Stoma – welche Stomaarten gibt es?
Ein Stoma ist eine operativ geschaffene Verbindung zwischen dem Körperinneren und der Haut. Stomas sind zwar erst stark gewöhnungsbedürftig, führen aber bei vielen Betroffenen zu anhaltender Beschwerdefreiheit und manchmal auch zur Verbesserung der Lebensqualität.
Was ist ein Stoma?
Unter einem Stoma versteht man eine künstlich angelegte Körperöffnung nach außen, die ein Organ – egal ob Luftröhre (Tracheostoma), Harnblase (Urostoma), Magen (Gastrostoma) oder Darm (Ileostoma, Kolostoma) – mit der Körperoberfläche verbindet. Für die operative Anlage eines Stomas gibt es verschiedene Gründe – allen gemeinsam ist, dass sich ohne ein Stoma der Gesundheitszustand des Betroffenen oft dramatisch verschlechtern würde.
Stomaarten: Welche Arten von Stoma gibt es?
Die Anlage eines Stomas ist immer dann nötig, wenn die Luftröhre, die Harnblase oder der Darm durch irgendeinen Prozess verschlossen wird und Luft, Harn oder Stuhl nicht auf natürlichem Weg transportiert werden können. Dementsprechend wird zwischen verschiedenen Stoma-Arten unterschieden.
Tracheostoma
Das Tracheostoma stellt eine ständige Verbindung zwischen dem oberen Abschnitt der Luftröhre und der Haut dar. Es wird unterhalb des Kehlkopfes angelegt, für den Luftröhrenschnitt, die so genannte Tracheotomie, existieren verschiedene Verfahren. Die Verbindung zwischen Luftröhre und Haut wird meist über ein starres Kunststoffröhrchen, den Tubus, aufrechterhalten. Entfernt man den Tubus, verschließt sich die Öffnung zwischen Luftröhre und Haut allmählich.
Lediglich bei einer Kehlkopfentfernung wird eine permanente Verbindung zwischen Haut und Luftröhre geschaffen, dafür wird das Ende der Luftröhre in die Haut eingenäht – das Atmen ist dann nur noch über diese Öffnung möglich. Ein Tracheostoma wird entweder angelegt, wenn der Kehlkopf durch eine Entzündung oder einen Tumor so eingeengt wird, dass nicht genügend Atemluft in die Lunge gelangt, oder wenn ein Patient durch eine schwere Erkrankung über einen längeren Zeitraum beatmet werden muss.
Für eine kurzzeitige Beatmung kann ein Beatmungsschlauch über Mund oder Nase an den Stimmlippen vorbei gelegt werden und die Beatmung so erfolgen. Bei einer andauernden Beatmung führt der Beatmungstubus aber zu einer Reizung von Stimmlippen und Kehlkopfschleimhaut, so dass ein Tracheostoma benötigt wird.
Urostoma
Beim Urostoma wird eine künstliche Verbindung zwischen Harnblase und Körperoberfläche geschaffen. Auch dafür gibt es verschiedene Verfahren. Selten werden die Harnleiter beide (Uretero-cutaneo-Stoma) oder hintereinander geschaltet mit einer Öffnung (TUUC, Trans-uretero-uretero-cutaneo-Stoma) direkt in die Haut eingenäht, meist wird ein Stück Dünn- (Ileum-Conduit) oder Dickdarm (Colon-Conduit) während einer Operation aus dem Darmgefüge entfernt und dazwischengeschaltet.
Die Conduit-Verfahren haben den Vorteil, dass sie auch bei Patienten, die durch ihre Erkrankung sehr mitgenommen sind, noch gut durchzuführen sind. Als weitere Variante kann aus einem Stück Darm eine Art Ersatzblase (Mainz-Pouch I) hergestellt werden, die Öffnung dieser Anlage ist meist im Bauchnabel verborgen und kontinent – alle 4 bis 6 Stunden wird mit einem dünnen Katheter die Blase geleert.
Bei einem Urostoma liegt ein Abflusshindernis in der Harnblase oder der Harnröhre vor. Meist sind es ausgedehnte Blasen- oder Prostatakarzinome, die zu einer kompletten Verlegung der Harnstrombahn führen.
Ileostoma und Kolostoma
Das Ileostoma und das Kolostoma werden auch künstlicher Darmausgang oder Anus praeter(naturalis) genannt. Auch hier existieren verschiedene Formen: Eine Verbindung zwischen Dünndarm (Ileum) und Körperoberfläche ist ein Ileostoma, zwischen Dickdarm und Haut ein Kolostoma.
Je nach Sitz des Kolostomas wird zwischen einem Zökostoma (Stoma im Bereich des Blinddarms), Transversostoma (für das Stoma wird der mittlere Dickdarmabschnitt verwendet) oder – der häufigsten Form – dem Sigmoidostoma im Bereich des Krummdarms unterschieden. Daneben gibt es endständige und doppelläufige Stomaanlagen: Bei der doppelläufigen Form werden der vom Magen kommende Darmabschnitt und der zum After führende in die Haut eingenäht, bei der endständigen Form wird der abwärts führende Darmanteil entweder operativ entfernt oder verschlossen und nur der vom Magen kommende Darmabschnitt in die Haut eingenäht.
