Ursache für tödliche Atemwegserkrankungen bei Pinguinen in Neuseeland gefunden
In Neuseeland haben Wissenschaftler offenbar die Ursache für rätselhafte Atemwegserkrankungen gefunden, an denen viele Küken der stark gefährdeten Gelbaugenpinguine verenden. "Wir haben zwei Viren gefunden, die wahrscheinlich dafür verantwortlich sind", sagte die Virologin Jemma Geoghegan der Nachrichtenagentur AFP. Die tödlichen Atemwegserkrankungen würden vermutlich von einem neuartigen Gyrovirus und einem neuartigen Megrivirus ausgelöst. Tierschützer hoffen nun auf einen Impfstoff.
Die nur in Neuseeland heimischen Gelbaugenpinguine sind an einem Band aus blassgelben Federn um die Augen und am Hinterkopf zu erkennen. Sie leben in Brutkolonien im Südosten der neuseeländischen Südinsel und auf einigen subantarktischen Inseln Neuseelands.
Die Art gilt als stark gefährdet. Nach Schätzungen des neuseeländischen Umweltministeriums gibt es nur noch etwa 2400 ausgewachsene Exemplare. Die Population auf dem Festland ist nach Angaben von Tierschützern seit 2008 um 75 Prozent zurückgegangen. Feinde der Pinguine sind Hunde, Katzen, Frettchen und andere Marder an Land sowie Barracudas im Meer. Aber auch der Klimawandel und Infektionskrankheiten setzen den scheuen Einzelgängern zu.
Die rätselhaften Atemwegserkrankungen wurden erstmals 2019 bei Pinguinküken entdeckt, die in eine Klinik für Wildtiere in Dunedin gebracht worden waren. "Sie konnten ihren Kopf nicht halten und keuchten mit glasigen Augen", berichtet Klinikleiterin Lisa Argilla. "Es war herzzerreißend, diese kleinen Küken in einem so schlimmen Zustand zu sehen." Alle Küken mit Symptomen seien gestorben - "wir konnten nichts tun, um sie zu retten", erinnert sich Argilla.
Die Experten gehen davon aus, dass die beiden Krankheiten seitdem etwa 25 Prozent der Gelbaugenpinguin-Küken getötet haben - etwa 50 Jungvögel pro Jahr.
Mithilfe einer Viren-Sequenzierung, mit der etwa auch Corona-Varianten identifiziert werden, wurden nun die beiden neuartigen Virus-Typen als wahrscheinliche Ursache identifiziert. Nun sei aber noch viel Forschungsarbeit nötig, "um herauszufinden, ob wir die Krankheit verhindern oder behandeln können", sagt Geoghegan, die Professorin an der Universität von Otago in Dunedin ist.
Bis dahin werden alle frisch geschlüpften Küken aus den Brutkolonien geholt und in die Tierklinik gebracht, um sie vor einer Infektion zu schützen. Im vergangenen Jahr konnten 90 Prozent der Küken wohlbehalten in die Kolonien zurückgebracht werden. Mehr als 140 Küken hätten so eine zweite Chance im Leben erhalten, sagt Argilla. "Wenn wir sie im Nest gelassen hätte, wären die meisten wahrscheinlich einer der beiden Krankheiten erlegen."
Der Aufwand, dutzende Küken von Hand aufzuziehen, ist allerdings riesig. Jeden Tag muss die Klinik bis zu zehn Kolleginnen und Kollegen einplanen, die bei den fünf täglichen Fütterungen helfen. Klinikleiterin Argilla hofft, dass bald ein Impfstoff gefunden wird. Bis dahin könne ihre Klinik nur "einzelne Vögel" retten und den Populationsrückgang so "hoffentlich verlangsamen".