Weinende Frau
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Weinen: Gründe & Folgen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.11.2023

Wenn wir weinen, können verschiedene Emotionen der Auslöser sein: Neben Trauer kommen auch Ärger, Angst und Schmerz sowie Freude infrage. Manchmal fließen die Tränen aber auch scheinbar ohne Grund. Passiert das häufiger, können Medikamente oder eine Depression die Ursache darstellen. Unabhängig vom Auslöser treten nach längerem Weinen häufig Kopfschmerzen und geschwollene Augen auf. Wir informieren Sie rund um das Thema "Weinen" und verraten, was gegen solche Beschwerden hilft.

Weinen als Ausdruck von Gefühlen

Ganz nüchtern betrachtet ist Weinen ein emotionaler Ausdruck, der meist – allerdings nicht immer – mit Tränen einhergeht. Häufig ist es ein Zeichen von Trauer, es kann aber auch mit anderen Emotionen verknüpft sein. Dazu gehören beispielsweise Wut, Angst und Schmerz, aber auch Freude.

In extrem belastenden Situationen kann es sogar zu einem Nervenzusammenbruch kommen. Dieser äußert sich neben plötzlichem, meist starkem Weinen durch Schwitzen, Herzrasen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.

Warum bei Menschen in bestimmten Situationen die Tränen fließen, ist noch umstritten. Generell gibt es in der Psychologie zu dieser Frage zwei verschiedene Thesen:

  1. Es handelt sich um eine Schutzreaktion unseres Körpers und unserer Psyche, durch die die verspürten Emotionen besser verarbeitet werden können.
  2. Es ist eine Form des Sozialverhaltens, also der Kommunikation und der sozialen Interaktion.

Tatsächlich weisen Ergebnisse aus der Forschung darauf hin, dass weinenden Personen durchschnittlich mehr Hilfsbereitschaft durch andere entgegengebracht wird. Gleichzeitig werden Menschen, die häufig weinen, als freundlicher, aber auch hilfloser wahrgenommen.

Weinen als Reflex

Daneben gibt es Tränen, die rollen, wenn das Auge gereizt wird. Man spricht in diesen Fällen von Reflextränen.

Ihre Funktion ist eindeutig geklärt: Sie helfen beispielsweise, einen Fremdkörper aus dem Auge zu entfernen und schützen das Auge vor dem Austrocknen. Auch Irritationen durch Rauch, Wind oder Kälte sollen durch Tränen gemildert werden. Des Weiteren kann es nach Operationen am Auge, wie einer OP zur Behandlung eines Grauen Stars, zu tränenden Augen kommen, wenn das Auge durch den Eingriff gereizt ist.

Darüber hinaus können durch bestimmte ätherische Öle Tränen fließen. Dies ist beispielsweise beim Zwiebelschälen und -schneiden der Fall. Denn die dabei aufsteigenden Dämpfe reizen die Augen, weshalb der Körper diese Stoffe mithilfe der Tränenflüssigkeit ausspülen möchte.

Daneben gibt es noch eine weitere Tränenform: Der Tränenfilm, der die Augen ständig feucht hält, wird als basale Tränen bezeichnet.

Woraus bestehen Tränen?

Weinen ist bei den meisten Menschen mit Tränenfluss verbunden. Bei Tränen handelt es sich um eine salzige Körperflüssigkeit, die von den Tränendrüsen produziert wird. Sie besteht aus Wasser, Elektrolyten, Fett, Schleimstoffen und Proteinen (Eiweißen).

Je nach Anlass kann sich die chemische Zusammensetzung von Tränen leicht unterscheiden: So enthalten "emotionale" Tränen beispielsweise deutlich mehr Hormone, wie Prolaktin oder Serotonin, als Tränen, die zur Befeuchtung des Augapfels produziert werden. Ebenso ist beim emotionalen Weinen die Konzentration von Kalium und Mangan in den Tränen erhöht.

