Tetrazepam gegen Schmerzen
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Tetrazepam kann abhängig machen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Tetrazepam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine, der zur Behandlung von Muskelverspannungen eingesetzt wurde. Benzodiazepine wirken beruhigend sowie angst-, spannungs- und erregungsdämpfend. Da Tetrazepam schnell abhängig machen kann, ist der Wirkstoff nicht für Personen mit einer akuten oder früheren Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit geeignet. Erfahren Sie hier mehr über Nebenwirkungen, Dosierung, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen von Tetrazepam.

Wirkung von Tetrazepam

Tetrazepam wurde in erster Linie als Muskelrelaxans eingesetzt. Durch den Wirkstoff können Muskelverspannungen, die durch Erkrankungen an der Wirbelsäule und den Gelenken ausgelöst werden, behandelt werden. Daneben wurde Tetrazepam auch zur Therapie von einer krankhaft gesteigerten Muskelspannung (spastisches Syndrom) verschrieben. Der Wirk­stoff darf seit 1. August 2013 nicht mehr verschrieben werden, da schwerwiegende Haut­re­aktionen auftreten können.

Nebenwirkungen von Tetrazepam

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Tetrazepam zählen Schwindelgefühle, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit, Artikulationsstörungen, Gangunsicherheit sowie eine Einschränkung des Reaktionsvermögens. Zudem können Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Verstopfungen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Einige der genannten Nebenwirkungen können im Verlauf der Behandlung nachlassen.

Gelegentlich können als Nebenwirkungen von Tetrazepam Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, die sich unter anderem durch gerötete und geschwollene Hautpartien und Schleimhäuten äußern. Selten kann es nach der Einnahme außerdem zu Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, depressiven Verstimmungen, Blutdruckabfall, einer Atem- und Muskelschwäche sowie einer Abnahme der Libido kommen.

Teilweise können während der Einnahme von Tetrazepam auch Reaktionen auftreten, die im Gegensatz zur eigentlichen Wirkung der Substanz stehen. Zu diesen Reaktionen zählen beispielsweise Schlafstörungen, Angst und Wutanfälle. Bei einer solchen Wirkungsumkehr, die besonders bei Kindern und älteren Personen auftreten kann, sollte die Behandlung beendet werden.

Einnahme kann abhängig machen

Die Einnahme von Tetrazepam kann bereits nach kurzer Zeit zur Abhängigkeit führen. Meist genügt dafür schon die tägliche Einnahme einer üblichen Dosis über wenige Wochen. Deswegen sollte spätestens vier Wochen nach Behandlungsbeginn durch einen Arzt überprüft werden, ob die Einnahme des Wirkstoffes noch nötig ist.

Wird der Wirkstoff nach einer längeren Einnahme plötzlich abgesetzt, können schwere Entzugserscheinungen auftreten. Dazu können Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, vermehrtes Träumen, Angst, Unruhe, Zittern, Schwitzen, Wahnvorstellungen, Depressionen, Muskelschmerzen, Spannungszustände und Krampfanfälle gehören.

Teilweise treten die Entzugserscheinungen auch mit einer Verzögerung von einigen Tagen ein. Sie können zwischen einigen Tagen und wenigen Wochen anhalten. Um die Entzugserscheinungen möglichst gering zu halten, sollte beim Beenden der Behandlung mit Tetrazepam der Wirkstoff nie abrupt abgesetzt, sondern die Dosis langsam verringert werden.

Dosierung von Tetrazepam

Tetrazepam war verschreibungspflichtig und durfe nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Dieser hatte die für Sie individuell optimale Dosierung ermittelt. Bitte verstehen Sie deswegen die folgenden Dosierungsangaben nur als allgemeine Richtlinie.

Zu Beginn der Behandlung wird die Dosis in der Regel schrittweise gesteigert, bis die kleinste wirksame Dosis ermittelt wurde. Erwachsenen nehmen zu Beginn meist 50 Milligramm Tetrazepam ein – eine Steigerung auf bis zu 200 Milligramm ist möglich. Bei spastischen Syndromen können in Einzelfällen bis zu 400 Milligramm pro Tag eingenommen werden.

Da nach der Einnahme von Tetrazepam Gedächtnislücken auftreten können, sollte der Wirkstoff am besten abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Ansonsten kann es passieren, dass Sie nach der Einnahme Handlungen ausführen, an die Sie sich später nicht mehr erinnern können.

Bei einer regelmäßigen Einnahme kann die Wirkung von Tetrazepam mit der Zeit nachlassen. Erhöhen Sie in einem solchen Fall keinesfalls eigenmächtig die Dosis, sondern wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt.

