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Vergewaltigung und Tötung von Ärztin in Indien: 33-Jähriger muss lebenslang in Haft

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 20.01.2025 - 11:37 Uhr

Nach der Vergewaltigung und Tötung einer Ärztin in einem Krankenhaus in Indien ist ein 33-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Richter Anirban Das, der den Angeklagten Sanjoy Roy am Samstag schuldig gesprochen hatte, sagte am Montag bei der Verkündung des Strafmaßes, die Todesstrafe sei in dem Fall nicht gerechtfertigt. Die Familie des Opfers äußerte sich schockiert.

Die 31-jährige Ärztin war am 9. August in einem staatlichen Krankenhaus in Kolkata tot aufgefunden worden. Sie wurde im Seminarraum des Lehrkrankenhauses gefunden, wo sie sich offenbar während einer 36-Stunden-Schicht ausgeruht hatte. Eine Autopsie bestätigte, dass die Frau vergewaltigt wurde.

Der 33-jährige Roy, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Krankenhauses, wurde einen Tag nach dem Fund der Leiche festgenommen und als einziger Verdächtiger angeklagt und vor Gericht gestellt. Im Prozess beteuerte er seine Unschuld. Die Familie der getöteten Ärztin ging von einer Gruppenvergewaltigung aus. 

Das Verbrechen hatte in Kolkata und vielen anderen Städten Proteste ausgelöst. Klinikbeschäftigte traten in den Streik und forderten bessere Sicherheitsvorkehrungen in staatlichen Krankenhäusern. 

Demonstranten und die Familie des Opfers forderten nach dem Schuldspruch die Todesstrafe für den Angeklagten. Einfache Menschen würden "das Vertrauen in die Justiz verlieren, wenn er nicht die Todesstrafe bekommt", sagte die Mutter der getöteten Ärztin. Der Vater des Opfers fügte hinzu: "Er hat das Leben unserer Tochter brutal ausgelöscht. Er hat das gleiche Schicksal verdient."

Richter Das verurteilt den Mann aber nur zu lebenslanger Haft. Roys Vergehen falle nicht in die juristische Kategorie der "seltensten der seltenen Fälle", sagte er zur Begründung. 

"Wir sind schockiert über das Urteil", sagte der Vater des Opfers nach der Strafmaßverkündung. "Wir werden weiter kämpfen und nicht zulassen, dass die Ermittlungen beendet werden", fügte er unter Tränen hinzu. "Komme was wolle, wir werden für Gerechtigkeit kämpfen."

Für indische Verhältnisse waren die Ermittlungen und das Gerichtsverfahren in dem Fall sehr schnell abgeschlossen worden. Verurteilungen wegen Vergewaltigungen sind in dem Land weiterhin selten, die Gerichtsverfahren ziehen sich oft jahrelang hin. 

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet. 2022 wurden in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern im Schnitt fast 90 Vergewaltigungen pro Tag gezählt. Wegen der Stigmatisierung der Opfer und mangelnden Vertrauens in Polizei und Justiz werden viele Fälle gar nicht angezeigt. 

2012 hatte die Gruppenvergewaltigung einer indischen Studentin in Neu Delhi weltweit für Entsetzen gesorgt. Die 23-jährige Jyoti Singh wurde in einem Bus von fünf Männern und einem Jugendlichen angegriffen, vergewaltigt und mit einer Eisenstange misshandelt. Danach warfen die Männer ihr Opfer schwer verletzt aus dem Bus. Die junge Frau erlag später in einem Krankenhaus ihren Verletzungen.