Rückenmark

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.11.2023

Neben dem Gehirn gehört auch das Rückenmark (Medulla spinalis) zum zentralen Nervensystem. Es ist ein ungefähr 45 Zentimeter langer Nervenstrang, besteht aus Nervenzellkörpern und -fasern und liegt eingebettet im knöchernen Spinalkanal der Wirbelsäule im Rücken.

Das Rückenmark ist die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem restlichen Körper in beide Richtungen. Während sensorische (aufsteigende) Nervenbahnen zum Gehirn hinführen, führen motorische (absteigende) Nervenbahnen vom Gehirn weg. Im Rückenmark treffen sich sensorische und motorische Nervenbahnen und werden verschaltet.

Der Aufbau des Rückenmarks wird im Querschnitt deutlich: Die graue Substanz (Substantia grisae) hat eine auffällige Schmetterlingsform und liegt im Zentrum. Sie besteht hauptsächlich aus Nervenzellkörpern. Im äußeren Bereich befindet sich die weiße Substanz (Substantia alba), die vorwiegend aus Nervenzellfasern gebildet wird.

Wie das Gehirn, so ist auch das Rückenmark von drei verschiedenen Häuten umgeben:

  • Die weiche Rückenmarkshaut (Pia mater) liegt ganz innen und umhüllt direkt die weiße Substanz.
  • Auf die weiche Rückenmarkshaut folgt die Spinnwebhaut (Arachnoidea).
  • Ganz außen befindet sich die harte Rückenmarkshaut (Dura mater).

Zwischen weicher Rückenmarkshaut und Spinnwebhaut befindet sich die Rückenmarksflüssigkeit (Liquor).

Das Rückenmark erfüllt zwei wichtige Funktionen: Zum einen steuert es einfache Reaktionen auf bestimmte Reize in Form von Reflexen, andererseits leitet es Informationen vom und zum Gehirn weiter. Durch verschiedene Erkrankungen kann es zu unterschiedlichen Funktionsbeeinträchtigungen oder Schädigungen des Rückenmarks kommen.

Bei der Erkrankung Multiple Sklerose (MS) ist beispielsweise die Weiterleitung von Nervenimpulsen über die Nervenbahnen gestört. Das macht sich durch vielfältige Beschwerden bemerkbar, wie unter anderem Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen. Die Ursache liegt in Schädigungen der Nervenzellen in Rückenmark und Gehirn. Entzündliche Prozesse zerstören bestimmte Teile der Nervenzellen, sodass Nervenimpulse nicht mehr oder langsamer weitergeleitet werden.

Auch eine Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) zeigt sich durch sehr unterschiedliche Symptome, darunter Muskelschwäche, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Fehlfunktionen von Harnblase und Darm und Missempfindungen. Die Ursachen reichen von bakteriellen und viralen Infektionen, über Autoimmunerkrankungen bis hin zu Impfungen.

Bei einem Bandscheibenvorfall kann ebenfalls das Rückenmark betroffen sein. Die Bandscheibe ist eine knorpelige Struktur, die zwischen den Wirbelkörpern sitzt. Sie fungiert als Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln und ermöglicht gleichzeitig die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Wenn die Bandscheibe in den Wirbelkanal eintritt und auf das darin liegende Rückenmark drückt, kann es zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen in den Beinen oder im schlimmsten Fall zu Lähmungen kommen.