Bei Überdosierung sofort zum Arzt

Wenn Sie eine zu große Dosis Tetrazepam eingenommen haben, sollten Sie unbedingt einen Arzt kontaktieren und von diesem den Schweregrad der Vergiftung beurteilen lassen. Bei einer leichten Überdosierung können Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schläfrigkeit, Verwirrung sowie Gangunsicherheit und Muskelschwäche auftreten. Stärkere Dosen können zu Bewusstlosigkeit, Atemstörungen sowie einem Kreislaufkollaps führen.

Gegenanzeigen von Tetrazepam

Tetrazepam darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff selbst oder gegen andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine wie beispielsweise Diazepam vorliegt. Daneben darf der Wirkstoff auch nicht eingenommen werden bei:

  • einer akuten oder früheren Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten
  • einer schweren Beeinträchtigung der Atmung
  • einer akuten Augeninnendruckerhöhung
  • Atemaussetzern während des Schlafes (Schlafapnoe-Syndrom)
  • Kindern unter einem Jahr

Patienten mit schweren Leberschäden, eingeschränkter Nierenfunktion, Atemschwäche oder krankhafter Muskelschwäche (Myasthenia gravis) müssen während der Einnahme von Tetrazepam sorgfältig ärztlich überwacht werden. Gleiches gilt für Patienten, die an einer akuten Vergiftung mit Alkohol, Schmerzmittel, Schlafmitteln, Neuroleptika oder Antidepressiva leiden. Auch bei Bewegungsstörungen, die durch Erkrankungen von Gehirn oder Rückenmark ausgelöst werden, ist Vorsicht geboten.

Bei älteren Personen kann es passieren, dass Tetrazepam langsamer abgebaut wird als gewöhnlich. Zudem reagieren sie häufig besonders empfindlich auf den Wirkstoff. Deswegen müssen ältere Personen bei der Einnahme von Tetrazepam besonders sorgfältig beobachtet werden – vor allem, wenn sie einen schlechten Allgemeinzustand aufweisen.

Tetrazepam während der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft sollte Tetrazepam nicht oder nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung eingenommen werden. Denn durch den Wirkstoff können Fehlbildungen und geistige Einschränkungen beim ungeborenen Kind hervorgerufen werden. Wird der Wirkstoff während der Schwangerschaft regelmäßig, in höheren Dosen oder während der Geburt eingesetzt, können beim Kind Entzugserscheinungen wie schlaffe Muskeln, Atembeschwerden und Trinkschwäche auftreten.

Wird Tetrazepam während der Stillzeit eingenommen, sollte vorher abgestillt werden. Denn der Wirkstoff geht in die Muttermilch über und wird bei Säuglingen deutlich langsamer abgebaut als bei Erwachsenen. Dadurch können Nebenwirkungen wie Trinkschwäche oder Atembeschwerden auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Wird Tetrazepam gleichzeitig mit bestimmten anderen Medikamenten eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen kommen.

  • Wird Tetrazepam gleichzeitig mit Substanzen, die im Zentralnervensystem wirken – beispielsweise Alkohol, Psychopharmaka, opioide Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie H1-Antihistaminika - eingenommen, kann es zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung kommen.
  • Durch die Einnahme von Omeprazol, Cisaprid, Cimetidin und Grapefruitextrakten kann die Wirkung von Tetrazepam gesteigert werden.
  • Tetrazepam verstärkt die Wirkung von anderen Muskelrelaxanzien, daraus kann vor allem bei älteren Personen oder hoher Dosierung eine erhöhte Sturzgefahr resultieren.
  • Durch die zeitgleiche Einnahme von Tetrazepam und Clozapin wird das Risiko eines Kreislaufversagens erhöht.
  • Cholinesterase-Hemmstoffen schwächen eventuell die muskelentspannende Wirkung von Tetrazepam ab.
  • Wird Tetrazepam gemeinsam mit anderen Wirkstoffen aus der Gruppe der Benzodiazepine eingenommen, steigt die Gefahr einer Abhängigkeit.

Blutdrucksenkende Mittel, Antikoagulantien, Antidiabetika und hormonelle Verhütungsmittel sollten gemeinsam mit Tetrazepam nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Bei gleichzeitiger Einnahme können sich nicht vorhersehbare Wechselwirkungen ergeben.

Während der ersten Tage der Einnahme sollte auf Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen verzichtet werden. Auch später kann die Konzentration und das Reaktionsvermögen durch Tetrazepam negativ beeinflusst werden. Dann muss der behandelnde Arzt im Einzelfall entscheiden, ob das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen möglich sind.