Thrombozyten (Blutblättchen): Das sagt der Blutwert aus
Thrombozyten (Blutplättchen) sind neben den roten und weißen Blutkörperchen die häufigsten Zellen in unserem Blut. Die Blutplättchen können sich über offene Wunden legen, indem sie sich an die Gefäßwände heften und mit anderen Thrombozyten zu einer Art Pfropfen verbinden. Somit sorgen sie dafür, dass die Blutgerinnung einsetzt und wir nicht verbluten. Die meiste Zeit erledigen die Thrombozyten ihre Aufgabe unbemerkt in unserem Körper. Kommt es jedoch zu Störungen in der Funktion oder der Anzahl der Thrombozyten – etwa erhöhten oder zu niedrigen Thrombozyten-Werten – kann es zu Komplikationen, wie einer Thrombose oder zu starken Blutungen, kommen. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Funktionen der Thrombozyten sowie die häufigsten Ursachen für einen Mangel oder einen Überschuss an Blutplättchen.
Was sind Thrombozyten?
Um die Funktion der Thrombozyten besser zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick in unseren Körper. Die Thrombozyten, also die Blutplättchen, werden in unserem Knochenmark gebildet, genauso wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Per Definition sind die Thrombozyten die kleinsten Zellen des Blutes und zudem für die Blutgerinnung verantwortlich.
Ein einzelner Thrombozyt zirkuliert dabei fünf bis zwölf Tage im Blut, ehe er in der Milz wieder abgebaut wird. Die Milz dient nicht nur als Abbauort der Thrombozyten, hier sind auch etwa ein Drittel aller Blutplättchen gespeichert.
Sollte in unserem Körper eine Gefäßverletzung auftreten, zum Beispiel, wenn wir uns an einem Messer schneiden, dann werden die Thrombozyten an den Ort der Wunde gebracht. Dort werden sie aktiviert und verklumpen, um die Blutstillung einzuleiten. Einige Medikamente, wie das Aspirin®, greifen in diesen Prozess ein und führen so zu längeren Blutungszeiten. Sie hemmen also die Blutgerinnung und werden auch als Blutverdünner (in der Fachsprache auch Thrombozytenaggregationshemmer) bezeichnet.
Welche Rolle spielen die Thrombozyten im Blutbild?
Thrombozyten (auch: Thrombos, PLT oder PC) werden standardmäßig im kleinen Blutbild mitbestimmt. Das kleine Blutbild ist eine der wichtigsten und häufigsten Untersuchungen des Blutes. Dabei werden verschiedene Werte im Blut untersucht. Einige davon sind:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Geben Auskunft über den Sauerstofftransport im Blut
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Die Immunzellen geben Hinweise auf Infekte
- Thrombozyten: Wichtiger Wert für die Blutgerinnung
- Hämatokrit: Gibt an, wie "dickflüssig" das Blut ist
Das kleine Blutbild wird oft im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ermittelt, doch auch bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen. Mögliche Symptome in Zusammenhang mit den Thrombozyten sind beispielsweise eine Neigung zu blauen Flecken, langandauernde Blutungen oder häufiges Zahnfleisch- oder Nasenbluten.
Was bedeuten die Thrombozyten im Blutbild?
Im Allgemeinen liefern die Thrombozyten einen Hinweis auf die Blutgerinnung. Zu hohe Werte können auf einen entzündlichen Prozess hindeuten, während zu niedrige Werte eine ganze Reihe verschiedener Ursachen haben kann.
Die Blutwerte sollten immer von einem*einer Arzt*Ärztin interpretiert werden, da nur das Zusammenspiel aller Faktoren eine schlüssige Diagnose ergibt. Jedes Labor gibt unterschiedliche Normwerte für die Blutbestandteile vor. Das liegt unter anderem an den verschiedenen Geräten, die für die Zählung der Blutbestandteile verwendet werden.
Wie viele Thrombozyten im Blut sind normal?
Die Anzahl der Thrombozyten hängt vom Alter ab, ist also bei Männern und Frauen gleich hoch. Für die Angabe werden unterschiedliche Einheiten verwendet. Hier werden die Zellen pro Nanoliter Blut gezählt. Andere, gängige Zählweisen, geben die Anzahl pro Mikroliter (µl) an.
Zwar schwanken die genauen Normwerte je nach Labor, aber die folgende Tabelle zeigt, welche Werte man ungefähr als normal ansehen kann:
Alter | Normalwert |
0 bis 8 Monate | 100-250 Zellen/nl |
9 Monate bis 5 Jahre | 150-300 Zellen/nl |
6 bis 16 Jahre | 200-400 Zellen/nl |
Ab 17 Jahren | 150-400 Zellen/nl |
Wann sind die Thrombozyten-Werte zu hoch?