Folgen zu vieler Tränen: Kopfschmerzen nach dem Weinen

Wer länger geweint hat, hat anschließend häufig mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Warum genau es zu Kopfschmerzen vom Weinen kommen kann, ist noch nicht endgültig geklärt.

Vermutlich entstehen sie durch die körperliche und psychische Anspannung und Anstrengung. Denn zum einen werden beim Weinen Muskeln im Gesicht und am Kopf angespannt. Häufig ziehen wir in emotional belastenden Situationen zudem die Schultern hoch und versteifen uns im Hals- und Nackenbereich. Zum anderen kann emotionaler Stress auch Kopfschmerzen begünstigen.

Versuchen Sie sich deswegen, nachdem Sie geweint haben, wenn möglich etwas zu entspannen – machen Sie beispielsweise einen Spaziergang. Im Notfall kann auch eine Kopfschmerztablette helfen.

Geschwollene Augen nach dem Weinen – was tun?

Eine weitere Folge von starkem Weinen sind häufig geschwollene Augen – man sieht "verheult" aus. Wir haben drei Tipps für Sie zusammengestellt, die gegen geschwollene Augen nach dem Weinen helfen:

  1. Kühlen Sie Ihre Augen mit zwei Esslöffeln. Geben Sie die Löffel zuvor für einige Minuten ins Gefrierfach und legen Sie sie anschließend auf Ihre Augenlider. Achten Sie dabei darauf, dass die Löffel nicht zu kalt sind.
  2. Anstatt eines Löffels können Sie zum Kühlen auch eine mit Gel gefüllte Augenmaske verwenden. Lagern Sie die Maske im Kühlschrank – so haben Sie sie im Notfall immer zur Hand.
  3. Neben Kühlen hilft auch schwarzer Tee gut gegen durch Weinen geschwollene Augen. Tauchen Sie einfach zwei Teebeutel für 30 Sekunden in lauwarmes Wasser, drücken Sie sie aus und legen Sie sie sich auf die geschlossenen Augen.

Weinen ohne Grund – welche Ursachen gibt es?

Wenn Sie häufiger ohne einen konkreten Grund weinen müssen, kann das verschiedene Ursachen haben. Häufig sind davon stark gestresste Personen betroffen, die mit ihren Kräften am Ende sind. Bei ihnen fließen schnell einmal die Tränen, ohne dass es einen bestimmten Anlass gibt. Um etwas gegen die Überforderung zu tun, sollten Sie eine Liste mit allen anstehen Aufgaben erstellen. Versuchen Sie anschließend, unwichtigere Aufgaben zu verschieben oder zu delegieren.

Weinen Sie häufiger ohne Grund, kann dies auch ein Zeichen für eine Depression sein. In einem solchen Fall sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat suchen und in der Praxis das weitere Vorgehen besprechen. Auch unser Selbsttest kann Ihnen helfen, herauszufinden, ob Sie eventuell an einer Depression leiden. Hier geht es zum Depression-Test.

Medikamente als Auslöser möglich

Neben Überforderung kann Weinen ohne Grund auch durch Medikamente hervorgerufen werden. Wenn Sie regelmäßig bestimmte Medikamente einnehmen, sollten Sie einen Blick in die Packungsbeilage werfen, ob dort Nebenwirkungen wie "depressive Verstimmungen" vermerkt sind. Dies ist beispielsweise bei vielen Anti-Baby-Pillen der Fall.

Weinen im Schlaf

Im Schlaf werden die Informationen und Emotionen des vergangenen Tages verarbeitet und neu geordnet. Deswegen ist es in emotional belastenden Situationen – beispielsweise nach einer Trennung oder dem Tod von einer geliebten Person – gar nicht so selten, dass man im Schlaf weint. Denn im Schlaf entladen sich häufig angestaute oder unterdrückte Gefühle. Am nächsten Morgen mit Tränen in den Augen oder durch das eigene Schluchzen aufzuwachen, ist zwar etwas erschreckend, aber nicht weiter gefährlich.

