Betablocker-Tabletten
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Betablocker – wofür & was bewirken sie?

Von: Susanne Köhler, Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 10.01.2020

Bluthochdruck – oder Hypertonie, wie der medizinische Fachbegriff lautet – ist der wichtigste Risikofaktor für Schlaganfall, Herzschwäche und Herzinfarkt. Derzeit leiden in Deutschland mehr als 25 Millionen Menschen an Bluthochdruck.Betablocker kommen dann zum Einsatz, wenn der Bluthochdruck medikamentös behandelt werden muss und auch zur Behandlung einer Herzschwäche finden Sie Anwendung. Doch was genau sind Betablocker und was bewirken sie im Körper? Wie Betablocker funktionieren und was bei der Einnahme zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Was ist ein Betablocker?

Betablocker (auch: Beta-Blocker, β-Blocker oder Betarezeptorenblocker) sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die man zur Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz einsetzt. Unter anderem werden sie bei chronischer Herzinsuffizienz, der koronaren Herzkrankheit (KHK) oder bei Bluthochdruck verschrieben. Wirkstoffe, die zur Gruppe der Betablocker zählen, sind unter anderem Metoprolol, Bisoprolol oder Betaxol.

Was bewirken Betablocker?

Ihre Bezeichnung leiten die Betablocker von den Beta-Rezeptoren ab. Man kann sich diese Rezeptoren gut als "Andockstellen" für Hormone und andere "Botenstoffe" an den Zellen vorstellen.

Sie funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Jeder Rezeptor ist ein Schloss, das mit bestimmten "Schlüsseln", also bestimmten Hormonen, aufgeschlossen werden kann. Die Botenstoffe Adrenalin und Noradrenalin, die zum Beispiel bei Stress vermehrt im Körper zu finden sind, erhöhen den Blutdruck über zwei Mechanismen:

  1. Am Herzen binden sie Beta-1-Rezeptoren und bewirken dort eine Erhöhung der Herzfrequenz und der Schlagkraft des Herzens. So kann das Herz in kürzerer Zeit mehr Blut in den Kreislauf pumpen, wodurch der Körper in der Stresssituation mehr Leistung erbringen kann. Dies erhöht den Blutdruck kurzzeitig – wenn die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin nachlässt, sinkt auch der Blutdruck wieder.
  2. Eine längerfristige Blutdruckerhöhung erreichen die Stresshormone über Beta-1-Rezeptoren an der Niere. Binden sie dort, werden bestimmte Stoffe freigesetzt, die zu einer vermehrten Bildung des Hormons Angiotensin-II führen. Dieses Hormon verursacht eine Verengung der Gefäße und lässt so den Blutdruck ansteigen.

Betablocker blockieren die Beta-Rezeptoren und verhindern so, dass Adrenalin und Noradrenalin binden können. Durch die ausbleibende Wirkung der Hormone sinken der Blutdruck und die Herzfrequenz.

Betablocker gegen Bluthochdruck

Anhand der Erklärung der Funktionsweise wird deutlich, wie Betablocker helfen können, den Blutdruck medikamentös zu senken. Ein leichter Bluthochdruck muss aber nicht immer gleich mit Medikamenten behandelt werden. Oft reicht es aus, die Lebensweise zu ändern etwa durch mehr Bewegung, den Abbau von Übergewicht und die Einschränkung des Nikotin-, Salz- und Alkoholkonsums.

Nach Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten Blutdruck-Werte von 120/80 mmHg als optimal und Werte von 130-139/85-89 mmHg als normal (beziehungsweise hochnormal). Höhere Werte, also ab 140/90 mmHg, müssen behandelt werden. Dabei hängt die Behandlung von der Schwere des Hochdrucks wie auch vom Alter des Betroffenen ab.

Betablocker bei Herzschwäche

Neben der Anwendung gegen Bluthochdruck können Betablocker auch in der Therapie von Herzschwäche eingesetzt werden. Früher ging man zwar davon aus, dass es bei einem schwachen Herzen nicht sinnvoll ist, die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin zu unterdrücken. Trotzdem wurden schon in den 60er Jahren Betablocker bei Patienten mit Herzschwäche angewandt. Inzwischen haben Studien bewiesen, dass die Betablocker auch bei Patienten mit Herzschwäche zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome und einer verbesserten Herzleistung führen.

Die Erklärung für die Wirksamkeit von Betablockern bei Herzschwäche ist, dass das Herz durch die Senkung von Blutdruck und Herzfrequenz weniger arbeiten muss und so die Möglichkeit bekommt, sich zu erholen. Auch eine Abnahme der Herzgröße wurde beobachtet. Dadurch wird das Herz wieder leistungsfähiger und kann pro Herzschlag mehr Blut auswerfen. Der Erholungsfaktor für das Herz ist so groß, dass auch Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz davon profitieren.

