Darstellung der Schilddrüse
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Die Schilddrüse: Symptome & Therapie häufiger Erkrankungen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.02.2024

Die schmetterlingsförmige Schilddrüse nimmt Jod aus dem Blut auf und produziert daraus lebenswichtige Hormone für den Körperstoffwechsel. Schilddrüsenerkrankungen bringen dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht. Lesen Sie hier mehr über häufige Krankheiten des Organs, deren Behandlung und wie Sie Symptome wie eine geschwollene Schilddrüse deuten können.

Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse (lateinisch Glandula thyreoidea) sitzt unterhalb des Kehlkopfes etwa in der Mitte des Halses und ist für die Produktion von Schilddrüsenhormonen zuständig. Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (auch Tetrajodthyronin oder T4) haben wichtige Funktionen im Körper. Sie steigern den sogenannten Grundumsatz (den Kalorienverbrauch in Ruhe), wodurch die Herztätigkeit, die Körpertemperatur und der Sauerstoffverbrauch im Gewebe steigen. Sie erhöhen die Empfindlichkeit des Körpers für die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und unterstützen den Eiweißaufbau in den Muskeln. Außerdem werden Wachstum und Reifung des zentralen Nervensystems gefördert, was besonders während einer Schwangerschaft für den Fötus und bei der Entwicklung von Kindern wichtig ist.

Die Produktion von T3 und T4 unterliegt – wie die anderer Hormone – einem Regelkreis. Ist ihre Konzentration im Blut zu niedrig, schickt die obere Regulationsbehörde im Hypothalamus des Gehirns den Botenstoff TRH zur Hypophyse (einer Drüse im Gehirn), die ein anderes Hormon, das Thyreotropin (TSH) ausschüttet. Nach kurzer Zeit erreicht dieses die Schilddrüse mit der Botschaft, Hormone zu produzieren, beziehungsweise bereits vorhandene, in den Depots der Schilddrüsenfollikel gelagerte Hormone ins Blut abzugeben.

Ein weiteres, in der Schilddrüse gebildete Hormon ist Kalzitonin (auch Calcitonin), das neben einigen anderen an der Regulation des Blutcalciumspiegels beteiligt ist.

Was für Schilddrüsenerkrankungen gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von Krankheiten oder Veränderungen, die die Schilddrüsentätigkeit beeinflussen. So können zum Beispiel akute oder chronische Schilddrüsenentzündungen, Vergrößerungen der Schilddrüse (Kropf beziehungsweise Struma), Autoimmunkrankheiten wie Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoiditis sowie Schilddrüsenkrebs die Funktion des Organs beeinflussen. Aber auch Störungen in den Steuerzentren, zum Beispiel durch einen Gehirntumor, können sich auf die Schilddrüse auswirken. Im Folgenden stellen wir Ihnen die häufigsten Ursachen für Fehlfunktionen vor.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Die Ursache einer gesteigerten Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen liegt fast immer im Organ selbst. Manchmal entwickeln sich in ihr an einer Stelle oder mehreren Stellen Bezirke, die unabhängig vom Regelkreis Hormone produzieren. Sind diese Bereiche zu groß oder zu aktiv, reicht die Herunterregulierung der gesunden Bezirke nicht mehr aus, um den erhöhten Anfall an Hormonen auszugleichen. Man spricht dann von einer Schilddrüsenautonomie.

Eine weitere, recht häufige Ursache ist Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, bei der im Körper bestimmte Antikörper gebildet werden, die wie TSH wirken und so die Schilddrüse zur Produktion unabhängig vom Bedarf anregen. Auch zu Beginn einer Schilddrüsenentzündung, als Folge von Schilddrüsenkrebs oder einer Überdosierung von Schilddrüsenhormon-Tabletten, kann es zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen kommen.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann angeboren sein (Kretinismus). Dies ist beispielsweise bedingt durch mütterlichen Jodmangel in der Schwangerschaft oder eine fehlerhafte Anlage der Schilddrüse. Auch chronische Entzündungen (beispielsweise im Rahmen der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis), Operationen, um Teile der Schilddrüse oder das komplette Organ zu entfernen, und Radiojodtherapien sowie Medikamente (unter anderem falsch eingestellte Thyreostatika zur Behandlung einer Überfunktion oder Antidepressiva) können zu einer Unterfunktion führen.

