Patientenschützer wollen nach Klinikatlas auch Portal zu Qualität von Arztpraxen
Die Stiftung Patientenschutz hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, nach dem kürzlich gestarteten Klinikatlas auch ein staatliches Online-Portal zur Qualität von Arztpraxen auf den Weg zu bringen. Mit einem angeschlossenen Bewertungsportal könne auch die Zufriedenheit der Patienten erfasst werden, sagte Vorstand Eugen Brysch den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Montag. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hielt von den Plänen nichts.
Patientinnen und Patienten könnten sich durch einen Praxisatlas "umfassend und vergleichend über Versorgungsqualität, Präsenz, Fehlerkultur und das medizinische Angebot informieren", sagte Brysch. Er beklagte eine mangelnde Kontrolle der Praxen. "Schon eine relativ einfache Überprüfung der tatsächlichen Präsenzstunden von Arztpraxen findet nicht statt", kritisierte er. Es gebe keine externen Kontrollen zur Versorgungsqualität, obwohl es hier einheitliche Leitlinien gebe.
Der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Markus Beier, warf Brysch "Unkenntnis" der aktuellen Herausforderungen des Gesundheitssystems vor. Es gebe einen aktuten Personalmangel bei Hausärztinnen und Hausärzten sowie beim Praxis-Personal, sagte Beier der Nachrichtenagentur AFP. "Dieser wird mehr und mehr dazu führen, dass zunehmend Patientinnen und Patienten keine Hausarztpraxis mehr finden werden beziehungsweise die Zeit, die zur Behandlung bleibt, immer knapper wird." Daran "werde ein Bewertungsportal rein gar nichts verbessern".
Als wichtige Maßnahme zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung nannte Beier "eine sinnvoll umgesetzte Entbudgetierung", also den Wegfall von Honorarobergrenzen. Vorgesehen ist die Entbudgetierung in einem Gesetz zur Verbesserung der ambulanten Versorgung, über das der Bundestag im Juni in erster Lesung beraten hat.
Der Klinik-Atlas war Mitte Mai an den Start gegangen. Über das Portal www.bundes-klinik-atlas.de lassen sich Informationen für jede einzelne der rund 1700 deutschen Kliniken abrufen.