Die Anlage eines Ileo- oder Kolostomas ist häufig. Zur Zeit leben etwa 100.000 Stomaträger in Deutschland. Ein Ileostoma wird meist entweder nach einer Darmverletzung, zum Beispiel im Rahmen eines schweren Verkehrsunfalls, oder nach der kompletten Entfernung des Dickdarms angelegt, die manchmal nach langjährigem Verlauf einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung nötig ist. Nach einer Verletzung wird oft ein doppelläufiges Ileostoma angelegt, das nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden kann.
Ein Kolostoma wird entweder zur Entlastung des Darms bei einem Darmtumor (meist endständiges Sigmoidostoma) und einem Darmverschluss (meist doppelläufiges Zöko- oder Transversostoma) oder bei angeborenen Fehlanlagen des Afters (als endständiges Sigmoidostoma) angelegt.
PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie)
Die perkutan-endoskopische Gastrostomie, kurz PEG, ist eine Sonderform und wird häufig bei alten Patienten angelegt, die aufgrund ihrer Erkrankungen, zum Beispiel nach einem schweren Schlaganfall oder bei ausgeprägter Demenzerkrankung, nicht mehr in der Lage sind, selbstständig Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Über die PEG wird dann Nahrung und Flüssigkeit zugeführt. Sie wird vom Patienten oft weniger störend als eine über den Mund oder die Nase liegende Magensonde empfunden. Bei der PEG verbindet ein dünner Schlauch den Magen mit der Bauchhaut.
Was muss man als Stomaträger beachten?
Viele Betroffene reagieren spontan abwehrend, wenn sie das erste Mal mit der Therapieoption "Stomaanlage" konfrontiert werden, denn ein Tracheostoma zieht mit seiner exponierten Lage unvermeidlich Blicke auf sich, ein Uro- oder Kolostoma verbindet man automatisch mit der Gefahr des "Auslaufens" und "Riechens".
Meist ist die Anlage eines permanenten Stomas auch mit einer schweren Grunderkrankung – sei es Krebs oder eine chronische Darmerkrankung – verbunden, die manchmal schon über Jahre zu einer Einschränkung der Lebensqualität geführt hat. So führen die chronischen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu wiederkehrenden Blutungen, Darmverengungen, massiven Koliken und einer erhöhten Krebsgefahr. Oft führt die Stomaanlage bei Patienten mit Darmentzündungen zu einer Verbesserung der Lebensqualität, bei Krebspatienten ist das Stoma neben der Krebsdiagnose noch ein zusätzliches Problem.
Viele Fragen, die den Umgang mit dem Stoma betreffen, lassen sich bereits im Vorfeld klären. Jedes Krankenhaus arbeitet mit ausgebildeten Stomatherapeuten zusammen, die zusammen mit dem Betroffenen die bestmögliche Stomaversorgung auswählen und viele Bedenken zerstreuen können. Natürlich erfordert das Tragen eines Stomas oft ein Umdenken: Manche Sport- oder auch Berufsarten sind mit Stoma nur eingeschränkt möglich, auch der Partner muss mit der neuen Situation zurechtkommen.
Einschränkungen durch Stomas
Mit einem Tracheostoma wird Riechen und Schmecken nur noch sehr eingeschränkt möglich sein, da die Atemluft nicht mehr an den Riechzellen vorbeiströmt. Sprechen ist meist nur mit einer Sprachkanüle möglich, denn für den Sprachvorgang muss etwas Luft durch den Kehlkopf strömen und die Stimmbänder in Schwingungen versetzen.
Beim Uro- und Kolostoma kommt es vor allem auf das individuell passende Beutelsystem an. Es gibt ein- und zweiteilige Systeme: Beim zweiteiligen System wird ein dicht haftender Kunststoffring um das Stoma geklebt und an ihm wird der durchsichtige, weiße oder naturfarbene Stomabeutel befestigt, deren Filtereinsatz dafür sorgt, dass kein unangenehmer Geruch entweichen kann.
Bei einteiligen System sind Klebering und Beutel vereint. Das zweiteilige System hat den Vorteil, dass der Klebering für 24 bis 48 Stunden auf der Haut verbleiben kann.
Komplikationen mit Stomas
Das Tracheostoma umgeht die oberen Atemwege, in denen die Atemluft normalerweise gereinigt und angefeuchtet wird – eine Infektanfälligkeit der Bronchien ist die Folge. Bei allen Stomata kann sich das im Körperinneren gelegene Hohlorgan zurückziehen (Retraktion), was zur Verkleinerung der Stomaöffnung (Stenose) führen kann und manchmal operativ behoben werden muss.
Bei einer Entzündung der Stoma-Umgebung oder einer allergischen Reaktion auf Komponenten des Kleberings hilft der Stomatherapeut weiter. Undichte oder "riechende" Beutelsysteme sind meist auf falsche Bedienung zurückzuführen – mehrere Umfragen der Deutschen ILCO e.V. haben gezeigt, dass diese Probleme von den Betroffenen eher selten angegeben werden.
Schwerwiegende Probleme sind die psychische Belastung durch ein Uro- und Kolostoma mit der Angst vor lauten Darmgeräuschen und die mit dem Stoma einhergehende Störung der Sexualfunktion, die von fast der Hälfte der Betroffenen genannt werden. Manchmal kann der Austausch in einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein.