Praxis-Warnstreik am Donnerstag - längere Wartezeiten beim Arzt möglich
Wegen eines Warnstreiks des Praxispersonals müssen Patientinnen und Patienten am Donnerstag mehr Zeit für den Arztbesuch einplanen. Der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) rief bundesweit rund 330.000 Medizinische Fachangestellte und Arzthelferinnen auf, durch Arbeitsniederlegungen ihrer Forderung nach besserer Bezahlung Nachdruck zu verleihen. Laut Verbänden kann es dadurch zu Verzögerungen und einzelnen Praxisschließungen kommen.
Die Patienten sollen "wenn möglich vorab ihre Hausarztpraxis kontaktieren", um sich über die Lage zu informieren und gegebenenfalls den Termin zu verschieben, sagte die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Die Akutversorgung werde aber gewährleistet.
Vertreter der Ärzteschaft zeigten Verständnis für den Warnstreik des Personals, das vielfach unter hoher Arbeitsbelastung leide. Der Berufsverband vmf will mit dem Warnstreik grundlegende Verbesserungen beim Gehalt durchsetzen. Den Angaben zufolge ist der Warnstreik ein Novum in der 60-jährigen Geschichte des Verbands.
Der Branchenverband hatte zu Beginn der Tarifverhandlungen im November ein Forderungspaket vorgelegt, das seinen Angaben zufolge auf eine prozentuale Gehaltssteigerung von durchschnittlich 14,6 Prozent über alle Berufsjahr- und Tätigkeitsgruppen hinausläuft. Das Angebot der Arbeitgeberseite würde den Angaben zufolge eine durchschnittliche Erhöhung von 5,5 Prozent bewirken.
Buhlinger-Göpfarth, die Vorsitzende des Hausärzteverbands, forderte Politik und Krankenkassen zu einer besseren Entlohnung der Praxen auf, so dass diese ihr Personal besser bezahlen können. Zur Lage der Praxisbeschäftigten sagte die Verbandsvorsitzende zu AFP: "Durch ihren unermüdlichen Einsatz halten sie unsere Praxen nicht nur am Laufen, sie spielen auch in der Patientenversorgung eine immer zentralere Rolle".
Es sei deswegen "nur nachvollziehbar", wenn der Branchenverband des Praxispersonals (vmf) "immer lauter auf eine zeitnahe finanzielle Stärkung der Praxisteams pocht", sagte Buhlinger-Göpfarth.
Wichtig sei es nun, dass die Praxisinhaber in die Lage versetzt werden, das Personal besser zu bezahlen, sagte sie zu AFP. Dies sei "angesichts des wachsenden Kostendrucks auf die Praxen einfach nicht umsetzbar". Hier brauche es "dringend ein Umdenken bei Krankenkassen und Politik".
Auch der Virchowbund, der die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vertritt, unterstützt den Streik. "Die Praxen sind chronisch unterfinanziert, das bekommen auch unsere MFA täglich zu spüren", erklärte Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Virchowbundes.
Heinrich wies darauf hin, dass sich inzwischen bei den Praxisangestellten "Stress und Arbeitsbelastung ins Unerträgliche" steigerten. "Viele orientieren sich trotz Liebe zu ihrem Beruf um und verlassen die ambulante Versorgung." Der Virchowbund rief alle Praxisinhaberinnen und -inhaber auf, den Streik "so weit wie möglich" zu unterstützen.
Der Warnstreik soll laut vmf die für Donnerstag geplante nächste Verhandlungsrunde flankieren. Geplant sind dem Verband zufolge auch Protestaktionen vor der Bundesärztekammer in Berlin sowie in Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart.