Was Ihr Urin über Ihre Gesundheit verrät
Etwa ein bis eineinhalb Liter Harn werden pro Tag über die Nieren ausgeschieden. Meist schenken wir dem Pipi wenig Beachtung – zu Unrecht, denn Aussehen und Geruch des Urins können wichtige Informationen über den Flüssigkeitshaushalt und sogar Hinweise auf mögliche Erkrankungen liefern. Es lohnt sich also, gelegentlich einen genaueren Blick in die Toilette zu werfen. Wir haben für Sie eine Übersicht über die mögliche Bedeutung von Veränderungen des Urins zusammengestellt. Uringeruch und -farbe spielen dabei eine zentrale Rolle.
Erkrankungen am Urin erkennen
Seit der Antike war die sogenannte Harnschau lange Zeit eine der wichtigsten diagnostischen Methoden der Medizin. Neben Farbe, Trübung und Geruch wurde dabei auch der Geschmack getestet. So konnte bereits im 17. Jahrhundert Diabetes mellitus ("honigsüßer Durchfluss") diagnostiziert werden.
Durch den technischen Fortschritt der Medizin hat die bloße Betrachtung des Urins heute an Bedeutung verloren. Dennoch können auffällige Urinveränderungen zur Früherkennung von Erkrankungen beitragen, wenn sich entsprechende Untersuchungen anschließen.
Mögliche Auslöser für Blut im Urin
Zusammensetzung des Urins
Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Weitere Bestandteile sind Harnstoff und Elektrolyte sowie Kreatinin, Harnsäure und andere Säuren, Vitamine, Hormone und Farbstoffe.
Die Zusammensetzung des Urins kann aufgrund verschiedener Faktoren verändert sein und sich durch Auffälligkeiten im Geruch und Aussehen bemerkbar machen.
Was bedeutet dunkler Urin?
Die Farbe des Urins verändert sich natürlicherweise mit der Trinkmenge. Denn je mehr Flüssigkeit man trinkt, desto verdünnter und damit heller ist der Harn. Ein gelber bis farblos-durchsichtiger Urin ist also in der Regel ein Zeichen, dass Sie ausreichend bis viel trinken.
Erinnert die Urinfarbe jedoch mehr an Bernstein oder ist der Urin sogar braun, sollten Sie mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Bleibt der Urin dunkel, obwohl Sie Ihre Trinkmenge erhöht haben, ist ein Arztbesuch ratsam.
Verfärbter Urin: Mögliche Ursachen
Eine Veränderung der Urinfarbe kann verschiedene Ursachen haben: Der Verzehr von gewissen Lebensmitteln, die Einnahme von Vitaminen oder Medikamenten sowie verschiedene Erkrankungen können eine Verfärbung des Urins bewirken.
- Farblos: Farbloser Urin entsteht natürlicherweise bei erhöhter Flüssigkeitsaufnahme. Eine vermehrte Trinkmenge aufgrund von starkem Durst kann jedoch ein Hinweis auf Diabetes mellitus sein. Seltener ist die Wasserharnruhr (Diabetes insipdus) Ursache für große Mengen farblosen Urins: Bei dieser Erkrankungen können die Nieren den Urin hormonell bedingt nicht konzentrieren.
- Neongelb: Die Einnahme von hochdosiertem Vitamin B2 kann den Urin intensiv gelb färben. Die Verfärbung ist harmlos und vergeht bei Absetzen des Präparats.
- Orange bis braun: Orangener oder brauner Urin kann ein Zeichen für eine zu geringe Trinkmenge sein. Doch auch bestimmte Erkrankungen von Leber und Gallenwegen können dahinterstecken: Ursache für den dunklen Urin ist dann eine vermehrte Ausscheidung des Gallenfarbstoffs Bilirubin. Zudem kann das Antibiotikum Nitrofurantoin den Urin orange bis braun verfärben.
- Rot: Ist der Urin rot, kann das ein Hinweis auf Blut im Urin (Hämaturie) sein. Doch auch nach dem Verzehr großer Mengen Roter Beete oder Brombeeren kann der Urin vorübergehend rot erscheinen. Zudem kann bei einer Muskelschädigung – etwa nach einem Unfall mit starken Quetschungen oder extremen Leistungssport – das Muskelprotein Myoglobin den Urin rot färben. Weitere mögliche Ursachen für roten Urin können die Einnahme des Antibiotikums Rifampicin sowie die Stoffwechselerkrankung Porphyrie sein.
- Braun bis schwarz: Medikamente mit den Wirkstoffen L-Dopa oder alpha-Methyldopa können den Urin stark dunkel verfärben. Seltene Ursachen für eine braune bis schwarze Urinfarbe können die Stoffwechselerkrankung Alkaptonurie sowie eine bestimmte Form von Hautkrebs (malignes Melanom) im fortgeschrittenen Stadium sein.
- Grün oder blau: Blauer oder grüner Urin ist selten – mögliche Ursachen sind verschiedene Arzneimittelwirkstoffe wie Amitriptylin, Indometacin, Mitoxantron oder Propofol sowie Multivitaminpräparate, seltene genetische Erkrankungen oder Infektionen.
