Frau hält Fläschchen mit Trimipramin-Tropfen
© Getty Images/Oleksandra Yagello

Trimipramin: Wirkung & Nebenwirkungen des Antidepressivums

Von: Dr. med. Olga Preukschas (geb. Reichold) (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 28.11.2023

Trimipramin ist ein verschreibungspflichtiges trizyklisches Antidepressivum. Es kann gegen Depressionen mit starken Unruhezuständen, aber auch gegen Schlafstörungen verschrieben werden. Anwendung findet der Wirkstoff in Form von Tropfen oder Tabletten. Welche Wirkung hat das Mittel, zur Behandlung welcher Beschwerden wird es verwendet und welche Nebenwirkungen sind möglich? Das erfahren Sie hier!

Was ist Trimipramin?

Trimipramin ist ein sogenanntes trizyklisches Antidepressivum. Der Begriff trizyklisch bezieht sich dabei auf die chemische Struktur des Medikaments. Das Mittel zählt zu den Psychopharmaka. Dies sind Substanzen, die vor allem auf die menschliche Psyche einen Einfluss nehmen.

Welche Darreichungsformen gibt es?

Trimipramin ist verschreibungspflichtig und kann entweder als Tablette oder – was häufiger der Fall ist – als Tropfen verabreicht werden. Auf dem Markt ist das Arzneimittel auch unter den Handelsnamen Trimineurin®, Stangyl® oder Trimipramin-Neuraxpharm® bekannt.

Häufig werden die Tabletten oder Filmtabletten in den Dosierungen 25 mg, 50 mg und 100 mg verkauft, die Tropfen sind als Lösung mit einer Wirkstoffkonzentration von 40 mg/ml erhältlich.

Wie wirkt Trimipramin?

Trimipramin hat eine komplexe Wirkung an verschiedenen Neurorezeptoren. Diese Rezeptoren sind vereinfacht gesagt "Andockstellen" für Neurotransmitter, also Botenstoffe, die zur Reizübertragung an den Nerven dienen. Konkret wirkt das Medikament an den Serotonin-, Dopamin-, Acetylcholin- und Histaminrezeptoren. Dies sind alles Neurotransmitter, die im menschlichen Gehirn einen Einfluss auf das Glücksempfinden, die Motorik, den Antrieb und die Motivation haben.

Was bewirkt Trimipramin und wie schnell wirkt es?

Grundsätzlich kann man bei Trimipramin, so wie bei allen Psychopharmaka, zwischen einer unmittelbaren, also sofortigen, und einer Langzeitwirkung unterscheiden.

Die unmittelbaren Wirkungen von Trimipramin setzen etwa eine halbe Stunde nach Einnahme ein und haben ihren Höhepunkt nach etwa 2 bis 3 Stunden erreicht. Diese Effekte umfassen vor allem eine starke Sedierung (Schläfrigkeit) und eine Einschränkung der geistigen und körperlichen Aktivität. Gerade am Anfang der Einnahme empfinden viele Patient*innen diesen Zustand als sehr unangenehm.

Die Langzeitwirkung betrifft vor allem den Affekt (emotionale Schwingungsfähigkeit oder Stimmung) der Betroffenen im Sinne einer Stimmungsverbesserung. Negative Gedanken und Grübeleien sind weniger dominant und die Patient*innen fühlen sich glücklicher.

Generell kann man sagen, dass Trimipramin aufgrund seiner großen Wirkung auf die Psyche ein eher starkes Antidepressivum ist.

Wofür wird Trimipramin verschrieben?

Wie bei jedem Medikament wird auch bei Trimipramin zwischen Hauptindikationen und einem Off-Label-Use unterschieden. Die Hauptindikationen geben die verschiedenen medizinischen Gründe an, wofür das Medikament hauptsächlich verschrieben werden darf und offiziell zugelassen ist. Meistens wurde das Medikament speziell dafür entwickelt und genau diese erwünschte Wirkung wurde in Studien geprüft.

Bei einem Off-Label-Use (sinngemäß: "andere Verwendung als auf dem Etikett angegeben") weicht die in diesem Fall erwünschte Wirkung von der Hauptwirkung ab, die auch erprobt wurde. Das bedeutet, dass ein*e Arzt*Ärztin ein Medikament zur Therapie einer Krankheit Off-Label verschreiben kann, obwohl es nicht speziell für diese Erkrankung zugelassen wurde.

