen:
- Pulsmessung an Füßen, Kniebeugen und Leiste: Bei einer pAVK ist der Puls an den Füßen häufig sehr schwach oder gar nicht mehr messbar.
- Knöchel-Arm-Index: Wenn der Blutdruck am Knöchel im Verhältnis zum Blutdruck am Arm mehr als zehn Prozent niedriger ist, ist das ein Zeichen dafür, dass die Beingefäße verengt sind. Normalerweise ist der Blutdruck an diesen Stellen etwa gleich hoch.
- Ultraschall: Mit einem speziellen Ultraschallgerät kann der Blutfluss in den Arterien dargestellt werden. Auf diese Weise kann ermittelt werden, wo und wie stark die Verengung ist.
- Messung der Gehstrecke: Test, wie weit der*die Betroffene ohne Schmerzen gehen kann. Fachpraxen verfügen dafür über ein Laufband.
- Blut- und Urinuntersuchungen: Bestimmt werden unter anderem die Blutfette sowie Nieren- und Blutzuckerwerte, um weitere Krankheiten und Risikofaktoren zu erkennen.
Falls notwendig oder als Vorbereitung auf eine Operation können als bildgebende Verfahren ein CT (Computertomografie) oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) mit Kontrastmitteln durchgeführt werden, um den Zustand der Blutgefäße genau beurteilen zu können.
Therapie der pAVK: Wie behandelt man die Schaufensterkrankheit?
Die pAVK ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung, die nicht heilbar ist. Jedoch lässt sich zumindest eine weitere Verschlechterung durch die richtige Behandlung und eine Verringerung der Risikofaktoren verlangsamen oder sogar aufhalten. Darüber hinaus zielt die Therapie darauf ab, die Beschwerden zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern.
Folgende Medikamente können zur Therapie der pAVK zum Einsatz kommen:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Diese Mittel hemmen die Blutgerinnung und beugen einem Verschluss von Blutgefäßen vor. Empfohlene Wirkstoffe sind ASS (Acetylsalicylsäure) oder Clopidogrel.
- Statine: Wirkstoffe dieser Gruppe senken den Cholesterinspiegel beziehungsweise die Blutfettwerte.
- Gefäßerweiternde Medikamente: Die Arzneistoffe Cilostazol und Naftidrofuryl sind bei der Schaufensterkrankheit im Stadium 2 zur Vasodilatation (Ausdehnung oder Erweiterung) der Blutgefäße zugelassen. Dadurch können Schmerzen beim Gehen verringert und die mögliche Gehstrecke verlängert werden.
Bei vielen Patient*innen liegen zudem Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus vor. Diese müssen ebenso mitbehandelt beziehungsweise gut eingestellt werden, da sich diese Krankheiten gegenseitig negativ beeinflussen.
Strukturiertes Gehtraining
Es ist nicht empfohlen, sich bei einer pAVK körperlich zu schonen. Dies verschlechtert die Symptomatik sogar eher. Ein regelmäßiges Gehtraining hingegen verbessert die Durchblutung, was Schmerzen vermindern kann, und erhält die körperliche Fitness. Dazu gibt es spezielle Trainingsprogramme, die ärztlich verordnet und im Rahmen einer Physiotherapie oder von Rehasport erlernt werden können. Anschließend können die Übungen auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden.
Das Gehtraining sollte idealerweise dreimal wöchentlich für 30 bis 60 Minuten stattfinden. Nach und nach soll die Strecke, die schmerzfrei gelaufen werden kann, dadurch ausgedehnt werden.
pAVK im Endstadium: häufig OP notwendig
In den Stadien 3 und 4 (bei großem Leidensdruck auch schon im Stadium 2) ist oft eine Operation notwendig. Dabei wird ein Katheter in die Beinschlagader eingeschoben und die Engstelle durch einen kleinen Ballon geweitet. Anschließend wird eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt und so der Blutfluss wiederhergestellt. Ist die Verengung sehr lang, muss unter Umständen ein Bypass gelegt werden: Dabei wird aus einem anderen Gefäß ein Umgehungskreislauf gebaut, um die verengte Stelle zu überbrücken.
Bei einer infizierten Wunde aufgrund der schlechten Wundheilung kann ebenfalls eine Operation erforderlich sein, um eine lebensbedrohliche Sepsis zu verhindern. Die Wunde muss dann entsprechend gereinigt und desinfiziert sowie chirurgisch versorgt werden. Ist dies nicht erfolgreich oder stirbt Gewebe als Folge der mangelnden Blutversorgung ab, muss im schlimmsten Fall eine Amputation von Zehen, des Fußes, des Unterschenkels oder des kompletten Beins erfolgen.
Schaufensterkrankheit und Lebenserwartung
Die Schaufensterkrankheit geht mit einer reduzierten Lebenserwartung von durchschnittlich zehn Jahren einher. Denn wenn eine Verengung der Beinarterien festgestellt wird, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch andere Gefäße im Körper betroffen. Die Schaufensterkrankheit weist so indirekt auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall hin. Etwa die Hälfte aller Betroffenen leiden zudem unter einer Koronaren Herzkrankheit (KHK).
Weiterhin kann sich in einem betroffenen Gefäß schneller ein Blutgerinnsel (Thrombose) bilden, das zu einem plötzlichen, lebensgefährlichen Verschluss des Gefäßes führt. Anzeichen dafür sind akut einsetzende, starke Schmerzen, Taubheitsgefühl sowie sehr blasse und kalte Haut. In diesem Fall sollte sofort ein Rettungswagen verständigt werden.
Kommt es in Folge einer Wundinfektion zu einer Blutvergiftung besteht ebenfalls Lebensgefahr, da eine Sepsis auch heute noch häufig tödlich verläuft. Anzeichen dafür können unter anderem hohes Fieber, eine beschleunigte Atmung und Verwirrung sein.
Vorbeugung und was Sie selbst tun können
Das Risiko für eine Arteriosklerose und damit auch einer pAVK steigt auch bei einem gesunden Lebensstil mit zunehmendem Alter. Daher lässt sich beides nicht immer vermeiden. Dennoch können Sie einiges tun, um den Erkrankungen vorzubeugen oder einem Fortschreiten entgegenzuwirken.
Um die Gefäße vor Verkalkung zu schützen, ist der Verzicht auf Nikotin ein entscheidender Schritt. Zudem unterstützt ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung normale Blutfettwerte und ein Körpergewicht im Normalbereich. Falls Sie Übergewicht haben, sollten Sie eine Gewichtsreduktion anstreben.
Sollte bei Ihnen Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, ist es wichtig, dass auch diese Krankheiten entsprechend behandelt werden. Denn durch einen gut eingestellten Blutzuckerwert und die Senkung von hohem Blutdruck sinkt das Risiko für Arteriosklerose ebenfalls.
Zur Vorbeugung von Wunden sind Pflegemaßnahmen wie eine professionelle Fußpflege empfohlen.