Trüber Urin? Ab zum Arzt!
Bei gesunden Menschen ist der Urin klar. Wirkt er trüb oder sind Flocken im Urin, kann das ein Hinweis auf eine Infektion oder Erkrankung der Harnwege sein. Denn dabei können Bakterien, Pilzerreger, rote Blutkörperchen (Erythrozyten) oder weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin erscheinen und ihn trüben. Eiter (zum Beispiel bei einer Nierenbeckenentzündung) oder Lipide (etwa beim nephrotischen Syndrom) können den Urin weiß erscheinen lassen.
Schaumiger Urin durch Eiweiß
Schäumt der Urin, kann das ein Hinweis auf Eiweiß im Urin (Proteinurie) sein. In manchen Fällen ist dies harmlos: Insbesondere bei jungen Menschen können Stress, körperliche Belastung oder Fieber zu Eiweiß im Urin führen.
Dennoch sollten Sie schaumigen Urin vom Arzt abklären lassen. Denn bei vielen Nierenerkrankungen verlieren die Nieren ihre Filterfunktion für Proteine, was sich durch Eiweiß im Urin äußert.
Urin stinkt: Was kann dahinterstecken?
Frischer Urin ist normalerweise fast geruchlos. Der typische Uringeruch entsteht erst nachträglich durch die Zersetzung mit Bakterien. Vorübergehende Geruchsveränderungen sind meist harmlos und können beispielsweise nach dem Verzehr von Spargel, Zwiebeln oder Knoblauch auftreten.
Riecht der Urin jedoch dauerhaft komisch, kann dies Anzeichen für eine Erkrankung sein und sollte ärztlich abgeklärt werden. Hier finden Sie einen Überblick über mögliche Ursachen für auffälligen Uringeruch:
- Ammoniak: Bei Harnwegsinfektionen durch bestimmte Bakterien sowie bei Vitamin D-Mangel kann der Urin ammoniak-ähnlich riechen.
- Süßlicher Geruch/Aceton: Beim Auftreten von sogenannten Ketonen (Ketonkörpern) im Urin entsteht ein süßlich-fruchtiger bis saurer Geruch, der an acetonhaltigen Nagellackentferner erinnert. Ursache kann ein unbehandelter Diabetes mellitus sein, aber auch bei Fieber, starker körperlicher Anstrengung, langer Nahrungskarenz sowie nach schweren Verletzungen oder Operationen können Ketone im Urin auftreten.
- Alkoholisch: Bei Alkoholabhängigkeit kann der Urin einen alkoholischen Geruch annehmen.
- Schweflig: Nach dem Verzehr von Spargel kann der Urin vorübergehend nach Schwefel riechen. Grund ist die im Spargel enthaltene Schwefelverbindung Asparagusinsäure, deren Abbauprodukte mit dem Urin ausgeschieden werden. Auch Knoblauch oder Zwiebeln können den Urin nach Schwefel riechen lassen.
- Faulig: Riecht der Urin nach faulen Eiern, kann unter Umständen ein Tumor oder ein anderer gewebezerstörender Prozess im Harntrakt vorliegen. Dauerhaft bestehender fauliger Uringeruch sollte also ärztlich abgeklärt werden.
- Fischig: Bei der seltenen Stoffwechselerkrankung Trimethylaminurie ("Fischgeruch-Syndrom") fehlt dem Körper ein Enzym der Leber. Dadurch kann die stark nach Fisch riechende Substanz Trimethylamin nicht abgebaut werden und wird unter anderem mit dem Urin ausgeschieden. Bei Frauen ist jedoch weitaus häufiger eine Infektion im Genitalbereich die Ursache für Fischgeruch beim Wasserlassen.
Urin-Teststreifen: Schnelle Erstdiagnostik
Der Urin-Schnelltest ("U-Stix") ist meist der erste Schritt in der weiterführenden Urindiagnostik. Der Teststreifen wird in den Urin getaucht und liefert nach kurzer Zeit mittels Farbveränderung Informationen über wichtige Inhaltsstoffe des Urins.
So können unter anderem Leukozyten, Erythrozyten, Eiweiß, Ketone, Zucker (Glucose) und der ph-Wert im Urin nachgewiesen und damit Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen gezogen werden. Die Teststreifen sind in der Apotheke erhältlich und können zu Hause durchgeführt werden. Auffällige Ergebnisse sollten Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt besprechen.
Schwanger? Der Urin verrät's!
Ab etwa 14 Tage nach dem Ausbleiben der Menstruation lässt sich mit einem Urintest eine Schwangerschaft nachweisen. Der Test zeigt an, ob das Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin), das bei einer Schwangerschaft gebildet wird, im Urin nachweisbar ist.
Mittels Urintest lässt sich jedoch nicht die Menge an hCG bestimmen – eine Aussage darüber, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist, ist also nur beim Frauenarzt möglich.