Blutprobe für Blutuntersuchung
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Blutuntersuchung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 12.05.2021

Blut transportiert Sauerstoff von den Lungen zu den Organen und nimmt auf dem Rückweg das Abfallprodukt Kohlendioxid zum Abatmen wieder mit. Es ist auch Hauptverkehrsader für die zahlreichen anderen Substanzen, die im Körper von einer Stelle zur anderen gelangen müssen. All die Stoffe, die im Blut unterwegs sind, lassen sich messen. Bluttests sind ein wichtiger Bestandteil der meisten ärztlichen Untersuchungen.

Blut – Körperflüssigkeit mit zahlreichen Aufgaben

Die meisten Stoffe im Körper müssen von einem Ort zu einem anderen gelangen. Ob die Nährstoffe im Magen-Darm-Trakt zu anderen Organen, der Sauerstoff in den Lungen zu den Köperzellen, Hormone aus den Hormondrüsen zu ihren Zielzellen – die Anzahl der Substanzen, die tagtäglich im Blutstrom hin und her transportiert werden, ist riesig.

Blut hat aber auch andere Aufgaben: So verteilt es die Wärme und ist Teil des Regelsystems, das dafür sorgt, dass im Körper das optimale Innenmilieu aufrechterhalten wird (Homöostase). Das Gerinnungssystem dichtet Verletzungen ab. Eine sehr wichtige Funktion ist auch die Immunabwehr, bei der Abwehrzellen und Antikörper im Blut bereitgestellt werden und Erreger, körperfremde Eiweiße oder kranke Zellen im Körper zu bekämpfen.

Bestandteile von Blut

Beim Erwachsenen macht das Blut etwa 8 Prozent des Körpergewichts aus, das entspricht etwa 5 bis 6 Litern.

  • 42 bis 44 Prozent des Blutvolumens werden durch die Blutzellen bedingt – diesen Anteil bezeichnen Fachleute als Hämatokrit.
  • Die übrigen 56 bis 58 Prozent sind das Blutplasma oder Plasmavolumen. Dieses besteht zu 90 Prozent aus Wasser, 8 Prozent aus Eiweißen und 2 Prozent kleinmolekularen Substanzen wie Vitaminen, Zucker oder Hormonen.

Blutplasma ohne Fibrinogen, einem Eiweißkörper der Blutgerinnung, wird als Blutserum bezeichnet.

Was wird untersucht und wofür?

Mit einer einzigen Blutprobe lassen sich eine Vielzahl verschiedenster Untersuchungen durchführen – je nachdem, welche Bestandteiles des Blutes auf welche Weise betrachtet werden. So werden vor allem Vollblut, Blutzellen und Blutserum untersucht. Jede Untersuchung ist allerdings immer nur eine Momentaufnahme und muss unter Umständen wiederholt werden.

Es gibt außerdem einige Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen und deshalb bei der Auswertung berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören:

Die Normwerte, die zum Vergleich herangezogen werden, können von Labor zu Labor und je nach Untersuchungsmethode variieren.

Welche Bluttests gibt es?

Prinzipiell lassen sich folgende Tests unterscheiden:

  1. Blutbild
  2. Blutgerinnung
  3. Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit
  4. Untersuchungen des Blutserums (serologische Untersuchungen)
  5. Blutgasanalyse (BGA)
  6. Blutkultur
  7. Blutausstrich

Erst die Zusammenschau der verschiedensten Parameter gibt dem Arzt einen Hinweis auf die mögliche Störung. Je nach vermuteter Krankheit und Ursache werden die Blutuntersuchungen häufig ergänzt durch weitere Diagnostik wie Funktionstest und bildgebende Verfahren wie Ultraschall öder Röntgen.

Blutuntersuchungen sind darüber hinaus auch gut zur Verlaufskontrolle von Krankheiten und Behandlungen geeignet. So lassen sich beispielsweise frühzeitig Verschlechterungen der Organfunktion, Einstellung und Nebenwirkungen von Medikamenten oder das Wiederaufflammen eines Tumors feststellen. 

Die einzelnen Bluttests stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

1. Kleines und großes Blutbild

Mikroskopisch und photometrisch werden Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen, unreife rote Blutkörperchen) und Blutfarbstoff sowie deren Aussehen, Anzahl, Größe und der prozentualen Verteilung betrachtet. Je nachdem, welche Blutzellen untersucht werden, unterscheidet man kleines und großes Blutbild.

Diese Untersuchung kommt insbesondere bei Verdacht auf Infektionen, Blutkrankheiten wie Blutarmut oder Störung der Blutbildung und Mangelerkrankungen (zum Beispiel Eisen, Folsäure, Vitamin B12) zur Anwendung.