Weitere Anwendungsgebiete von Betablockern

Betablocker können auch bei Schilddrüsenüberfunktion, bei Leberzirrhosen mit Pfortaderhochdruck, Durchblutungsstörungen am Herzen und Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Dabei blockieren die Betablocker die Beta-Rezeptoren, die sich an vielen verschiedenen Organen finden, woraus sich die vielfältigen Anwendungsgebiete von Betablockern ergeben:

  • Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden sie in der Regel nur angewendet, wenn eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) vorliegt. Dafür können verschiedene gängige Einzelpräparate mit Wirkstoffen wie Metoprolol oder Bisoprolol eingesetzt werden. Sonderfall ist die sogenannte thyreotoxische Krise, eine Entgleisung einer Schilddrüsenüberfunktion, die zum Beispiel durch Infektionen oder jodhaltiges Kontrastmittel ausgelöst werden kann. Dann wird bevorzugt der Betablocker Propanolol angewendet, der die Herstellung von aktiven Schilddrüsenhormonen unterdrückt und zudem gegen die bei dem Krankheitsbild auftretenden Symptome Zittern und Unruhe wirkt.
  • Bei Durchblutungsstörungen am Herzen – also koronarer Herzkrankheit – und nach Herzinfarkten werden Betablocker ebenfalls eingesetzt, um die Herzfrequenz zu senken. Denn dadurch muss das Herz weniger Arbeit leisten und der Sauerstoffverbrauch wird geringer, was sinnvoll ist, da durch die verminderte Durchblutung das Herz mit weniger Sauerstoff versorgt wird. Hierbei können ebenfalls viele der gängigen Betablocker als Einzelpräparat angewendet werden.
  • Gleiches gilt auch für verschiedene Formen der Herzrhythmusstörungen, bei denen die Herzfrequenz erhöht ist (zum Beispiel bei Vorhofflimmern).
  • Bei Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck wird hingegen meist Propanolol, seltener Carvedilol eingesetzt. Diese beiden Betablocker senken den Druck in der Pfortader, indem sie zu einer Erweiterung des Gefäßes führen.

Die richtige Anwendung von Betablockern

Eine Behandlung mit Betablockern muss "einschleichend", also mit geringen Dosierungen, die nur langsam steigen, beginnen. Das Beschwerdebild kann sich auch anfänglich verschlechtern. Der therapeutische Erfolg einer Betablocker-Therapie setzt meistens erst nach drei Monaten ein. Betablocker dürfen deshalb nur bei Patienten verabreicht werden, die sich seit einiger Zeit in einem stabilen Zustand befinden.

Betablocker als Kombinationspräparate

Betablocker sind vielfach als Kombinationspräparate auf dem Markt. Kombinationspräparate vereinen in der Regel Betablocker mit einem Entwässerungsmittel (Hydrocholorothiazid; HCT) und sind insbesondere bei der Bluthochdrucktherapie sinnvoll, da HCT blutdrucksenkend wird. Sie werden auch bei mittelgradiger bis schwerer Herzschwäche angewendet, wenn Wassereinlagerungen auftreten.

Nebenwirkungen von Betablockern

Betablocker dürfen bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, bei sehr langsamem Herzschlag, bei extrem niedrigem Blutdruck, Asthma und einigen anderen Erkrankungen nicht verabreicht werden.

Zu den Nebenwirkungen gehören unter anderem:

Die Nebenwirkungen verschwinden in der Regel nach Absetzen des Präparates – bei vielen Patienten hilft auch der Wechsel zum Präparat eines anderen Herstellers. Daher sollten Patienten während einer Behandlung mit Betablockern in engem Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt stehen und ihm eventuelle Komplikationen direkt mitteilen.

Betablocker – nicht bei Bluthochdruck durch Stress geeignet

Bei Patienten, deren Bluthochdruck in erster Linie auf Stress beruht, könnte die Behandlung mit Betablockern jedoch dann problematisch werden, wenn der Stress nicht beseitigt wird. Weil diese Medikamentenklasse verstärkt zu Müdigkeit und Leistungsabfall führen kann, kann ein Teufelskreis "Stress-Hochdruck-Medikament-Leistungsabfall-höherer Stress-..." entstehen.

Vor allem junge, dynamische Menschen laufen Gefahr, in diesen Kreislauf zu geraten. Die Gründe für den Hochdruck müssen deshalb vor Beginn der Behandlung abgeklärt und während der Behandlung permanent überprüft werden.

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