Bei bestimmten Gehirntumoren kann die Ausschüttung des Thyreotropins und somit die der Schilddrüsenhormone vermindert sein. Solche Störungen, bei denen die Ursache nicht direkt in der Schilddrüse selbst liegt, bezeichnet man auch als sekundäre Hypothyreosen.

Symptome: geschwollene Schilddrüse, Haarausfall & Co.

Es liegt auf der Hand, dass Beschwerden und Symptome durch die verstärkte oder ausbleibende Hormonwirkung zustande kommen. Bei der Überfunktion steigern sich die normalen Wirkungen von T3 und T4 zu einem ungesunden Ausmaß, bei der Unterfunktion treten gegenteilige Effekte auf. Die Auswirkungen sind vielfältig, allerdings unspezifisch und im Alter oft weniger stark ausgeprägt.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es unter anderem zu folgenden Anzeichen:

  • vergrößerte Schilddrüse, das Organ fühlt sich dadurch geschwollen an (Struma), es kann zu Schluckstörungen und Heiserkeit kommen
  • schneller und unregelmäßiger Puls
  • Wärmeempfindlichkeit und Neigung zum Schwitzen
  • häufiger Stuhlgang bis hin zu (gelbem) Durchfall durch gesteigerte Stoffwechselaktivität
  • Gewichtsverlust trotz Appetitzunahme
  • Haarausfall
  • Schmerzen der Muskulatur
  • Müdigkeit und Schlafstörungen
  • Reizbarkeit
  • Sehstörungen und Augenveränderungen (hervortretende Augen) bei Morbus Basedow

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann es unter anderem zu folgenden Beschwerden kommen:

  • verlangsamter Puls
  • verringerter Appetit und Gewichtszunahme
  • dünnes und trockenes Haar
  • Verstopfung
  • geschwollenes Gesicht, vor allem im Augenbereich
  • raue und tiefe Stimme
  • getrübtes Bewusstsein
  • gesteigertes Kälteempfinden
  • verdickte, raue, blasse und/oder kühle Haut

Die angeborene Hypothyreose verursacht Intelligenzstörungen und Entwicklungsverzögerungen, Gang- und Haltungsstörungen, Minderwuchs und Fehlbildungen im Gesicht. Betroffene Babys zeigen eine verringerte Aktivität. Sie trinken wenig und zeigen häufig eine langanhaltende Neugeborenengelbsucht (Ikterus). Die Entstehung sowie Schäden durch eine angeborene Hypothyreose sind in den Industrieländern durch die Überwachung und Jodgabe in der Schwangerschaft sowie dem Screening-TSH-Test bei der Früherkennungsuntersuchung nach der Geburt glücklicherweise recht selten geworden.

Symptome bei akuter Schilddrüsenentzündung

Bei einer Schilddrüsenentzündung unterscheidet man zwischen einer chronischen Form, die je nach Ausprägung zu einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion führen kann, und einer akuten Form.

Die akute Form kann durch Pilze, Bakterien oder Viren ausgelöst werden. Typische Symptome sind dann unter anderem (abhängig vom genauen Auslöser) Husten, Halsschmerzen oder Nachtschweiß. Ein konkretes Beispiel für eine virale Schilddrüsenentzündung ist die subakute Thyreoiditis de Quervain. Diese zeigt sich durch eine (einseitig oder komplett) geschwollene Schilddrüse, Schmerzen, die von dem Organ bis in den Kopf- oder Brustbereich ausstrahlen können sowie Fieber und Muskelschmerzen.

Besondere Anzeichen bei Schilddrüsenkrebs

Ein Tumor in der Schilddrüse löst oftmals erst spät Beschwerden aus. Diese können dann zum einen durch die Vergrößerung des Organs entstehen, zum anderen durch eine gesteigerte Hormonproduktion. Symptome, die auf Schilddrüsenkrebs hinweisen können, sind unter anderem vergrößerte Lymphknoten am Hals, Schluckstörungen oder Probleme am Auge durch die Schädigung von Nerven (Horner-Syndrom).

Welcher Arzt untersucht die Schilddrüse?

Leidet man an Symptomen, die auf eine Schilddrüsenerkrankung hindeuten könnten, ist die erste Anlaufstelle in der Regel die Hausarztpraxis. Sollte sich dort nach einer eingehenden Untersuchung der Verdacht bestätigen, kann eine Überweisung zu einer endokrinologischen Praxis erfolgen. Das Fachgebiet eines*einer Endokrinolog*in ist die Untersuchung und Behandlung von endokrinen Drüsen. Diese geben Stoffe in das Blut oder die Lymphe ab. Neben der Schilddrüse gehören zu den endokrinen Drüsen beispielsweise auch die Hypophyse und die Nebennieren.