Wenn dies jedoch häufiger vorkommt, sollten Sie versuchen, das auslösende Ereignis zu klären und dadurch die Belastung zu verringern. Denn solange Sie nicht mit dem Ereignis abgeschlossen haben, kann es immer wieder passieren, dass Ihnen im Schlaf die Tränen kommen. Neben einem belastenden Ereignis in der Vergangenheit kann das Weinen im Schlaf auch durch aktuelle Belastungen durch zukünftige Ereignisse hervorgerufen werden. Überlegen Sie, warum Sie vor dem Ereignis Angst haben und fragen Sie sich, ob diese tatsächlich berechtigt ist.

Nächtliches Weinen bei Kindern

Bei Kindern kann es gehäuft zu Weinen im Schlaf kommen. Auslöser ist vermutlich emotionale Erregung. Belastungen, Überforderung, aber auch Freunde sind möglich. Häufig befinden sich die Betroffenen dann in einer Art Halbschlaf, aus dem sie sich nicht wecken lassen. Starke körperliche Erregung, die sich beispielsweise in Herzrasen, beschleunigter Atmung oder Schweißausbrüchen zeigt, ist typisch. Nach maximal einer Viertelstunde schläft das Kind dann wieder ein. Bei diesem Beschwerdebild spricht man von Pavor nocturnus ("Nachtschreck").
 

Kann man Blut weinen?

Grundsätzlich ist es aus medizinischer Sicht möglich, Blut zu weinen. Vermischt sich Blut mit Tränenflüssigkeit, spricht man von Hämolacria. Dieses Symptom ist jedoch äußerst selten.

Infektionen, Entzündungen, Tumoren oder Blutschwämmchen im Bereich der Augen beziehungsweise Tränenkanäle können als Auslöser infrage kommen. In jedem Fall sollte man bei blutigen Tränen ärztlichen Rat suchen.

Ist Weinen gesund?

Ob Weinen sich positiv auf unsere psychische Gesundheit auswirkt, hängt immer vom Einzelfall ab. Generell gilt, dass ein "wohltuendes" Weinen hilft, Abschiede besser zu verkraften. Es ist ein normaler Teil der Trauer und sollte deswegen auch nicht unterdrückt werden.

Nicht in jedem Fall führen die Tränen jedoch zu einer Verbesserung des Gemütszustandes. Besonders verzweifeltes, ohnmächtiges Schluchzen kann sich eher negativ auf unsere seelische Gesundheit auswirken.

Ob Weinen hilfreich ist oder nicht, hängt auch von der Persönlichkeit der betroffenen Person sowie der Unterstützung durch Anwesende ab. So wird einen Tränenausbruch beispielsweise eher als positiv bewertet, wenn die betroffene Person dabei nicht alleine war. Beim Trösten sollte man darauf achten, zunächst nur für die andere Person da zu sein und zuzuhören, ohne direkt auf eine Veränderung der Situation zu drängen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Männer weinen im Durchschnitt deutlich seltener als Frauen. Einer Studie der Ophthalmologischen Gesellschaft zufolge fließen bei Männern durchschnittlich 17-mal pro Jahr die Tränen, bei Frauen dagegen 64-mal. Auch die Gründe sind unterschiedlich: So fließen bei Frauen häufig bei Verlusten sowie in Konfliktsituationen die Tränen. Männer weinen dagegen eher bei Trennungen oder aus Empathie.

Die Ursachen liegen dabei vermutlich in der Erziehung. Denn etwa bis zum Alter von elf Jahren weinen Jungen Untersuchungen zufolge im Durchschnitt genauso häufig wie Mädchen. Oftmals wird Jungen aber immer noch vermittelt, dass Weinen ein "unmännlicher" Ausdruck von Gefühlen sei, weshalb sie Tränen im Erwachsenenalter häufiger zurückhalten.

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