2. Blutgerinnung

Das Gerinnungssystem schützt den Körper vor Blutungen und Blutverlusten. Dabei besteht ein komplexes Gleichgewicht zwischen Blutstillung durch Gerinnsel auf der einen und Flüssighalten des Blutes, damit die Gefäße nicht verstopfen, auf der anderen Seite. Daran ist eine Reihe verschiedener Faktoren beteiligt; die wichtigsten sind die Blutplättchen (Thrombozyten), Fibrinogen, Kalzium und Vitamin K.

Die Blutgerinnungsuntersuchung wird vor allem bei Verdacht auf angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen und bestimmte Organerkrankungen (zum Beispiel Leber) durchgeführt.

3. Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit

Dies ist ein Überblickstest, bei dem ungerinnbar gemachtes Blut in spezielle Röhrchen aufgezogen und die Strecke, um die sich die festen Bestandteile in einem bestimmten Zeitraum absenken, bestimmt wird. Ist diese größer als normal, kann das auf Infektionen, Entzündungen und Tumoren hinweisen, ist sie kleiner auf Leberentzündungen. Weitere Untersuchungen müssen sich anschließen.

4. Untersuchungen des Blutserums

Serologische Untersuchungen dienen vor allem zur Beurteilung der Funktion innerer Organe wie Leber und Gallenblase, Nieren, Herz, Lunge, Magen und Darm, Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Milz und Prostata. Es lassen sich Eiweiße, Fette, Mineralstoffe, Vitamine, Hormone, Enzyme und Krebsmarker bestimmen – wichtige Untersuchungen bei der Identifizierung verschiedenster Störungen und Mangelerscheinungen sowie zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs und der Therapie.

Für die Funktionsdiagnostik der verschiedenen Organe sind bestimmte Enzyme typisch und werden auch entsprechend benannt (zum Beispiel Herz-, Leber-, Muskelenzyme). Das sind Gruppen von Substanzen, deren Konzentration und prozentuale Verteilung dem Arzt meist wichtige Hinweise auf die Art der Funktionsstörung des speziellen Organs gibt. Sie werden in der Regel in Kombination mit anderen Stoffen wie Eiweiß oder Fett beurteilt.

5. Blutgasanalyse (BGA)

Zu den Blutgaswerten gehören die Konzentration von Sauerstoff und Kohlendioxid sowie der pH-Wert und das Bicarbonat. Die Blutprobe wird meist aus der Arterie im Handgelenk oder den Kapillaren im Ohr entnommen. Damit lässt sich der Gasaustausch in der Lunge beurteilen, beispielsweise bei Krankheiten wie Asthma.

6. Blutkultur

Bei diesem mikrobiologischen Verfahren wird Blut in einem Brutschrank bebrütet, um Bakterien nachzuweisen und dann das passende Antibiotika zur Therapie zu bestimmen. Es wird zum Beispiel bei hohem Fieber ungeklärter Ursache eingesetzt.

7. Blutausstrich

Hier wird frisches Kapillarblut auf einem Glasträger ausgestrichen und unter dem Mikroskop beurteilt. Es kann eingefärbt werden und dient zur Untersuchung auf Parasiten (zum Beispiel Malariaerreger) und Betrachtung und Zählung von Blutzellen.

Gewinnung einer Blutprobe

Je nach beabsichtigter Untersuchung werden ein oder mehrere Röhrchen Blut abgenommen, die Menge liegt in der Regel bei 2 bis 50 Milliliter. Meist wird das Blut aus der Vene (zum Beispiel in der Armbeuge), bei speziellen Fragestellungen auch aus Arterie oder Kapillaren entnommen. Bei manchen Tests bedarf es bestimmter Vorbereitung des Patienten – nicht selten muss er nüchtern sein, beispielsweise bei Bestimmung von Blutfetten oder Blutzucker. Der Arzt wird den Betroffenen im Einzelfall über notwendige Maßnahmen und Vorbereitungen aufklären.

Für die Aufbewahrung und den Transport der Blutproben steht eine Vielzahl unterschiedlicher Röhrchen zur Verfügung. So muss zum Beispiel das Blut zur Bestimmung der Gerinnung anders vorbereitet werden als das zur Blutsenkung. Heute werden die Röhrchen bereits mit den entsprechenden Zusatzstoffen fertig vom Hersteller geliefert, meist erkennbar an verschiedenfarbigen Stopfen. Die Entnahmesysteme sind so konzipiert, dass nur einmal gestochen werden muss und trotzdem mehrere Röhrchen gefüllt werden können.

In manchen Fällen nimmt der Arzt auch nur eine große Spritze ab und füllt diese anschließend in verschiedene Behälter um. Bei der Blutentnahme für eine Kultur muss der Arzt besonders auf steriles Arbeiten achten. Bei Verunreinigung der Probe wie etwa mit normalen Hautkeimen kann sie sonst eventuell nicht richtig beurteilt werden.

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