Wie werden Schilddrüsenprobleme diagnostiziert?

Zunächst wird der*die Arzt*Ärztin die Krankengeschichte erheben (Anamese) und die Schilddrüse abtasten, um zu prüfen, ob sie vergrößert oder knotig verändert ist.

Wichtig ist die Untersuchung nach Hormonveränderungen im Blut. Je nach vermuteter Ursache lassen sich mithilfe der Blutwerte auch weitere Hormone und eventuell ihre Ausschüttung nach Stimulation sowie Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe bestimmen.

Weitere Aussagen zur Größe und Beschaffenheit liefert der Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse. Diese wird dabei im Längs- und Querschnitt sichtbar gemacht, wodurch Gewebeveränderungen erkannt werden können. Auch das Volumen der Schilddrüse kann bestimmt werden.

Falls notwendig, kann anschließend mittels einer dünnen Nadel (Feinnadelpunktion) auch eine Gewebeprobe entnommen werden. Die Untersuchung verursacht in der Regel keine oder kaum Schmerzen und dauert nur ein paar Sekunden. Eine Feinnadelpunktion wird beispielsweise durchgeführt, um festzustellen, ob ein Knoten in der Schilddrüse gutartig oder bösartig ist.

Was ist eine Szintigrafie der Schilddrüse?

Die Stoffwechselaktivität und Funktion der Schilddrüse kann mittels Szintigrafie (auch Szintigraphie) eingeschätzt werden. Bei dieser Untersuchungsmethode aus dem Bereich der Nuklearmedizin werden schwach radioaktive Substanzen gespritzt. Bei Untersuchungen der Schilddrüse handelt es sich meist um eine jodähnliche Substanz, da dieses größtenteils durch das Organ aufgenommen wird. Deren Einlagerung in das Schilddrüsengewebe wird dann mit speziellen Kameras aufgenommen und farbig dargestellt. Je höher die Stoffwechselaktivität in der Schilddrüse ist, desto größer ist die Menge an radioaktiver Substanz, die sich dort ansammelt.

Nach kurzer Zeit zerfallen die radioaktiven Stoffe und werden wieder aus dem Körper ausgeschieden. Die Strahlenbelastung ist etwa so hoch wie die einer Röntgenaufnahme.

Welche Therapie bei Schilddrüsenerkrankungen?

Die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Möglichkeiten sind die zeitweise Einnahme von Tabletten, die die Abgabe von Hormonen ins Blut hemmen (Thyreostatika), Operationen der Schilddrüse, zum Beispiel die Entfernung von Schilddrüsenknoten, oder die Radiojodtherapie, bei der radioaktiv behandeltes Jod gegeben wird, das zum Absterben von Schilddrüsengewebe führt.

Bei der Unterfunktion müssen lebenslang künstliche Schilddrüsenhormone in Tablettenform eingenommen werden. Es wird mit einer geringen Dosis begonnen, die langsam gesteigert wird. Haben sich die Hormonwerte normalisiert, muss die betroffene Person einmal jährlich zur ärztlichen Kontrolle.

Eine ausreichende Therapie und gute Einstellung der Hormone sind bei beiden Krankheitsbildern extrem wichtig. Sonst kann es in bestimmten Situationen wie bei schweren Erkrankungen oder Operationen zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen (thyreotoxische Krise beziehungsweise Myxödemkoma), der selbst unter intensivmedizinsicher Betreuung zum Tod führen kann. Deshalb sollten die Betroffenen ihre Medikamente zuverlässig einnehmen und regelmäßig ärztlichen Rat suchen.

Wie kann man einer Krankheit der Schilddrüse vorbeugen?

Um einer Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse durch Jodmangel vorzubeugen, ist eine ausreichende Jodversorgung über die Ernährung wichtig. Jodsalz und Seefisch sowie Eier oder Spinat sind beispielsweise gute Quellen. Eventuell kann Jodid auch in Form von Tabletten eingenommen werden, insbesondere in Schwangerschaft und Stillzeit. Das sollte ärztlich abgeklärt werden.

Allen anderen Erkrankungen, die zu einer Funktionsstörung des Organs führen, wie Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis, kann man nicht vorbeugen.

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