Die Hauptindikationen von Trimipramin sind Depressionen mit starken Angst- und Erregungszuständen (Unruhe) sowie Schlafstörungen. Off-Label kann Trimipramin bei chronischen Schmerzen, einer Angsterkrankung sowie einem Reizdarmsyndrom eingenommen werden.

Wie wird Trimipramin dosiert?

Die Dosis hängt primär von der Indikation, also der Grunderkrankung, sowie von der persönlichen Verträglichkeit des Medikaments ab:

  • Bei Depression wird anfangs eine Dosis von 25 bis 50 mg verschrieben, die im Verlauf bei guter Verträglichkeit und nach ärztlicher Rücksprache auf bis zu 400 mg am Tag gesteigert wird, je nach Bedarf.
  • Bei Schlafstörungen werden zwischen 25 und 50 mg verabreicht, die man wegen des schnellen Wirkungseintritts abends einnehmen sollte.
  • Wird Trimipramin aufgrund chronischer Schmerzen verschrieben, so liegt die Anfangsdosis bei 50 mg und die Zieldosis bei 150 mg täglich.
  • Bei älteren Personen sollte generell eine eher niedrigere Dosis verabreicht werden. 
  • Die Tagesmaximaldosis von 400 mg sollte niemals überschritten werden.

Bei der flüssigen Form von Trimipramin entspricht ein Tropfen der Lösung ungefähr 4 mg des Wirkstoffs.

Ist eine Überdosis von Trimipramin gefährlich?

Eine Überdosis von Trimipramin ist sehr gefährlich und muss umgehend behandelt werden. Die tödliche Dosis für einen erwachsenen Menschen liegt bei 1 g, wobei sie bei Kindern und älteren Menschen niedriger liegen kann.

Wie ist Trimipramin einzunehmen?

Bitte beachte Sie bei der Einnahme des Arzneimittels folgende Hinweise:

  • Die Tabletten sollten mit ausreichend Wasser eingenommen werden. 
  • Die Tropfen werden mit einem halben Glas Wasser verdünnt und einfach getrunken. Ein taubes Gefühl oder ein bitterer Geschmack im Mund sind dabei völlig normal.
  • Das Medikament kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.
  • Aufgrund seiner stark sedierenden (schläfrig machenden) Eigenschaften sollte Trimipramin eher am Abend eingenommen werden anstatt tagsüber.

Was ist beim Absetzen von Trimipramin zu beachten?

Ob und wann Trimipramin abgesetzt werden kann, sollte auf jeden Fall individuell ärztlich abgesprochen werden. Von einem abrupten oder selbstständigen Absetzen ist abzuraten, da es zu Unruhe und einer verschlechterten Stimmung kommen kann (Rebound-Effekt). Es ist daher ein Ausschleichen, also ein langsames Reduzieren der Dosierung, ratsam.

Welche Nebenwirkungen hat Trimipramin?

Trimipramin verursacht eine sehr starke Sedierung (Schläfrigkeit und Müdigkeit), die bei manchen Menschen sogar erwünscht sein kann – etwa, wenn es als Schlafmittel zur Anwendung kommt. Darüber hinaus kann es unter anderem zum Auftreten folgender Nebenwirkungen kommen:

Gerade in der Anfangsphase der Einnahme kann es dabei zu sogenannten Akkommodationsstörungen kommen. Dabei fällt es Betroffenen schwer, ein Objekt mit den Augen scharf zu fixieren.

Des Weiteren kann Trimipramin die Konzentration und die Reaktionszeit negativ beeinflussen. Es ist zwar keine im Straßenverkehr verbotene Substanz, allerdings sollte wenn möglich in der Anfangsphase auf das Autofahren verzichtet werden.
 

Gegenanzeigen: Wann darf Trimipramin nicht eingenommen werden?

Menschen mit Harnverhalt (Unfähigkeit, Urin abzulassen), Prostatavergrößerung, Glaukom (grünem Star), Delir, kürzlich aufgetretenem Herzinfarkt oder Darmverschluss dürfen Trimipramin auf keinen Fall zu sich nehmen.