Eine zu hohe Anzahl an Thrombozyten liegt vor, wenn die Werte bei Erwachsenen über 400 Zellen/nl liegen. Dies bezeichnet man auch als Thrombozytose. Hohe Thrombozyten-Werte können kurzfristig auftreten oder chronisch für eine längere Zeit bestehen.
Sind die Werte der Blutplättchen seit Jahren zu hoch (über 450 Zellen/nl), so kann dies ein Hinweis auf eine essentielle Thrombozythämie sein. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer gesteigerten Bildung von Thrombozyten im Knochenmark, was ein erhöhtes Risiko für Thrombose oder Herzinfarkte zur Folge hat.
Was kann die Ursachen für zu viele Thrombozyten sein?
Neben der essentiellen Thrombozythämie, die sich typischerweise durch chronisch erhöhte Thrombozyten-Werte auszeichnet, gibt es weitere Erkrankungen, bei denen die Thrombozyten kurzfristig erhöht sein können:
- Entzündungen
- Infektionen
- Eisenmangel
- nach einem akuten Blutverlust, da als Reaktion die Produktion von Thrombozyten hochgefahren wird
Was tun gegen zu hohe Thrombozyten-Werte?
Je nach Schweregrad, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Anzahl der Thrombozyten wieder zu normalisieren. Einerseits kann man durch eine gesunde Ernährung das Körpergewicht senken und durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr dafür sorgen, dass das Blut nicht so "dickflüssig" ist. Andererseits stehen einige gerinnungshemmende Medikamente, wie ASS, zur Verfügung, die nach ärztlicher Rücksprache verschrieben werden können.
Zu niedrige Thrombozyten-Werte – was steckt dahinter?
Das Gegenteil von zu hohen Werten ist ein wenig häufiger anzutreffen. In der medizinischen Literatur beschreibt man den Mangel an Thrombozyten als Thrombozytopenie. Zu wenige Blutplättchen sind für uns gefährlich, da bei niedrigen Werten die Blutgerinnung nicht mehr ausreichend gewährleistet ist.
Ab wann zu niedrige Thrombozyten-Werte gefährlich werden, ist nicht eindeutig zu sagen, aber man geht davon aus, dass es zum Beispiel bei einer Thrombozytenanzahl von 50 bis 100 Zellen/nl zu einer längeren Blutung bei großen Verletzungen kommt, was einen starken Blutverlust zur Folge haben könnte. Werte unter 30 Zellen/nl können sogar zu gefährlichen Spontanblutungen führen.
Ursachen für eine zu niedrige Anzahl an Blutplättchen können sein:
- Schädigungen des Knochenmarks, zum Beispiel durch eine Chemotherapie
- Akute Leukämien
- Vitamin-B12-Mangel
- Folsäure-Mangel
- bei Autoimmunerkrankungen, wie der rheumatoiden Arthritis
- durch Medikamente, wie bei der Heparin-induzierten Thrombozytopenie
Niedrige Thrombozyten-Werte – Symptome und Therapie
Neben der vermehrten Blutungsneigung können bei einer Thrombozytopenie noch weitere Symptome auftreten. Diese hängen aber nicht immer direkt mit den Blutplättchen zusammen. So geben Betroffene häufig Müdigkeit als Symptom an. Die Müdigkeit kommt nicht von einer zu niedrigen Anzahl der Thrombozyten, sondern von den Begleitumständen, wie einer Chemotherapie oder einer Leukämie.
Aufgrund der vielfältigen Ursachen kann man zu wenige Thrombozyten nicht mit einer Standardtherapie behandeln. Sorgt beispielsweise ein Mangel an Vitamin B12 für eine verminderte Produktion der Blutplättchen, kann man dies oft durch eine Anpassung der Ernährung korrigieren.
Generell sollte man bei zu niedrigen Thrombozytenspiegeln keine Medikamente geben, die sich auf die Funktion der Blutplättchen auswirken. Dazu zählen Aspirin® und andere nichtsteroidale Antirheumatika, wie Ibuprofen.
In seltenen Fällen können, um die Blutplättchen zu erhöhen, Thrombozytentransfusionen gegeben werden.
Thrombozytenspende: Was ist das?
Um im Notfall eine Thrombozytentransfusion durchführen zu können, ist die Medizin auf Thrombozytenspenden angewiesen. Eine solche Spende dauert in etwa 60 bis 90 Minuten und kann aufgrund der schnellen Produktion der Thrombozyten alle zwei Wochen durchgeführt werden. Das Verfahren ist dabei ähnlich wie bei der Vollblutspende. Der Unterschied liegt darin, dass die Thrombozyten über einen sogenannten "Zellseparator" vom restlichen Blut getrennt werden.
Die Spenden helfen schwer kranken Menschen, die zum Beispiel nach einer Knochenmarkstransplantation erstmal keine eigenen Thrombozyten herstellen können. Aber auch bei Lebertransplantationen oder Blutungen nach großen Unfällen können Thrombozytenspenden Leben retten.