Hat die betroffene Person eine schwere Leber- oder Nierenerkrankung, Epilepsie, eine Erregungsleitungsstörung im Herzen sowie einen niedrigen Puls, so kann sie Trimipramin zwar grundsätzlich einnehmen, allerdings sollte nach Möglichkeit besser eine Alternative verschrieben werden.

Schwangere Frauen dürfen Trimipramin auf keinen Fall nehmen, da in Tierversuchen eine fruchtschädigende Wirkung nachgewiesen werden konnte. In der Stillzeit sollte ebenfalls darauf verzichtet werden, da nicht bekannt ist, ob Trimipramin über die Muttermilch vom Kind aufgenommen werden kann. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten den Wirkstoff ebenfalls nicht anwenden.

Hat Trimipramin Wechselwirkungen?

Trimipramin hat zahlreiche Wechselwirkungen (Interaktionen) mit anderen Substanzen, hauptsächlich anderen Medikamenten. So interagiert es mit vielen anderen Antidepressiva, aber auch mit Arzneien gegen Epilepsie, hohen Blutdruck und Schizophrenie. Informieren Sie sich daher im Beipackzettel und lassen Sie sich beraten, wenn Trimipramin zeitgleich mit anderen Medikamenten eingenommen werden soll.

Schwarzer Tee vermindert die Aufnahme und Wirkung von Trimipramin. Auf Alkohol sollte während der gesamten Einnahmedauer komplett verzichtet werden.

Kann man von Trimipramin abhängig werden?

Der Mechanismus einer Abhängigkeit ist hochkomplex und auf genetische, biochemische und psychologische Faktoren zurückzuführen. Einfach erklärt ist es so, dass ein positiver Reiz wie etwa Sex oder eine appetitliche Mahlzeit im Gehirn das Belohnungszentrum aktivieren. Evolutionsbiologisch sind solche Mechanismen für das Überleben des Individuums sowie der Art sehr sinnvoll.

Nun haben aber auch Drogen die Fähigkeit, unser Belohnungszentrum in sehr kurzer Zeit überzustimulieren. Ein sehr angenehmer Reiz, in diesem Fall die Droge, möchte von der konsumierenden Person immer und immer wieder erfahren werden. Wird dieser Reiz zur Gewohnheit, kommt es zur Sucht.

Jedoch zählt Trimipramin zu den Substanzen, die nicht süchtig machen. Auch wenn es beim Absetzen zu so etwas wie Entzugssymptomen kommen kann, handelt es sich dabei nicht um eine Abhängigkeit.

Gibt es Alternativen zu Trimipramin?

Aufgrund seiner zahlreichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen ist Trimipramin nicht das Mittel der ersten Wahl bei Schlafstörungen. Sollte die Schlafstörung leicht bis mittelschwer sein, so können eine gute Schlafhygiene (ab eine Stunde vor dem Schlafengehen kein Medienkonsum, angenehme Temperatur im Schlafzimmer etc.) sowie die Einnahme eines Baldrian- oder Lavendelpräparats oft bereits Abhilfe verschaffen.

Klagen Betroffene jedoch über starke Schlafprobleme, so sind Arzneimittel mit stärkerer Wirksamkeit erforderlich. Dann kann kurzzeitig ein sogenanntes Benzodiazepin wie etwa Valium oder ein sehr niedrig dosiertes Neuroleptikum wie etwa Quetiapin helfen. Allerdings sind hierbei ein hohes Abhängigkeitspotenzial beziehungsweise zahlreiche Nebenwirkungen zu beachten.

Wird Trimipramin jedoch aufgrund Depressionen eingenommen, ist der Sachverhalt etwas komplizierter. Leidet die Person an einer leichten depressiven Verstimmung und nimmt keine weiteren Medikamente (einschließlich der Anti-Baby-Pille) ein, so kann ein Versuch mit dem stimmungsaufhellenden Johanniskraut unternommen werden.

Ist die Depression mittelschwer bis schwer, können andere Antidepressiva wie zum Beispiel Mirtazapin, Citalopram oder Fluoxetin zum Einsatz kommen.

Welches Präparat am besten geeignet ist, hängt von Begleiterkrankungen sowie sonstigen Symptomen ab und sollte auf jeden Fall immer ärztlich abgesprochen werden.

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